Glücksfall
»A: Ich bin scharf auf dich. B: Ich bin scharf auf dich.«
Er sah mich lange an. »Du hast C vergessen.«
»Das wäre?«
»Das wäre, dass ich scharf auf dich bin.« Wir sahen uns an. »Ich bin richtig scharf auf dich, richtig scharf«, wiederholte er. Leise fuhr er fort: »Seit wir uns getroffen haben, denke ich an nichts anderes. Ich will die ganze Zeit bei dir sein, dich ausziehen, deine Haut schmecken, dein Haar berühren, deinen schönen Mund küssen.«
Plötzlich hatte ich Mühe zu atmen.
Ich schluckte. »Ich durchbreche meine Regel, dass ich mit einem Mann nicht bei der zweiten Verabredung schlafe.«
Artie streckte seinen Arm in die Leere zwischen den Tischen aus, und im selben Moment stand hinter ihm, als hätte er ihn aus der Luft herbeigezaubert, ein Kellner, der die Kreditkarte, die mit einem Mal in Arties Hand erschienen war, entgegennahm. Innerhalb von Sekunden war der Kellner mit dem Lesegerät zurück, Artie gab die Nummer ein, und schon standen wir auf, er half mir in meinen schwingenden Basarmantel, und wir gingen sehr schnell, rannten fast zu seinem Auto.
Auf dem Weg dorthin zog er mich in einen Eingang und küsste mich, und ich küsste ihn zurück, dann musste ich ihn von mir wegschieben. »Nein.«
Wir konnten es ja nicht hier auf der Straße treiben, und genau das würde passieren, wenn er nicht aufhörte. »Beherrsch dich«, sagte ich. »Sei mannhaft. Bring mich dahin, wo ein Bett ist.«
Er fuhr, und wir sprachen nicht. Es gab nichts zu sagen. Irgendwie war es beinahe schrecklich, die Spannung so wie bei einer Fahrt ins Krankenhaus mit einem Schwerkranken. Jede rote Ampel, jedes langsame Auto vor uns, das uns behinderte, war eine Qual.
Er nahm mich mit zu sich. Und seine Schönheit kombi niert mit der Schönheit seines Hauses war so überwältigend, dass mir kaum etwas in der Erinnerung blieb, außer dass es eine der besten Nächte in meinem Leben war.
Am folgenden Morgen weckte er mich, als es draußen noch dunkel war. Er war schon angezogen. Schläfrig fragte ich ihn: »Muss ich jetzt abhauen? Bevor die Kinder kommen?«
»Nein. Ich muss zur Arbeit. Es tut mir leid, ich hatte versucht, ein paar Termine zu verschieben, damit wir heute den Morgen zusammen verbringen können, aber das ging nicht. Du kannst so lange bleiben, wie du willst, zieh einfach die Tür zu, wenn du gehst. Ich habe dir Eierkuchen gemacht.«
»Eierkuchen?«, sagte ich schwach. Wie seltsam.
»Und ich habe hier etwas für dich.«
»Oh, wie schön.« Es versteht sich, dass ich an eine schöne Erektion dachte, aber es war eine Topfpflanze. Eine dunkelgrüne Aspidistra, fast schwarz. An der Grenze zu düster.
Ich setzte mich im Bett auf und starrte sie an. Eine erstaunliche Pflanze.
»Gefällt sie dir?«, fragte er begierig.
»Ich … Mann. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie ist herrlich .«
»Ich habe sie selbst ausgesucht«, sagte er schnell. »Bella war nicht dabei. Ich fand, sie würde in deine Wohnung passen.«
»Das stimmt. Sie passt genau. Sie ist perfekt.«
Daran erkannte ich, dass er mein Wesen – allen Einschränkungen zum Trotz, als da wären sein anstrengender Beruf und seine drei Kinder – begriff, und vielleicht würden wir zusammen etwas draus machen können.
Ich schlief wieder ein. Als ich aufwachte, war es hell, und ich wanderte in dem gläsernen Wunderhaus herum und stellte forensische Erkundigungen an.
Man kann sich denken, dass Vonnie meine Neugier erregte, und die Tatsache, dass sie für dieses wunderschöne Haus verantwortlich war, steigerte nur meine Gier nach Information. Es gab ein paar Fotos von ihr, und sie sah fantastisch aus. Man musste sie nur ansehen, dann wusste man, dass sie zu den Frauen gehörte, die immer dünn sein würden, dünner sogar als ihre fünfzehnjährige Tochter, ohne dass es ihr schwerfiel. Ihr Stil war künstlerisch lässig, sie trug winzig kleine, hauchdünne Tops ohne BH darunter, ausgeblichene Jeans und Flipflops. Dann entdeckte ich ein Foto von ihr, auf dem sie ein Kostüm von Vivienne Westwood und Lippenstift so rot wie der von Paloma Picasso trug, und sie sah so umwerfend aus, dass ich schwer schlucken musste, um die Angst im Zaum zu halten.
Aber eigentlich waren es die Fotos von Iona, die ich richtig interessant fand. Ich nahm die Bilder in die Hand und betrachtete sie intensiv – ihr langes, seidiges Haar, ihre schö nen, verträumten Augen –, und ich versuchte, sie psychisch zu übertrumpfen. Ich bin stärker als du, dachte ich und zog vor
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