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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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ging, draußen, sahen sich die Sterne an, genossen den Duft der Glockenblumen und fieberten der nächsten Nacht entgegen. Und wenn es zu kalt wurde, um draußen zu bleiben, stürmten sie zurück ins Haus, heizten den Ofen, zündeten Kerzen an und gingen ins Bett.
    Da sie einen so großen Teil der Nacht darauf verwandten, sich zu lieben, holten sie den Schlaf gelegentlich tagsüber nach. Perdita gewöhnte sich daran, ihr Haar in Regenwasser zu waschen, sich die Zähne am Bach zu putzen und sich hübsche, abgeschiedene Fleckchen zu suchen, um sich zu erleichtern. Lucas war so liebenswert, er brachte ihr das Rudern bei und las ihr vor, während sie döste, oder er ging zwischen den Felsen auf die Jagd, um Edelsteine für sie zu finden.
    Damals schenkte er ihr auch einen Rosenquarz, geformt wie ein makelloses Ei, den sie noch immer irgendwo aufbewahrte. Es war ihr unmöglich gewesen, dieses Symbol der Liebe wegzuwerfen, obwohl sie ihren Verlobungsring und den Hochzeitsring mit Freuden für einen guten Zweck gestiftet hatte. Sie hatte damals einen Kompromiss geschlossen, indem sie den Stein in eine der Kisten geworfen hatte, in denen ihre Eltern ihre Sachen aufbewahrten, und sie hatte sich nicht gemerkt, welche Kiste das war.
    Die Flitterwochen waren ein Sommeridyll, das sich in Luft auflöste, als sie in die Zivilisation zurückkehrten. Sie kauften sich eine kleine Wohnung in London. Lucas hatte einen hochkarätigen Job, für den er zu unerfahren und zu jung war. Um auf dem Laufenden zu bleiben, machte er Überstunden, und wenn er abends zurückkam und herausfand, dass Perdita den Tag damit zugebracht hatte, ziemlich epigonenhafte Aquarelle zu malen, wurde er wütend. Rückblickend begriff Perdita, dass ihre Bilder wirklich grässlich gewesen waren und dass nicht sie, sondern sein Job wahrscheinlich der Grund für seinen Ärger gewesen waren. Aber sie war diejenige, an der er seine negativen Gefühle ausließ. Ihm zuliebe nahm sie einen Teilzeitjob in einer Bar an, aber er wurde eifersüchtig auf die Gäste. Lucas lud seine hochkarätigen Kollegen zum Essen nach Hause ein, doch Perdita konnte nicht kochen, und ihr feenhaftes, romantisches Aussehen wirkte kindisch und unkultiviert neben den gepflegten, gut bezahlten Frauen, mit denen er Umgang pflegte. Perdita versuchte nicht einmal, mit ihnen zu konkurrieren. Sie himmelte Lucas ohne Wenn und Aber an, aber nicht einmal der Sex, der in Schottland so wunderbar gewesen war, funktionierte noch.
    Sie verweigerte sich ihm niemals, aber sie musste jeden Orgasmus vortäuschen, und obwohl es absolut niederschmetternd war, als es passierte, überraschte es sie nicht, als er eine andere fand.
    Als Perdita endlich einschlief, waren ihre Träume noch immer beherrscht von dem Abend zuvor, sowohl von der hektischen, stressigen Betriebsamkeit der Küche als auch von dem, was nachher beinahe passiert wäre.
    »Zum Teufel mit Lucas«, sagte sie laut, als sie am nächsten Morgen mit schwerem Kopf und immer noch müde aufstand. Aber sie wusste, dass sie nur eine Person für das Geschehene wirklich verantwortlich machte: sich selbst.
    »Zum Teufel mit Lucas«, wiederholte sie. »Wenn er ein Gentleman gewesen wäre, hätte er mich gezwungen, und dann hätte er unter den Schuldgefühlen zu leiden und nicht ich.«
    Die Heuchelei entlockte ihr ein Lächeln, hob ihre Stimmung um mehrere Grad Celsius über den absoluten Nullpunkt tiefster Depression, und sie ging nach unten, um eine Tasse Tee zu trinken.
    Als Perdita William später aufspürte, summte er vor sich hin. Obwohl er zwar nicht direkt von einem Ohr zum anderen grinste, war sein Glück unübersehbar.
    »Dann ist alles gut gelaufen?«, fragte sie ihn. »Ihr habt euch gut amüsiert?«
    »Oh ja. Es war toll.«
    William würde ihr offensichtlich nicht in lyrischen Versen erzählen, wie zauberhaft Janey war und wie sehr er sich in sie verliebt hatte, aber Perdita konnte trotzdem erkennen, dass das Wochenende ihm ungeheuer gefallen hatte.
    Ohne es zu wollen, flackerte ein Hauch von Eifersucht in ihr auf, und sie kam zu dem Schluss, dass sie sich die Peinlichkeit ersparen könne, Lucas so bald wiedersehen zu müssen. »Hm, freut mich, dass alles so gut gegangen ist. Ich möchte, dass du heute die Lieferung für Grantly House übernimmst.«
    »Was? Warum?« William hatte nicht gern direkt mit Kunden zu tun. Er war zu scheu, um in den Arbeitsbereich anderer Menschen vorzudringen, selbst wenn er ihnen Dinge brachte, die sie haben wollten, und

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