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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Nummer gefunden, nichts. Tatsache ist, ich habe sie nur ein-, zweimal gesehen. Ich habe die meiste Zeit in Kairo gelebt, als Wayne mit ihr zusammen war. Wir hatten nie viel miteinander zu tun.«
    »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Northside. In Swords oder Portmarnock, irgendwo in der Richtung.«
    »Wissen Sie, wo sie arbeitet?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Was für einen Job sie hat?«
    »Keine Ahnung, Schätzchen. Tut mir leid.«
    »Das ist ja schade«, sagte ich in neutralem Ton.
    »Ja. Muss jetzt weiter, Lunch, hier kommt unser Hüttenkäse. Aber wenn ich Ihnen helfen kann, jederzeit, Tag oder Nacht …«
    Ich legte auf und dachte:
    1.Nenn mich nicht »Schätzchen«.
    2.Behandle mich nicht wie eine Idiotin.
    3.Nenn mich nicht »Schätzchen«.
    Ach, und 4. Nenn mich nicht »Schätzchen«.
    Offensichtlich wollte John Joseph nicht, dass ich mit Birdie Salaman sprach, und das war schade, denn ich hatte ihn gemocht, und jetzt mochte ich ihn nicht mehr. Ich argwöhnte, dass er … dass er, was genau eigentlich? Ich wusste es auch nicht. Die Rädchen in meinem Kopf drehten sich nicht schnell genug. Ich wusste nur, dass ich ihn nicht damit konfrontieren sollte. Noch nicht. Ich sollte noch eine Weile abwarten. Vielleicht meldete Birdie sich bei mir. Und wenn nicht? Ich wusste ja, wo sie wohnte. Ich konnte zu ihr rausfahren und sie in ihrem eigenen Haus belästigen.
    Während meines überhaupt nicht hilfreichen Gesprächs mit John Joseph hatte ich einen Anruf von Artie verpasst, also rief ich zurück.
    »Ich bin’s«, sagte ich.
    »Ist bei dir auch alles in Ordnung, Baby?«
    »Wie meinst du das?« War ihm aufgefallen, dass ich mich seltsam verhielt?
    »Ich meine das mit deiner Wohnung. Sie ist dir doch so wichtig. Dass du sie verloren hast … Wir sollten darüber sprechen.«
    »Schon. Später«, sagte ich schnell. Unter gar keinen Umständen wollte ich ein Gespräch mit ihm führen, in dem die Möglichkeit, dass ich bei ihm einzog, irgendwie auftauchte. Ich wollte nicht einmal, dass sie in unsere Gedanken kam. Zu viel war im Umbruch, es gab zu viele Veränderungen und Merkwürdigkeiten, ich wollte an dem festhalten, was gut war, und nicht riskieren, dass es kaputtging. »Stell dir vor, ich habe seit gestern einen Auftrag«, sagte ich frohgemut. »Ein Glücksfall.« Ich wusste, dass ihm der Themenwechsel nicht behagte, aber er käme sich schäbig vor, wenn er keine freundliche Bemerkung dazu machte, dass ich einen Auftrag hatte, denn schließlich hatte er gesehen, wie schlecht es für mich lief. »Das hast du schon erzählt«, sagte er. »Das ist wunderbar. Wie kam es dazu?«
    »Gestern Abend kam ein Anruf. Nachdem ich bei dir weggefahren war.« Das stimmte mehr oder weniger. »Jemand ist verschwunden. Ist ganz schön viel zu tun, um ehrlich zu sein. Muss mich ranhalten. Bis bald. Mach’s gut … und … beste Grüße.«
    » Aller beste Grüße.« Er lachte leise und legte auf.
    Ich starrte auf mein Telefon und sann darüber nach, wie unvorhersehbar doch das Leben sein konnte: Artie Devlin war mein Geliebter. Und zwar – wie Bella gestern Abend ausgerechnet hatte – seit fast sechs Monaten.
    Seltsam, dass sich unsere Wege wieder gekreuzt hatten. Nachdem das Skalpell von ihm zurückgekommen war und ich einen Moment lang überlegt hatte, wie ich ihn mir zum Geliebten nehmen könnte, hatte ich Jay Parker bei einer Party kennengelernt, auf der weder er noch ich hätten sein sollen, und diese Begegnung hatte mich dermaßen umgehauen, dass ich Artie völlig vergaß. Selbst als Jay und ich uns vor einem Jahr trennten, dachte ich nicht an Artie.
    Dann, ein paar Wochen vor Weihnachten, fand im Gemeindesaal der Kirche in meiner Nachbarschaft ein Basar statt.
    Für mich sind Basare das Größte, wirklich das Größte. Oft sind die Leute erstaunt, dass jemand, der so unzufrie den ist wie ich, solche dilettantischen Veranstaltungen mag – mit selbst gebackenen Kuchen, selbst gestrickten, kratzigen Fausthandschuhen, die bei näherer Betrachtung alle den Daumen rechts haben –, aber je stümperhafter ein Basar war, umso reizvoller fand ich ihn. Eine zusätzliche Attraktion bestand für mich darin, dass alles, was es zu kaufen gab, so billig war, dass selbst ich es mir leisten konnte, obwohl ich kein Geld hatte. Es gab mir das Gefühl, reich und verschwenderisch zu sein, wie ein russischer Oligarch.
    Auf dem Parkplatz vor der Halle fanden Weihnachtsbäume reißenden Absatz und wurden von ein paar kräftigen Gemeindemitgliedern in

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