Glücksgriff
Zauberei wurden all ihre Zweifel von einer Welle äußerster Gewissheit weggefegt. Jetzt, da sie sich Danny anvertraut hatte, musste es passieren, es musste einfach.
Danny nahm sein Glas und spielte auf Zeit. Er wollte etwas trinken, doch er wusste, dass das Lager lauwarm war. Miranda beobachtete ihn mit glänzenden Augen und einem triumphierenden Lächeln und wartete auf irgendeine Reaktion. Wie viel von der Geschichte hatte sie nur erfunden? Zehn Prozent Fakten und neunzig Prozent Phantasie, rechnete er grob aus. Sie konnte doch sicher nicht das Ganze erfunden haben.
»Du glaubst mir immer noch nicht, oder?«, fragte Miranda.
Danny fragte sich mit Unbehagen, ob sie es selbst glaubte. Er sah hinab und beobachtete, wie das Kondenswasser von seinem Glas auf seine Knie tropfte.
»Ich bin nur überrascht, dass Florence es am Telefon nicht erwähnt hat.«
»Florence weiß nichts. Ich habe es ihr nicht gesagt.« Miranda zuckte die Achseln. »Ich habe es keinem gesagt.«
Höchstwahrscheinlich. Aber etwas, für das man dankbar sein musste, beschloss Danny. Zumindest hatte sie genug Verstand, ihre verrückten Trugbilder für sich zu behalten.
Er seufzte und bemühte sich immer noch herauszufinden, welcher Teil dieser merkwürdigen Geschichte wohl wahr sein könnte. Er meinte zu erraten, dass sie einen One-Night-Stand mit Miles Harper gehabt und den Rest erfunden hatte, um ihre Schuldgefühle zu mildern.
Er sah Miranda an.
»Hast du mit ihm geschlafen?«
»Was denkst du?« Da war kein Zögern; ihr Lächeln war selbstgefällig. »Sei ehrlich, Danny. Wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du nicht?«
Also war es so, sie hatte mit Miles Harper geschlafen. Danny sah weg und wünschte von ganzem Herzen, sie hätte es nicht getan.
»Du meinst, er sagt Daisy Schofield heute Abend, dass zwischen ihnen alles aus ist? Er gibt sie wegen dir auf?« Danny fragte sich, ob Miranda das wirklich glaubte. Als sie nickte, sagte er: »Wir können uns also auf eine heiße Presseerklärung irgendwann morgen gefasst machen?«
Miranda, die nun bis zum Hals drinsteckte, zuckte die Achseln und nickte wieder.
»Vielleicht. Ich verstehe nicht viel von Presseerklärungen.«
»Du lernst es besser«, meinte Danny gedehnt, »wenn du vorhast, Miles Harpers neue Freundin zu sein.« Seine Stimme klang mitleidig. »Bist du sicher, dass er dir treu sein wird?«
»Warum bist du so schrecklich?«, klagte Miranda.
Ihr zuzustimmen hatte nicht geklappt. Danny beschloss, geradeheraus zu sein.
»Ich bin nicht schrecklich. Ich glaube nur nicht, dass es eintreffen wird.«
Wenn es nicht eintraf, dachte Miranda, würde sie endgültig das Land verlassen.
»Weißt du was? Ich glaube, du bist vielleicht ein ganz klein bisschen eifersüchtig.« Sie beugte sich vor, tätschelte Dannys Handrücken und machte die herablassende Sorge nach, die er vorhin an den Tag gelegt hatte: »Egal, Kopf hoch, ich weiß, es ist nicht leicht, eine Freundin zu finden, aber diese Dinge brauchen ihre Zeit. Eines Tages wird es auch bei dir klappen.«
Drei Abfalleimer standen zum Entsetzen seiner vornehmen Nachbarn vor Fenns Wohnung aufgereiht.
»Man merkt, dass man einen wirklich schrecklichen Haufen Teppiche rausgeworfen hat«, erzählte er Chloe, »wenn man sie in einen Mülleimer stopft und sie zwei Tage später immer noch da sind.«
»Es ist so eine Verschwendung.« Chloe stellte sich zu ihm ans Fenster. »Könntest du sie nicht einer Wohltätigkeitsorganisation spenden?«
Die Mülleimer sahen aus, als ob sie tote Zebras enthielten. Fenn wand sich.
»Woran hattest du gedacht? An den Zoo?«
Chloe drehte sich um, lehnte sich ans Fenstersims und betrachtete den nackten Raum.
»Noch eine Woche, und diese Wohnung wird wirklich gut aussehen. Du wirst sie nicht wiedererkennen. Der Typ, der zuletzt hier gewohnt hat, würde sie definitiv nicht wiedererkennen.«
»Gut«, stimmte Fenn zu, »das war der Sinn des Ganzen.«
Die Handwerker, die beauftragt waren, Tapeten abzureißen und die Holzböden abzuschleifen, waren vor Stunden gegangen. Rollen mit neuen Tapeten, die Fenn und Chloe ausgesucht hatten und die an diesem Nachmittag geliefert worden waren, standen in einer Ecke zusammen mit Dutzenden Dosen Farbe in passenden Schattierungen aus Salbeigrün, Lavendel und Sächsischblau. Eine Farbpalette auszusuchen hatte keine Mühe gemacht. Sie hatten erstaunlich oft den gleichen Geschmack. Als Chloe damit fertig war, ein dickes Buch mit Vorhangmustern durchzublättern,
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