Glücksboten
»Ich hoffe, es macht ihr nichts aus.«
»Deine Mutter interessiert sich doch nicht für Fengshui, oder?«, fragte Geoff.
»Ich glaube nicht, aber darum geht es doch nicht, oder? Entweder ist etwas schlecht für dich oder nicht. Du brauchst nicht daran zu glauben.«
»Aber Liebling!« Jake schien sich vorgenommen zu haben, sich den Rest des ihm verbliebenen Haares auszureißen. »Ich dachte, du wärst ganz versessen gewesen auf ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad! Ich dachte, das sei einer der Hauptgründe, warum wir dieses Haus gekauft haben!«
»Oh, mir ist es egal. Ich möchte nur, dass es für Mummy okay ist.«
Jake seufzte das Seufzen eines Mannes, der die Hoffnung aufgegeben hatte, seine Frau jemals zu verstehen. »Wer möchte noch einen Drink?«
»Ich glaube, wir alle möchten im Grunde einfach nur ins Bett«, meinte Perdita, die sich seit einigen Minuten nach ihrem eigenen Zuhause und ihrem eigenen Bett sehnte, in dem sie um diese Zeit normalerweise schon stundenlang geschlafen hätte.
»Na schön, dann wenigstens einen Schlummertrunk.« Er verteilte den Rest des Punschs auf die verschiedenen Gläser, mit Ausnahme von Lucys.
»Ich hoffe, ich störe euch nachts nicht«, meinte Lucy entschuldigend. »Ich muss im Augenblick ziemlich oft zur Toilette.« Sie hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf und schluckte. »Ich bin schwanger. Erzählt es Mummy nicht. Deshalb habe ich im Moment so nah am Wasser gebaut. Aber ich komme bestens klar, wenn niemand davon redet.«
»Die Kinder sind fasziniert«, fuhr Jake fort. »Sie sehen Lucy dauernd an und rufen: ›Mummy weint schon wieder.‹«
»Du bist keinen Deut besser!«, blaffte Lucy. »Du gibst ständig Dinge von dir wie: Jemand hat den Wasserhahn aufgedreht.‹« Sie lachte mit einem Unterton von Hysterie darin. »Ich nehme an, es ist wirklich ein bisschen bizarr. Ich hoffe bloß, Mummy merkt nichts.«
Perdita dachte, dass Lucys Mutter schon blind und taub sein musste, um nichts zu bemerken, wollte aber nicht darauf hinweisen.
»Ich glaube nicht, dass Perdita sich wirklich gern ein Zimmer mit mir teilen möchte«, erklärte Geoff und stand auf. »Vielleicht schlafe ich besser hier unten.«
Lucy runzelte die Stirn. »Okay, aber wenn Mummy hier ist, musst du versprechen, dein Bettzeug wegzuschaffen, bevor sie aufsteht. Es erinnert so an Studentenbuden, wenn man jemanden zum Schlafen auf dem Sofa da hat.«
»Es macht mir wirklich nichts aus, ein Zimmer mit Ihnen zu teilen, Geoff, doch wenn Sie lieber hier unten schlafen wollen ...« Perdita fragte sich flüchtig, wie sie sich wohl gefühlt hätte, hätte sie sich ein Schlafzimmer mit Lucas teilen sollen. Nicht halb so entspannt, dachte sie. Aber andererseits konnte man Geoff nicht direkt als einen Ausbund an Erotik beschreiben, nicht einmal eine frustrierte geschiedene Frau wie sie selbst hätte das fertig gebracht. Sie leerte ihr Glas. »Also, dann krempeln wir uns am besten die Ärmel hoch und bauen diese Kinderbetten zusammen. Lucy sieht ziemlich fertig aus.«
Als sie nach oben gingen, überlegte Perdita, dass die Weihnachtsfeste mit Kitty ihr plötzlich ruhig, behaglich, aber doch ein wenig langweilig erschienen. Das war es, womit viele Familien an Weihnachten zu kämpfen hatten - die Jagd nach Perfektion ohne die geringste Chance auf Erfolg. Sie hoffte, dass sie dem gewachsen sein würde.
Am Heiligabend, der seinen eigenen Anteil an Ritualen hatte, erschien Perdita in der Küche und erbot sich, das Essen zu kochen. »Nicht dass ich eine große Köchin wäre«, erklärte sie Jake.
»Unwichtig! Ich muss mich sputen und ein verflixtes Puppenhaus zusammenbauen! Und die Anweisungen mögen für einen Japanisch sprechenden Architekten ja glasklar sein, aber für mich sind sie ein Buch mit sieben Siegeln.«
»Geoff wird dir helfen. Er kommt mir vor wie ein Mann, der Gebrauchsanweisungen liest.«
»Warum Lucy bloß darauf besteht, ihnen ein Puppenhaus zu schenken, wo man nur daran arbeiten kann, wenn sie schlafen, was praktisch nie der Fall ist ...«
»Ich tue das, damit sie ihr eigenes Haus haben, in das sie einziehen können«, sagte Lucy, die gerade in die Küche kam. »Aus dem gleichen Grund schenkt man dem ersten Kind eine Babypuppe, wenn das zweite unterwegs ist. Oh, Jake! Ich dachte, du wärst da meiner Meinung gewesen!«
»Ich bereite das Abendessen zu«, entschied Perdita schnell, bevor Lucy in Tränen ausbrechen konnte. »Ich habe es Jake schon erklärt. Ich bin keine große Köchin, aber
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