Glücksgriff
zu bringen, und hielt eine Hand hoch, Daumen und Zeigefinger fast zwei Zentimeter entfernt.
»So sehr?«
Miles hob eine Augenbraue.
»Du denkst immer noch, dass ich Witze mache. Tue ich nicht.«
»Ich glaube nicht, dass du Witze machst. Ich glaube, du schwindelst nur.«
»Ich meine es ernst.«
»Woher stammt das?«, parierte Miranda. »Das
Miles-Harper-Handbuch der Verführung
? Kapitel sechs: Wie überzeugt man leichtgläubige Mädels, dass es diesmal ernst ist?«
Miles lehnte sich zurück und seufzte tief.
»Du hast keine Ahnung, wie frustrierend das ist. Wenn ich mich um ein Mädchen keinen Deut schere, hüpft es garantiert wie der Blitz mit mir ins Bett. Aber wenn ich jemandem begegne, den ich wirklich mag …« Er hob kapitulierend die Hände.
»Kapitel acht«, zitierte Miranda und zog ihre Schuhe an. »Wie man den verwundeten Soldaten spielt: Angeln nach dem Sympathievotum.« Sie verdrehte seelenvoll die Augen. »Als Nächstes wirst du mir erzählen, dass du impotent bist.«
Er kämmte seine Haare zurück. »Du willst wirklich nicht bleiben, oder?«
»Nein.« Miranda war stolz auf sich und stand auf. »Wirst du mir jetzt ein Taxi rufen oder nicht?«
»Ein Taxi rufen?« Miles parodierte ihren munteren Ton. »Nein.« Er machte eine Pause und schenkte ihr dann ein breites Lächeln. »Ich fahre dich nach Hause.«
Es war zwanzig vor zwei morgens, als er um die Ecke von Tredegar Gardens bog und vor Florence’ Haus hielt.
Keiner auf, dachte Miranda, der aus dem Fenster gucken und mich sehen kann, in einem silbernen Porsche und mit einem Gutenachtkuss von Miles Harper.
Keiner in der ganzen Straße, verdammt auch.
Ehrlich, was war mit den Leuten in dieser Gegend los?
»Kann ich dich morgen Abend sehen?« Während Miles sprach, verweilte sein Mund über ihrem.
Daisy kommt erst Freitag zurück, erinnerte sich Miranda. Er weiß nichts mit sich anzufangen. Ich bin nur ein Lückenbüßer.
Oh, aber wenn sie zusammen waren, fühlte sie sich gar nicht wie ein Lückenbüßer.
Und wenn sie nein sagte, was würde sie stattdessen tun?
East Enders
angucken? Durch alte Exemplare von
Hello!
blättern und Warzen und Bärte auf Daisy Schofields Fotos malen? Ihre Unterwäscheschublade ausräumen, damit beim nächsten Mal, wenn es ihr gelang, einen super aussehenden Rennfahrer in ihr Zimmer zu locken, er sie nicht mehr wegen ihrer weniger als schicken Höschen aus dem Katalog necken konnte?
Ehrlicherweise gab es keine tolle Alternative.
Im Halbdunkel nickte Miranda.
»Okay.«
»Diesmal kein Johnnie«, versprach Miles. »Nur wir beide.«
»Und auch kein Sex«, erinnerte sie ihn.
Sein warmer Mund streifte ihre Wange. »Warum bist du so grausam zu mir?«
Miranda wusste, warum. Es sollte verbergen, dass sie sich Danny Delancey angeboten hatte und abgewiesen worden war. Dies war ein Versuch, ihre zerschmetterte Ehre wieder herzustellen, sich zu beweisen, dass sie wirklich keine traurige, bemitleidenswerte Type war, die so verzweifelt auf Sex aus war, dass sie darum betteln musste.
Das war der Unterschied zwischen Männern und Frauen, erkannte Miranda. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie sich an diese abscheuliche Szene in Dannys Auto erinnerte, als sie ihn angefleht hatte – ausgesprochen laut – sie zu lieben. Doch Männer, die es praktisch ihr ganzes Leben lang versuchten, zuckten einfach die Achseln und lachten, wenn ihre Bemühungen zurückgewiesen wurden. Okay, es hatte also nicht geklappt, aber zumindest hatten sie ihr Bestes gegeben.
Würde es ihnen auch nur einfallen zusammenzuzucken?
Natürlich nicht.
Das Leben ist so unfair, dachte Miranda.
»Ich bin nicht grausam.« Sie tätschelte Miles tröstend das Knie. »Du bist nur zu hässlich für mich.«
Er lachte, nahm ihre Hand und küsste sie.
»Erinnere mich nochmal: Warum mag ich dich so sehr?«
»Ich bin einfach eine rundherum tolle Person«, antwortete Miranda.
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe«, sagte Bev am nächsten Morgen gebieterisch, als sie Miranda geschickt auch noch das letzte Detail ihrer Verabredung aus der Nase gezogen hatte. »Er macht nur rum, während Daisy nicht da ist. Es ist nicht ernst, das weißt du doch, oder?«
Bev klang allmählich wie eine stecken gebliebene Schallplatte. Es war wie eine Lektion von einer Lehrerin – im Grunde wusste man, dass sie Recht hatte, doch es war trotzdem zutiefst ärgerlich, es sich anhören zu müssen. Besonders wenn sie einem vorhielt, dass man ungefähr so viel Chancen
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