Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
ich habe eine Menge Erfahrung mit Küchen, die nicht gerade perfekt sind.«
    Im Gegensatz zu den anderen zeigte sie sich nicht im Mindesten erschüttert von dem Campingherd, mit dem sie zurechtkommen mussten, bis sich der solide Ölofen überreden ließ, sein Werk zu tun. Und der Mangel an Gerätschaft gleich welcher Art, wenn man von einem recht unhygienischen Holzlöffel und einem rostigen Messer mit lockerem Griff absah, brachte Perdita ebenfalls nicht aus der Fassung. »Ich fühle mich praktisch wie zu Hause«, versicherte sie.
    Auch ihre lange vernachlässigten künstlerischen Fähigkeiten wurden ans Licht gezerrt. Das Haus war groß, schmutzig und leer, aber es war von der Anlage her wunderschön und hatte einen Garten voller herrlicher Tannen. Nachdem eine potenziell weinerliche Lucy sie einmal gebeten hatte, »doch bitte irgendetwas mit dem Wohnzimmer zu machen!«, ließ Perdita ihrer Fantasie freien Lauf.
    Geoff wurde in die nächste Stadt geschickt, um sie nach Lichterketten zu durchkämmen, und Perdita riss einen Arm voller Efeu von den Außenmauern des Hauses und klebte sie mit Tesafilm über die Bilderleiste an die Wand. Sie sägte fast eine ganze Stechpalme ab, die eine Verletzungsgefahr für jeden darstellte, der die Torheit besaß, den Weg entlang zu kommen, und steckte sie in einen riesigen Terrakottatopf. Außerdem fand sie im Garten eine Korkenzieherweide und bastelte aus einigen Ästen einen Designerweihnachtsbaum. Dekoriert wurde das Bäumchen mit den Lichterketten, die Geoff aus der Stadt mitgebracht hatte.
    »Es sieht umwerfend aus«, schwärmte Lucy, wieder einmal den Tränen nahe. »Ein Jammer nur, dass farbige Lichter so ›out‹ sind.«
    »Etwas anderes konnte ich nicht bekommen«, verteidigte sich Geoff.
    »Und ich bin mir ganz sicher, dass ich jemanden gesehen habe, wie er in Changing Rooms bunte Lichter aufhängte«, behauptete Perdita.
    »Ach ja?« Diese Tatsache schien Lucy ungemein aufzumuntern, und Perdita freute sich an ihrer Lüge. »Ihr wart beide einfach genial. Kümmert euch gar nicht um mich. Ich bin immer so, wenn ich schwanger bin.«
    »Wie willst du das dann vor deiner Mutter verheimlichen?« Perdita fand, dass es um aller Beteiligten willen besser sei, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
    »Oh, ich weiß nicht, ich reiße mich wohl am besten einfach zusammen.«
    »Aber warum willst du denn nicht, dass sie es erfährt?«, hakte Perdita nach, nachdem sie Geoff losgeschickt hatte, um trockenes Holz zu suchen, damit sie ein Feuer anzünden und ein wenig Wärme in den kalten Raum bringen konnten. »Es würde sie doch sicher aufmuntern, wenn sie sich auf ein neues Enkelkind freuen könnte, oder?«
    »Oh, ich weiß nicht. Es erscheint nur so egoistisch von uns, miteinander zu schlafen, während sie trauert und nie wieder Sex haben kann. Kannst du dir das vorstellen, nie wieder Sex zu haben?«
    Bis vor kurzem hätte Perdita dieser Möglichkeit, ohne mit der Wimper zu zucken, ins Auge gesehen, aber seit neuestem war sie diesbezüglich doch ein wenig unsicher geworden.
    »Hm, ich nehme an, es wäre schrecklich. Aber sie ist doch nicht mal sechzig, vielleicht heiratet sie ja noch einmal.« Lucys Augen füllten sich bei diesem Gedanken mit Tränen. »Und deine Mutter wäre bestimmt entsetzt, wenn sie glauben müsste, du führtest wegen des Todes deines Vaters keine richtige Ehe mehr«, fügte Perdita eilig hinzu.
    Lucy seufzte. »Ich nehme an, das stimmt. Aber ich möchte es ihr lieber doch nicht gerade jetzt erzählen. Sie sorgt sich immer so sehr um mich, wenn ich schwanger bin.«
    Perdita hatte das Gefühl, dass die Befürchtungen von Lucys Mutter wahrscheinlich gerechtfertigt waren. Umzug, Weihnachten und Schwangerschaft auf einmal, das war eine Kombination, die womöglich zu etwas Schrecklichem führen konnte - zu einer Fehlgeburt, einem Nervenzusammenbruch oder doch mindestens zu aufgesprungenen Wangen aufgrund von Lucys nahezu permanentem Tränenstrom. »Also, was willst du sonst noch in diesem Zimmer haben?«
    »Tja, in Schottland hatte ich über dem Kamin immer eine große Girlande aus Tannengrün, an die ich dann die Strümpfe gehängt habe. Ich habe der Familie schon vor einer Ewigkeit welche gestrickt, aber für George und dich musste ich dieses Jahr natürlich welche zusammenstoppeln.«
    Perdita war entsetzt. »Lucy! Wie hast du dazu nur die Zeit gefunden! Du musst verrückt sein! In deiner Situation auch noch alle möglichen Sachen selbst zu machen. Jetzt weine doch

Weitere Kostenlose Bücher