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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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und es waren jede Menge Leute draußen, die Drachen steigen ließen. Miranda fror. Sie wühlte ihr orangefarbenes wollenes Beret aus ihrer Jackentasche und zog es sich über die prickelnden Ohren.
    Florence hatte die Gläser auf ihrem Schoß, und Miranda kämpfte mit dem Flaschenkorken. Als der Wein eingeschenkt war, brachten sie einen Toast auf Ray aus und stießen an. Miranda nahm ehrfürchtig einen ersten Schluck und bemühte sich sehr – wenn auch vergebens –, das Besondere an einer siebenundvierzig Pfund teuren Flasche Wein zu genießen.
    »Mm, lecker«, log sie.
    »Ha, und ich bin die Königin von Spanien. Ist egal, wenn du ihn nicht magst«, sagte Florence fröhlich, trank ihr erstes Glas leer und schmatzte. »Ich schaffe den Rest auch allein.«
    Um von ihrer beschämenden Unwissenheit abzulenken, hauchte Miranda ihre gefrorenen Hände an und fragte: »Wie hast du Ray denn kennen gelernt?«
    »Habe ich dir das nicht schon erzählt? Ach, es ist eine tolle Geschichte.« Florence hielt ihr das Glas zum Nachschenken hin. »Ich war eines Sonntagmorgens früh mit Bruce aufgestanden. Er hatte ein neues Rad, und ich wollte ihn nicht auf die Straße lassen. Also wollte er natürlich beweisen, dass er das Ding fahren konnte – er war acht, du weißt ja, wie sie in dem Alter sind –, und in der nächsten Minute sauste er schon außer Kontrolle den Weg dort hinunter.« Sie nickte in Richtung des engen Weges, der sich links von ihnen nach unten schlängelte. »Der arme kleine Kerl fuhr schließlich gegen einen Baum.«
    »Das hast du mir nie erzählt!« Gebannt beugte sich Miranda mit verschränkten Beinen im Gras vor. Es war nicht schwer, sich Bruce als dickköpfigen Achtjährigen vorzustellen. »Und dann?«
    »Überall Blut und Zähne. Ein kaputtes Rad, ein gezerrtes Knie. Bruce kreischte wie verrückt, und da stand ich ohne auch nur ein Tuch, um das Blut abzuwischen.«
    »Armer Bruce!«
    »Ich war die Arme! Ich war völlig aufgelöst. Bruce war nicht der Einzige der heulte, das kann ich dir sagen.«
    »Warte, ich kann den Rest erraten«, sagte Miranda aufgeregt. »Dann – Trompeten, einen Tusch! – kam Ray auf seinem Motorrad über den Hügel zu Hilfe« – sie hatte schon alles über Rays Hingabe an seine Norton 500 gehört – »einen Erste-Hilfe-Koffer über der Schulter und einen großen Beutel mit falschen Zähnen über der anderen.«
    Florence kicherte.
    »Nicht ganz. Über den Hügel kam Ray, zu Fuß und verkatert, auf seinem Heimweg nach Highgate nach einer langen Party. Doch er kam uns zu Hilfe, er war rührend, und er hatte ein sauberes Taschentuch, was ich von mir nicht behaupten konnte. Er säuberte Bruce’ Mund, schaffte es, sein Geschrei abzustellen, und bestand darauf, ihn Huckepack nach Hause zu tragen. Er trug sogar das zermatschte Fahrrad«, erinnerte sich Florence liebevoll. »Es ist ein Wunder, dass er nicht sofort einen Herzinfarkt bekam. Na ja, das war es, was mich angeht. Liebe auf den ersten Blick. Da war Ray mit seiner Clark-Gable-Frisur – damals hatte er natürlich noch Haare – und ich trabte daneben mit seinem Dinnerjackett. Bruce verschmierte Blut auf seinem weißen Hemd, und ihn kümmerte es kein bisschen. Er brachte uns beide zum Lachen. Und er machte es nicht mal, um mich zu beeindrucken, denn was ihn anging, so war ich nur eine junge Hausfrau, die Hilfe brauchte. Als wir wieder beim Haus waren, sagte er: ›Für Ihren Mann wird es schwierig sein, dieses Rad wieder zu reparieren.‹«
    »Das ist so romantisch«, seufzte Miranda. »Und …?«
    »Ich antwortete: ›Das wird es sicher, angesichts der Tatsache, dass er seit drei Jahren tot ist.‹«
    Miranda schlang entzückt die Arme um ihre Knie. »Und dann?«
    »Nun ja, er stand eine Minute da und grinste mich an. Dann sagte er: ›In dem Fall möchte ich ein Aspirin und eine Tasse Tee.‹«
    »Oh! Hat er auch das Rad repariert?«
    »Ich habe es vorgeschlagen.« Florence schnaubte vor Lachen. »Er hat mir erwiderte, er hätte es nicht so mit Reparieren. Wenn etwas kaputtginge, kaufe er es sich neu.«
    »Und hat er Bruce ein neues Rad gekauft?«
    »Natürlich, vier Tage später.« Florence wedelte mit der linken Hand in Mirandas Richtung. »Und damit ich mich nicht zurückgesetzt fühlte, für mich einen Verlobungsring.«
    Nachdem sie den Rest der Flasche geleert hatte, schloss Florence zufrieden die Augen und fragte: »Ist es in Ordnung, wenn ich fünf Minuten vor mich hin döse?«
    Miranda lehnte sich zurück, streckte die

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