Glücksfall
Herz.«
Erfreut richtete ich mich auf, erleichtert, dass er gekommen war, dass ich nicht länger mit meinem Kopf allein sein musste. »Woher kennt das Kind Wörter wie ›schroff‹? Was seid ihr Devlins nur für merkwürdige Leute?«
»Vermute ich richtig, dass Wayne wieder aufgetaucht ist? Sonst wärst du doch nicht hier.«
Ich schüttelte den Kopf. »Er ist nicht wieder aufgetaucht. Ich habe beschlossen, die Suche aufzugeben.«
»Warum? Nein, erzähl es mir später.« Er hockte sich neben mich. »Heißt das etwa, du bist morgen Nachmittag frei? Denn ich glaube, ich bin sie alle drei gleichzeitig los. Bella ist bei einer Freundin, Iona macht bei einem Protestmarsch mit, und Bruno geht zu einer Make-up-Party. Könntest du vielleicht vorbeikommen?«
»Bestimmt.«
Leise, so leise, dass ich ihn kaum hören konnte, sagte er: »Gut!« Er streichelte mir über das Gesicht und sah mich mit solcher Intensität an, dass ich ihn beinahe unter Qualen bitten musste: »Oh, Artie, sieh mich nicht so sexy an, das halte ich nicht aus.«
Er stand auf. »Du hast recht. Wir können an dieser Stelle nicht weitermachen.«
»Ich könnte dich damit ablenken«, sagte ich, »dass ich dir alles, was mit Wayne passiert ist, erzähle.«
Artie setzte sich auf den Stuhl, auf dem Bella bis eben gesessen hatte, und ich blieb auf dem Sitzsack.
»Aber zuerst will ich dir von der Probe im MusicDrome erzählen. Wirklich, Artie, es war eine einzige Katastrophe.« Ich erzählte ihm die ganze traurige Geschichte, das mit den Schwanenkostümen, dem Computerausfall, John Josephs Wutanfall, Frankies Angstzuständen … »Selbst wenn Wayne zurückkommt, können sie am Mittwoch niemals auf treten. Es würde mich wirklich nicht überraschen, wenn sie alle drei Konzerte absagen müssten.«
Ein seltsamer Ausdruck huschte über Arties Gesicht.
»Was ist?«, fragte ich.
»Nichts. Bloß … das klingt nach einer Versicherungssache.«
»Wie meinst du das?«
»Wer finanziert die Konzerte?«
»One World Music ist der Promoter.« Ich hatte Jay Parker davon reden hören.
»Die Firma hat bestimmt viel reingesteckt«, sagte Artie. »Aber sie ist nicht der einzige Investor. Weißt du, wer die anderen sind?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Normalerweise wird erwartet, dass die Band selbst einen Teil beisteuert«, sagte Artie.
Ich überlegte. Ich war überzeugt, dass Roger St Leger kein Geld hatte und Frankie auch nicht. Und John Joseph war vielleicht nicht unbedingt flüssig, aber er hatte be stimmt reichlich Vermögenswerte. Er konnte vielleicht etwas flüssig machen. Und Jay Parker – der hätte auf jeden Fall aus irgendeinem armen Schwein Geld rausquetschen können.
»Es ist so«, sagte Artie, »wer immer die Finanzierung macht, hat eine Versicherung dafür abgeschlossen. Wenn also das Konzert nicht stattfindet, kriegen sie ihr Geld zurück und, je nachdem wie der Vertrag aussieht, auch einen Teil des prognostizierten Profits.«
»Das heißt, wenn die Konzerte nicht stattfinden, könnte es eine Auszahlung von der Versicherung geben? Eine, die größer ist als die ursprüngliche Investition? Sodass die Investoren besser dran wären, wenn die Konzerte nicht stattfänden?«
»Vielleicht. Aber das sind alles Mutmaßungen.« Artie mus terte mich sorgfältig. »Ich dachte, du hättest den Job aufgegeben.«
»Wie komme ich an die Details der Versicherungspolice?«
»Gar nicht, es ist ein privater Vertrag.«
Verschiedene unausgesprochene Dinge hingen zwischen uns in der Luft. Wahrscheinlich war Artie durchaus imstande, an die Information heranzukommen. Auf legale Weise. Wenn er einen entsprechenden Verdacht hatte. Aber ich würde ihn nicht darum bitten.
Ich stemmte mich aus dem Sitzsack und ging zu Arties Computer. »Das wollte ich die ganze Zeit schon nachsehen«, sagte ich. »Wie der Kartenverkauf läuft.«
Ich ging auf die Homepage von MusicDrome. Ungefähr die Hälfte der Karten für den Mittwoch war verkauft, die Hälfte für Donnerstag und weniger als ein Drittel für Freitag. Nicht sehr gut.
»Wenn ich jetzt einer der Investoren wäre«, sagte ich, »würde ich hoffen , dass die Konzerte abgesagt werden, richtig?«
Artie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Zu früh. Die ganze P ublicity wird den Kartenverkauf ankurbeln. Heute Abend kommen sie im Fernsehen, bei Maurice McNice.«
»Wie sollen sie erklären, dass Wayne nicht dabei ist?«, fragte ich.
»Ihnen wird schon etwas einfallen«, sagte Artie. »Dieser Jay Parker sieht aus wie jemand, der
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