Glücksgriff
gesehen, und eben das war Alan Titchmarsh passiert.
»Igitt, nein danke.«
Um halb acht an diesem Abend hatte Miranda das Haus für sich. Wie ein gut organisierter Bigamist hatte Fenn sie nach der Arbeit zu Hause abgesetzt und sofort Chloe auf den noch warmen Beifahrersitz gedrängt, den sie gerade frei gemacht hatte.
»Ich bin vor elf zurück«, versprach Chloe. Sie beäugte besorgt Mirandas Blässe und ihre nervösen Finger. »Geht es dir gut?«
Chloe würde ihr keine Predigt halten, aber vielleicht erzählte sie es ja Fenn. Fröhlich antwortete Miranda: »Gut. Glänzend. Werde nur ein Bad nehmen.«
Als sie aus dem Bad heraus war und es sich in ihrem alten rosafarbenen Baumwollnachthemd mit dem riesigen Elefantenbaby vorne gemütlich gemacht hatte, entdeckte Miranda Florence, die gerade ebenfalls das Haus verlassen wollte.
»Wir gehen ins Theater.« Sie zwinkerte Miranda viel sagend zu und tätschelte Toms Hand, während sie ihren Rollstuhl zur Haustür manövrierte. »Warte nicht auf mich.«
Nicht mal eine fesselnde Folge von
Coronation Street
konnte Mirandas Aufmerksamkeit bannen. Sie hasste es, nichts anderes tun zu können als hilflos dazusitzen und zu warten. Und warum kümmerte es sie überhaupt? Nichts würde passieren. Sie würde wahrscheinlich nie wieder etwas von Miles Harper hören.
O Gott, es fühlte sich trotzdem an, als ob man zweiundsiebzig Stunden darauf wartete, dass das Teewasser kochte.
Acht Uhr. Daisys Flugzeug landete jetzt in Heathrow. Daisy, strahlend, gepflegt und bereit für die Fotografen – Blitz –, würde sich in Miles’ Arme werfen – Blitz, Blitz, Blitz – und Miles würde sich daran erinnern, dass das seine Freundin war und nicht dieses komische, blauhaarige Wesen, mit dem er sich in den letzten Tagen amüsiert hatte, das für seinen Lebensunterhalt Haare auftoupierte und die Chuzpe besaß, über seinen Kühlschrank zu spotten.
Mirandas Magen verkrampfte sich, und sie nahm ihre fast leere Cola-Flasche zur Hand. Als sie daraus trank, klingelte es an der Tür, sie verschluckte sich, und ihre Zähne knallten schmerzhaft gegen das dicke Glas.
Nein.
Doch sicher nicht Miles?
Es konnte nicht sein.
Natürlich nicht. Nachdem sie vom Sofa gestolpert war, sich die Hüfte am Bücherregal gestoßen hatte und durch den Flur gestürzt war, hätte Miranda vor Enttäuschung weinen mögen, als sie die Haustür aufriss.
Ja, toll, perfekt, genau das, was sie brauchte. Danny Delancey, was für eine wunderbare Überraschung.
»Miranda.« Während Dannys Blick rasch über ihr Nachthemd wanderte, konnte sie erkennen, dass er darauf brannte, eine schlaue Bemerkung darüber zu machen. »Zeit, dass wir wieder Freunde werden, oder?«
Er lächelte sie an. Auf diese Art, die sagen sollte: »Okay, du hast dich zum Affen gemacht, aber ich verzeihe dir«, die einen zur Weißglut bringen konnte. Miranda, die im Laufe der Jahre schon oft dieses Lächeln empfangen hatte, sagte steif: »Ich weiß nicht, was du meinst. Mir geht es gut.«
Danny, der dem nicht widerstehen konnte – Überraschung! –, nickte dem knuffigen Tier zu, das sich über ihre Brust zog.
»Anders als deinem Elefanten.«
Mit ausdruckslosem Gesicht erwiderte Miranda: »Ich hatte vergessen, wie komisch du bist.«
»Kann ich reinkommen?«
Sie versuchte, einen Pantoffel hinter dem anderen zu verstecken. »Tatsächlich war ich gerade auf dem Weg nach draußen.«
»Als ich vorhin angerufen habe, hat Florence gesagt, du hättest heute Abend nichts vor.«
Miranda erinnerte sich, das Telefon gehört zu haben, als sie sich oben im Bad aalte. Als sie Florence gefragt hatte, wer es sei – für den Fall, dass es wie durch ein Wunder Miles gewesen sein sollte –, hatte Florence geantwortet: »Irgend so ein armer Kerl, der versucht hat, mir ein K-Ko-Konversationslexikon zu verkaufen.«
»Sei nicht so.« Als sie nichts sagte, schüttelte Danny den Kopf. »Es ist wirklich nicht nötig, wegen dessen, was letzte Woche passiert ist, verlegen zu sein. Können wir es nicht einfach vergessen und nochmal von vorn anfangen?«
Tolle Idee, nur dass manche Dinge schwerer zu vergessen waren als andere. Vor allem wenn sie einem wie mit einem Presslufthammer ins Hirn eingebrannt waren.
»Schau, ich bin nicht verlegen«, log Miranda. »Aber ich bin tatsächlich heute Abend nicht in der Stimmung für Geselligkeit. Es war ein langer Tag, ich bin müde, ich …«
»Du bist müde, weil du deprimiert bist. Ich habe auch letzte Woche mit
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