Glücksboten
nachdem Perdita das erst einmal herausgefunden hatte, hatte sie ihn nie wieder darum gebeten.
In diesem Falle meinte Perdita jedoch, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Der Gedanke, unter Lucas' fragenden Blicken in die Küche zu spazieren und so zu tun, als wäre nichts geschehen, war ihr unerträglich. Sie würde erst den alten Hass wiederbeleben und abwarten müssen, bis sich in ihre Gefühle für ihn kein Verlangen mehr mischte, bevor sie weitermachen konnte wie gewohnt.
»Die Sache ist die: Lucas und ich sind am Samstagabend ausgesprochen schlecht miteinander zurechtgekommen. Ich möchte ihm nicht wieder begegnen, bevor er Zeit hatte, sich zu beruhigen.« Sie wusste, dass sie ihre Gefühle auf Lucas übertrug, aber es machte ihr nichts aus, ihn zu verleumden. Er hatte sich schließlich als Erster schlecht benommen. »Ich meine, ich habe ziemlich derbe die Beherrschung verloren. Ich habe ihm ein Glas an den Kopf geworfen.«
»Wirklich? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du mit Gegenständen um dich wirfst.«
»Nun ja, normalerweise kann ich das auch nicht, aber Lucas und ich reiben uns aneinander, wann immer wir uns über den Weg laufen. Würdest du daher bitte, bitte heute die Lieferung übernehmen? Außerdem wirst du dann Janey sehen.«
»Ich habe doch überhaupt keine Ahnung, was ich machen soll.«
»Es ist ganz einfach. Du fährst den Lieferwagen nach hinten, gehst durch den Kücheneingang und nimmst die Kisten mit. Heute werden es drei sein, denke ich. Es sind auch ein paar Erbsenpflanzen dabei, die er letzte Woche bestellt, aber nicht bekommen hat. Er kann sie genauso gut heute kriegen.«
»Aber was ist, wenn er sie nicht haben will?«
Perdita war sich nicht ganz sicher, ob William Angst hatte, dass Lucas ihm das unerwünschte Grünzeug vielleicht an den Kopf werfen würde. »Dann wird er es dir sagen, und du bringst sie wieder mit. Es ist kein Problem, sie loszuwerden, ich kann sie später Ronnie mitbringen. Aber Lucas wird sie haben wollen, das verspreche ich dir. Na komm schon, William. Du hast bisher nicht viel Gelegenheit gehabt, den neuen Lieferwagen zu fahren.«
»Oh, na schön.«
»Ich danke dir, William. Du bist der Star des Geschäfts.«
William warf ihr einen ängstlichen Blick zu. Starruhm war das Letzte, wonach er strebte.
Perdita wollte den versäumten Schlaf vor dem Fernseher nachholen. Zwei schlechte Nächte und zwei Tage harter Gartenarbeit hatten sie sehr ermüdet, und mit ein wenig Glück würde die richtige Fernsehsendung ihr zu süßen Träumen verhelfen. Also fluchte sie leise vor sich hin, als es an ihrer Tür klopfte. Als sie dann auch noch sah, dass es Lucas war, in Jeans und Pullover, waren ihre Gefühle gemischt. Sie konnte nicht sagen, ob sie wütend, erfreut, verärgert oder schlicht und einfach zu Tode erschrocken war. Aber definitiv war sie extrem argwöhnisch.
»Was willst du?«, fragte sie scharf. Sie blieb in der Tür stehen, sodass er nicht an ihr vorbei ins Haus treten konnte.
»Ich muss mit dir sprechen.«
»Mein Telefon funktioniert bestens, soweit ich weiß, und du hast wirklich keinen Grund, dich zu entschuldigen. Ich weiß, du hast dich schlecht benommen, aber das habe ich auch getan, und je weniger Worte man darum macht, umso eher wird Gras über die Sache wachsen, meinst du nicht auch?«
Er funkelte sie an. »Ich habe nicht die Absicht, mich zu entschuldigen!« Der bloße Gedanke erzürnte ihn. »Ich bedauere von Herzen, was passiert ist, aber ich werde verdammt noch mal nicht sagen, dass es mir Leid tut!« Er starrte sie wütend an. »In professionellen Küchen kochen die Emotionen oft ziemlich hoch, das weißt du ja. Man sagt und tut Dinge, die man nicht meint. Es gibt keinen Grund, das persönlich zu nehmen.«
»Oh. Dann hast du dich also so benommen, wie du es gegenüber jeder anderen Frau, die dort arbeitet, zum Beispiel Janey gegenüber, ebenfalls getan hättest, ja?« Der Gedanke ließ sie aus vielerlei Gründen frösteln.
»Nein! Mein Gott, du machst aber wirklich aus einer Mücke einen Elefanten! Janey hätte mich nicht so wie du in den Wahnsinn getrieben, genauso wenig wie irgendeine andere ausgebildete Person ...«
»Aber jede andere Frau - ich darf doch davon ausgehen, dass du dich auf Frauen beschränkst -, die ein Neuling wäre und ein paar Fehler gemacht hätte, hätte dieselbe Behandlung erfahren wie ich?«
Er seufzte. »Perdita, du hast ein Glas nach mir geworfen, du hast versucht, mit einem Messer auf mich loszugehen, du
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