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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mich nicht überraschen, wenn die Inspektoren eine Broschüre darüber herausbrächten, als Beispiel für andere, wie ein rich tiges Grillfest aussehen sollte.
    Obwohl es sich scheinbar schon dem Ende näherte – es war nach acht Uhr –, war es doch ein perfektes Fest. Die Stimmung war fröhlich, aber nicht zu ausgelassen. Zu den Gästen gehörten offenbar Nachbarn, Kollegen und Freunde der Kinder. Ein zynischer Beobachter hätte womöglich über legt, ob die Gäste wegen ihres attraktiven Aussehens eingeladen worden waren, aber ich wusste, dass es nicht so war. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass sich je ein hässlicher Mensch in das Kräftefeld der Devlins verlaufen sollte, würde man ihm mit derselben Wärme und Herzlichkeit begegnen wie den Gutaussehenden. Aber irgendwie kam es nie dazu.
    Der Garten mit der Holzveranda und dem perfekten Rasen sah aus wie immer – als gehörte er in eine Zeitschrift. Aber mit dem Himmel hatten sie sich besondere Mühe gegeben. Die Grundfarbe war Tiefblau, und offenbar hatten sie ein paar ungewöhnlich zarte Federwolken ausfindig gemacht – sehr weiß mit einem hauchrosa Rand – und sie in einem atemberaubendem Arrangement vor dem Blau angeordnet.
    Im ersten Moment konnte man denken, jemand – wahrscheinlich Vonnie – hätte eine Handvoll Wolken spontan an den Himmel geworfen, wo sie dann irgendwo landeten, aber es war mit Sicherheit viel kunstvoller. Und Vonnie würde ein solches Arrangement niemals dem Zufall überlassen.
    Und hier war sie auch schon und schob die Flaschen mit den verschiedenen Saucen den Bruchteil eines Zentimeters nach links, sodass ein bezauberndes Ensemble entstand.
    »Wieder hier?«, sagte ich. »Bist du jemals nicht hier?«
    Sie lachte und schlang die Arme in einer festen Umarmung um meinen Körper.
    »Komm mit zu Artie«, sagte sie.
    Am Ende des Gartens, bei den Zypressen, führte Artie das Kommando über den Grill. Er trug keine Schürze mit der Aufschrift »Natural Born Griller«. Ein Akt des Widerstands.
    »Sieh ihn dir an«, sagte Vonnie.
    »Das tue ich.«
    »Er muss sich die Haare schneiden lassen.«
    »Muss er nicht.«
    »Sag ihm, er soll sich die Haare schneiden lassen«, sagte sie. »Auf dich hört er.«
    »Ich möchte nicht, dass er sich die Haare schneiden lässt.«
    »Sag ihm, er soll sie sich schneiden lassen.«
    »Nein.« Ich drehte mich so, dass ich ihr in die Augen sehen konnte. »Nein«, sagte ich wieder.
    »Aua.« Sie sah mich funkelnd an. »Du bist ganz schön zäh.« Dann wandte sie sich ab und ließ mich mit Artie allein.
    »Was sollte das gerade?«, fragte ich ihn.
    »Sie möchte, dass ich mir die Haare schneiden lasse.«
    »Aber …« Es ging Vonnie überhaupt nichts an, wie lang er die Haare trug. Sie waren geschieden, er konnte sich die Haare bis zu den Knien wachsen lassen, und es ging sie immer noch nichts an. Aber es war besser, ich hielt den Mund.
    »Und?«, fragte Artie und zeigte auf den Grill. »Kann ich dich verlocken?«
    »Du verlockst mich immer«, sagte ich. »Aber nicht mit einem Burger. Ich war heute schon bei siebzehn Grillfesten.« Wozu erwähnen, dass ich so gut wie nichts gegessen hatte?
    »Ich sollte dich warnen, dass Bella nach dir Ausschau hält«, sagte er. »Sie hat ein Persönlichkeitsquiz zusammengestellt, das ganz auf dich zugeschnitten ist.«
    »Okay.« Der Farmersalat lenkte mich ab. Er sah verblüffend gut aus. Ich blickte versonnen in die Schüssel. Es war normaler Kohl, den ich normalerweise nicht ausstehen konnte, aber er war außerordentlich schön. Was hatten sie damit gemacht?
    Iona schwebte mit einem Glas Wein und einem Glas von dem viel gepriesenen Gingerale auf mich zu. Ich nahm das Gingerale, lehnte aber den Wein ab. »Lieber Cola light?«, fragte sie.
    Ich nickte dankbar.
    »Zwei Sekunden«, sagte sie.
    Bruno stapfte in seinen schwarzen Klamotten umher, die Wangenkochen hatte er mit Rouge betont, und sein langer Pony hing ihm in die Augen. Als er an mir vorbeikam, zischte er: »Was macht die denn hier?«
    »Deinem Dad einen blasen«, zischte ich zurück.
    Und hier war Bella, die mit wichtiger Miene ein Hello-Kitty-Klemmbrett trug. »Helen, ich bin so froh, dich zu sehen. Hast du das Gingerale probiert? Es ist selbst gemacht, musst du wissen.«
    »Und sehr köstlich. Iona holt mir eine Cola light.«
    Bella warf einen scharfen Blick in Richtung Küche. Iona schwebte mit einem Glas auf uns zu.
    »Iona«, sagte Bella. »Beeil dich mit Helens Cola!«
    Iona gab mir das Glas.
    »Danke, Iona«,

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