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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nächstes Mal, wenn Sie mit Docker sprechen, ihn bitten, nach Leitrim zu kommen. Er könnte viel für Leitrim bewirken und auf uns aufmerksam machen.«
    »Terry, auch ich habe viele freundliche Gefühle für Sie, aber ich kenne Docker gar nicht. Ich werde bestimmt nie mit ihm sprechen.«
    »Versprechen Sie es mir einfach«, sagte er. »Sollten Sie ihm doch einmal begegnen, erzählen Sie ihm bitte von uns.«
    »Das tue ich. Und am Montag schicke ich Ihnen den Wechsel, wenn alles gut geht, haben Sie ihn am Dienstag.«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich repariere die Tür heute noch. Und ein Freund von mir kann das Tor reparieren. Dann haben Sie die Sache aus dem Kopf.«
    Er legte auf, und ich starrte auf das Handy. Manchmal waren Leute so freundlich, dass es mich fast umbrachte.

37
    I ch rief Artie an.
    »Habe ich dich geträumt?«, fragte er.
    Ich lachte. »Ich war ein bisschen bei dir, aber ich konnte nicht schlafen … Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Wayne, du weißt, wie es ist.«
    Er wusste es genau. Er war auch so. Er sprach mit mir nicht über seine Arbeit, weil sie so heikel und hoch vertraulich war, aber ich wusste, er verstrickte sich darin ebenso wie ich mich in meinem Job.
    »Dann verstehe ich es richtig, dass er noch nicht wieder da ist?«
    »Richtig.« Ich erzählte ihm von dem Leitrim-Fiasko. »Artie«, sagte ich dann, »wo ist Wayne deiner Meinung nach?«
    Er schwieg. Er dachte nach. Er kannte das alles von seiner Arbeit. Leute, die einen Selbstmord inszenierten und sich dann mit einem Koffer voll Knete absetzten. Leute, die ihre Geschäftspartner in eine Falle mit einer Prostituierten lockten und sie dann mit Video-Aufzeichnungen erpressten.
    »Ich weiß es nicht, Süße. Die Möglichkeiten sind endlos. Endlos. Die Extreme menschlichen Verhaltens … es gibt keine Grenzen für das, was Menschen zu tun bereit sind und mit wem. Ich werde darüber nachdenken … Aber wie geht es dir, ich meine, das mit deiner Wohnung und so?«
    »Gut.« Ich klang trotzig, fast schon aggressiv, denn das musste sofort aufhören.
    Nach einer Pause sagte er: »Solche Gespräche eignen sich nicht fürs Telefon.« Er klang traurig. »Aber oft ist das schein bar unsere einzige Möglichkeit, ungestört zu sein … Wir haben so ein Halbleben zusammen, wir sehen uns zwar, aber nie so richtig, weil immer die Kinder da sind.«
    »Artie, das klingt gefährlich nach einem Gespräch über das Thema ›Wie können wir das Beste draus machen‹, und du weißt, was ich von solchen Gesprächen halte.«
    »Manchmal sind solche Gespräche unvermeidbar.«
    »Lass uns einfach eine Weile sehen, wie es weitergeht.«
    »Ist gut. Eine Weile. Wie sieht es aus mit heute Abend? Die Kinder sind bei mir, aber kommst du auch? Wir wollen grillen.«
    »Das habe ich gehört. Ich habe Bella heute Morgen um fünf getroffen. Selbst gemachtes Gingerale, habe ich gehört.«
    »Genau. Die Vorbereitungen sind im Gange.«
    »Ich komme.«
    Ich beendete das Gespräch.
    Ich hätte Jay Parker anrufen sollen, stattdessen wanderte ich nach oben in Waynes Büro und schaltete seinen Computer an, ich saß lange davor und versuchte, das Passwort zu erraten.
    Dann, als wäre ein Licht in meinem Kopf angeknipst worden, wusste ich es: »Gloria«. Das musste es sein. Der Name hatte sechs Buchstaben, und Gloria war offensichtlich wichtig für Wayne – wieso war ich nicht eher darauf gekommen?
    Aber wenn ich mich irrte?
    Nein, ich irrte mich nicht. Gloria war der Schlüssel zu allem, das spürte ich tief in mir drinnen.
    Mit zitternden Fingern tippte ich »G«. Dann »L«. Dann »O«. Dann hörte ich auf. Ich wollte nicht weitermachen, falls es nicht »Gloria« war und ich einen meiner drei kostbaren Versuche vergeudete. Aber ich hatte keine anderen Mög lichkeiten mehr. Ich musste es versuchen. Schnell tippte ich die letzten Buchstaben und drückte auf »Eingabe«.
    Nach zwei quälend langen Sekunden kam die Meldung: »Falsches Passwort«.
    Ich starrte lange, sehr lange darauf. Ich wünschte mir, ich hätte es nicht versucht. Solange ich das Wort nicht eingegeben hatte, bestand Hoffnung.
    Die Verzweiflung rollte in Wellen durch mich hindurch, und ich wartete, bis das Schlimmste vorbei war. Trotzdem war Gloria wichtig, sagte ich mir. Sehr wichtig. Ich wusste nur noch nicht, auf welche Weise. Aber irgendwann würde ich es herausbekommen. Und wenn ich erst Gloria gefunden hatte, würde ich auch Wayne finden.
    Außerdem – ich hatte immer noch zwei Versuche für das

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