Glücksfall
kleinen Raten zurückzuzahlen«, sagte der spröde Mann. »Wenn Sie jetzt bitte mein Büro verlassen würden.«
Als ich davonging, fiel mir wieder auf, wie leicht ich mir Feinde machte. Ich hatte es nicht einmal darauf angelegt, aber der Mann hasste mich. Trotzdem tat ich, was er mir geraten hatte, aber die Kreditkartenfirma schrieb zurück, dass meine kleinen Raten zu klein seien, und sie würden mich trotzdem vor Gericht bringen.
Ich gab unterdessen nicht auf und versuchte unermüdlich, an Aufträge heranzukommen. Hin und wieder hatte ich auch Glück, aber überall gingen die Firmen pleite, bevor sie mir mein Honorar bezahlt hatten – den letzten Monat hatte ich nichts weiter getan, als diejenigen aufzuspüren, die mir noch Geld schuldeten.
Es wurde immer schlimmer. Mein Satellitenfernsehen wurde abgestellt, und ich konnte nur noch den Schwachsinn der staatlichen Sender empfangen. Weil ich mir die Gebühren für die Müllabfuhr nicht mehr leisten konnte, musste ich meinen Abfall zu meinen Eltern bringen, was ich ganz, ganz schrecklich fand. Mein Gerichtstermin kam, und ich ging nicht hin, weil ich dachte, wozu?
Dann, vor zehn Tagen, um die Katastrophe komplett zu machen, kam die letzte Mahnung für meine Stromrechnung – wenn ich sie nicht innerhalb von sieben Tagen bezahlte, würde der Strom abgestellt. Ich würde ohne klar kommen, beschloss ich trotzig. Es war Sommer, ich brauchte keine Heizung, kein Licht, und ich kochte nie. Ich konnte kalt duschen und brauchte keinen Kühlschrank. Gut, ich müsste auf DVDs verzichten und – was viel wichtiger war – mein Handy woanders aufladen. Trotzdem, ich wollte mich nicht unterkriegen lassen und beschloss, dass ich es schaffen würde. Die Stromwerke hielten Wort und schalteten nach sieben Tagen ab. Obwohl ich darauf vorbereitet war, war es ein Schock. Ich hatte geglaubt, sie würden nachgeben und mir eine Frist einräumen. Aber nein. Also – kein Licht, kein warmes Wasser, kein Saft aus der Steckdose für mein Telefon.
Am Morgen darauf wurde ich von lautem Klopfen an der Tür geweckt. Drei kräftige Männer standen davor, einer gab mir ein Blatt Papier. Ich las, was draufstand: Das Gericht hatte in meiner Abwesenheit ein Urteil gesprochen, und die Männer waren da, um aus meiner Wohnung Gegenstände im Wert meiner Kreditkartenschulden abzuholen. All das geschah im Rahmen des Gesetzes.
Widerstand war zwecklos, also lud ich die Jungs ein und bot ihnen meine kaputte Waschmaschine an. Die wollten sie nicht, auch auf meine Ölgemälde von Pferden waren sie nicht sehr scharf. Im Gegenteil, sie schienen von meiner Wohnung eher leicht verstört zu sein.
Ich hätte tun können, was viele andere Menschen in einer ähnlichen Situation tun, ich hätte sie angreifen, bespucken, ihnen in den Arm fallen können. Doch das hätte nichts geändert.
Meine Couch, die Sessel und den Fernseher hatten sie im Handumdrehen rausgetragen. Dann sahen die Männer sich um und überlegten, was sie als Nächstes nehmen sollten, und plötzlich hellten sich ihre Mienen auf – sie hatten mein Bett entdeckt, und das gefiel ihnen. Sie dachten, es könnte ein paar Pfund wert sein. Mit unglaublicher Zielstrebigkeit schafften sie einen Werkzeugkasten herbei und zerlegten in null Komma nichts mein Mutter-Oberin-Bett.
Stumm und zutiefst gekränkt sah ich zu, wie sie die einzelnen Teile wegtrugen. Sie nahmen das Fußteil und das Kopfteil mit den hübschen Intarsien, die Matratze, die Decke und die Kissen – selbst die schwarzen Bezüge, nach denen ich so lange gesucht hatte, nahmen sie mit.
Ich hielt die Tränen zurück und sagte zu einem der Männer: »Wie können Sie nachts schlafen?«
Er sah mir in die Augen und sagte: »Ganz, ganz schlecht, um ehrlich zu sein.«
Dann verschwanden sie ebenso dramatisch, wie sie gekommen waren, und in der darauf folgenden Stille sah ich, dass ich in einer Wohnung ohne Strom, ohne Sofa, ohne Stühle, ohne Müllabfuhr, ohne Versicherung und ohne Bett stand.
Das war der entscheidende Moment: Ich gab auf, ich streckte die Waffen oder wie immer man es nennen will. Ich hatte mit so viel Energie versucht, die Katastrophe abzuwenden, neue Aufträge an Land zu ziehen, eine optimistische Haltung zu bewahren, und jetzt konnte ich nicht mehr kämpfen.
Ich rief auch nicht bei der Hypothekenbank an, um zu sagen, dass ich auszog, sie würden das ohnehin schnell genug merken, sondern bestellte unverzüglich zwei Männer mit einem Lieferwagen, die das, was von meinem Leben
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