Glücksgriff
hatte sie auf genau das silbrig-grüne Material gezeigt, für das sich Fenn auch entschieden hatte.
»Es wird toll werden«, erzählte sie ihm fröhlich. »Du musst nur noch Teppiche finden.«
»Chinesische. Ich wollte am Sonntag bei Harrods reinschauen.« Fenn hielt inne. »Ich nehme nicht an …«
»Ich würde gerne«, sagte Chloe. »Ehrlich, ich genieße jede Minute. Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen werde, wenn das hier fertig ist.«
Fenn empfand ebenso. Bald würde er keine legitimen Gründe mehr haben, Chloe in seine Wohnung einzuladen. Er seufzte innerlich und erinnerte sich an den Anruf, den er gestern Abend von seiner Schwester erhalten hatte. Tina, drei Jahre älter als er und so direkt, dass Miranda neben ihr diplomatisch wirkte, lebte in Neuseeland und war seit über fünf Jahren nicht mehr in England gewesen. Aus diesem Grund hatte Fenn es für ungefährlich erachtet, es ihr zu erzählen, als sie wissen wollte, was verdammt nochmal er denn da täte, eine Wohnung im rotzigen Holland Park zu mieten.
Zehntausend Meilen, das war weit genug weg.
Außerdem – wenn er es nicht jemandem erzählte, würde er bald platzen.
»Okay, du willst die Wahrheit wissen? Weil es da dieses Mädchen gibt, das ich kenne, und sie wohnt in Notting Hill im selben Haus wie meine junge Angestellte. Und diese Angestellte nach der Arbeit heimzufahren gibt mir eine Möglichkeit, das andere Mädchen zu sehen.«
Wie vorherzusehen gewesen war, schnaubte Tina vor Lachen.
»Und wenn du nach Hampstead gezogen wärst, hättest du das nicht tun können? Himmel, Fenn, du bist unglaublich. Gibst ein absolutes Vermögen für eine Wohnung aus, die dir nicht mal gefällt … das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe. Wenn du so scharf auf das Mädchen bist, wäre es da nicht einfacher, dich mit ihr zu verabreden?«
Tolle Idee, warum ist mir das nicht eingefallen? Fenn lächelte bei sich und schüttelte den Kopf.
»Kann ich nicht.«
»Natürlich kannst du! Verdammt, du warst mit, sagen wir, einer Million Mädchen aus. Du musst dich doch langsam auskennen.«
»So einfach ist das nicht.«
»Oh, ich verstehe. Du meinst, sie ist verheiratet. Fenn, du Idiot. Wer braucht denn so einen Ärger?«
»Sie ist nicht verheiratet. Na ja, theoretisch schon noch, aber sie sind getrennt.« Fenn machte eine Pause. »Sie ist schwanger.«
Da, endlich hatte er es getan. Und was für eine Erleichterung, es endlich laut zu sagen, nachdem es sich wochenlang in ihm angestaut hatte.
»Himmel!«, kreischte Tina ins Telefon. »Du hast sie geschwängert und ihr Mann hat es herausgefunden? Kein Wunder, dass er sie verlassen hat!«
»Tina, warte eine Sekunde …«
»Und du bist nicht daran interessiert, sie selbst zu heiraten, aber du willst wegen des Babys in Kontakt bleiben. Oh, jetzt bekommt alles einen Sinn. Du wirst also Vater«, staunte sie. »Also das ist wirklich was Bemerkenswertes. Ist dir klar, dass es dich einen Haufen Alimente kosten wird?«
»Es ist nicht mein Baby«, sagte Fenn, als er ein Wort dazwischen bekam.
Es folgte ein langes und teures Schweigen. Er hatte Tina noch nie um Worte verlegen erlebt.
»Zum Teufel aber auch, Fenn«, stöhnte sie endlich. »Wessen Kind ist es dann?«
»Das von ihrem Mann.«
»Du bist in ein Mädchen verliebt, das von einem anderen Mann schwanger ist. Jetzt weiß ich, dass du verrückt bist.«
»Danke.«
»Wie heißt sie?«
»Chloe.«
»Und was meint Chloe dazu?« Tinas Stimme klang schneidend.
»Sie weiß es nicht.«
»Was wirst du also tun?«
Was konnte er tun? Es war kaum die normalste Situation auf der Welt.
Zugegeben, es war seltsam.
»Ich weiß es nicht.«
»Noch Ideen zum Schlafzimmer?«
»Was?« Chloes Worte brachten Fenn sofort in die Gegenwart zurück.
»Vorhänge oder Rollos, du hast dich noch nicht entschieden.« Sie schob sich den Pony aus der Stirn. »Komm, lass uns nochmal schauen.«
Ohne es zu wollen, spielte sich Fenn im Geiste den Rest des Gesprächs mit seiner Schwester vom Vorabend vor.
»Lass sie fallen«, hatte Tina befohlen. »Lass sie fallen wie eine heiße Kartoffel.«
»Ich kann nicht.«
»Eine Kartoffel voller Maden.« Er hatte das Drängen in ihrer Stimme gehört. »Fenn, wir sprechen hier über eine größere Katastrophe. Um Himmel willen, hau ab, solange du noch kannst, bevor irgendwas passiert.«
Zu spät. Es war schon passiert. Fenn ging den Weg voran ins Elternschlafzimmer. Was wusste Tina schon, Tausende von Meilen entfernt in
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