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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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darf, und als ich den Motor startete und auf die Straße fuhr, hatte ich einen Augenblick lang die Vorstellung, wir würden gemeinsam zu einer Reise aufbrechen, und ein beunruhigendes Schwindelgefühl breitete sich in mir aus.

30
    » N ur dass du gleich Bescheid weißt«, sagte ich zu Artie, »ich schlafe nie mit einem Mann bei der zweiten Verabredung.«
    Er bedachte mich mit einem kleinen Lächeln und hielt mir die Tür zu dem Restaurant auf. Es war unsere erste Verabredung in der Welt, unser erstes Treffen seit dem Tag, als ich Bella bei dem Basar kennengelernt und später am Abend Sex mit ihrem Vater gehabt hatte.
    Als Artie an dem Abend meine Wohnung verließ, sagte er, er würde anrufen, aber das bezweifelte ich. Ich argwöhnte, dass er mich einfach für zu schwierig halten würde, aber ich hatte mich geirrt. Er rief am nächsten Tag an und fragte, ob er mich zum Essen ausführen dürfe.
    »Vielleicht könnten wir einander ein bisschen besser kennenlernen«, schlug er vor.
    »Mein Gott, ich würde behaupten, wir kennen uns schon ziemlich gut.«
    »Aber ein paar Einzelheiten haben wir, glaube ich, ausgelassen. Wäre Mittwochabend ein guter Termin?«
    Leider war Mittwochabend kein guter Termin, da ich auf Margarets Knirpse aufpassen sollte. »Donnerstag?«, sagte ich. »Oder Freitag?«
    »Geht nicht«, sagte er. »Da sind die Kinder bei mir.«
    Wir einigten uns auf den Dienstag der folgenden Woche. Er reservierte einen Tisch und holte mich von meiner Wohnung ab, und als er mich in engem schwarzem Kleid, in Schuhen mit sehr hohen Absätzen und mit wallendem Haar vor sich sah, schien er ein bisschen überwältigt.
    »Wow!«, sagte er.
    »Was ist? Hast du erwartet, ich würde in Jeans und Turnschuhen kommen? Ich hoffe, du willst mit mir nicht zum Pizza-Express gehen.«
    Er selbst sah auch ziemlich beeindruckend aus. Dunkelblaues, tailliertes Hemd, die Ärmel aufgekrempelt, sodass seine schönen Unterarme sichtbar waren, schwarze, gut sitzende Hose und, besonders sexy, ein Gürtel mit einer flachen, silberfarbenen Schnalle. Das Design war schlicht, die Schnalle zog aber dennoch viel Aufmerksamkeit auf sich und weckte in mir den Wunsch, sie zu öffnen. Doch das lag vielleicht nur daran, dass ich schon wusste, was an Reizvollem darunter verborgen lag.
    Ich zog mir meinen kurzen, schwarzen, schwingenden Mantel im Mad Men -Stil über, auf den ich sehr stolz war. Ich hatte ihn für zehn Euro in einem Kleiderbasar erstanden, aber er war nie getragen worden, das Preisschild war sogar noch dran.
    Als wir im Auto saßen (ich sollte erwähnen, dass es ein schwarzer SUV war), erklärte er mir, wohin er mich ausführen würde. Es war ein beliebtes und begehrtes Restaurant – nicht in der Klasse für Michelin-Sterne, aber bekannt für seine intime Atmosphäre und die hohen Preise. Wie hatte er es nur geschafft, dort zehn Tage vor Weihnachten einen Tisch zu bekommen?
    Bevor wir reingingen, fragte ich ihn besorgt: »Bezahlst du heute Abend?«
    »Ja.« Er lächelte. »Ich bezahle.«
    »Dann erwartest du vermutlich, dass ich mit dir schlafe?«
    »Ja.« Er lächelte wieder. »Allerdings.«
    »Nur dass du gleich Bescheid weißt«, sagte ich zu Artie, »ich schlafe nie mit einem Mann bei der zweiten Verabredung.«
    »Das ist ja ärgerlich«, sagte er. »Dann solltest du lieber keinen Kaviar bestellen.«
    »Du hast Glück«, sagte ich. »Ich würde mich lieber selbst in Brand setzen, als Kaviar zu essen.«
    Wir gingen hinein und wurden unverzüglich und formvollendet an unseren Tisch geführt, die Speisekarten wurden gebracht, Getränke serviert, und die Bestellung für das Essen wurde aufgenommen. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Artie. »Na, dann los«, sagte ich. »Das ist der Augenblick, wo diese sehr, sehr lästigen Menschen immer sagen: ›Erzähl mir doch etwas von dir.‹«
    »Was möchtest du denn wissen?«
    »Ach, komm.« Ich war leicht ungeduldig. »Es war deine Idee, dass wir uns kennenlernen würden. Ich war vollkommen glücklich damit, nur mit dir zu schlafen.«
    »Na gut, also, ich arbeite. Ich arbeite viel, könnte man sagen.«
    Nach und nach erfuhr ich, wie das so mit seinem Leben war. Mehrmals in der Woche ging er morgens zum Joggen, er lief ein paar Meilen, manchmal mit einem Bekannten, der Ismael hieß. Einmal im Monat spielte er Poker mit seinen Kollegen.
    Aber die Zeit, die er mit den Kindern verbrachte, war ihm heilig, was er sehr deutlich machte. Und was sie in dieser gemeinsamen Zeit machten, klang

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