Glücksgriff
jedermann damit beschäftigt, seine warme Unterwäsche auszugraben.
Die positive Seite daran, Miranda am kalten Morgen zur Arbeit zu chauffieren, lag, wie Fenn entdeckte, darin, dass er nicht mehr zusehen musste, wie sie im Schneidersitz auf einem der Drehstühle des Salons saß und sich mit einem Föhn die Füße auftaute.
»Oh, jemand wird gefeuert werden«, krähte Miranda, während sie sich über die Termine des Tages beugte und Bev in die Seite stieß. »Ist das deine Schrift? Du hast Tabitha für halb zehn eingetragen und vergessen, Hausbesuch hinzuzufügen. Und Fenn hat schon jemanden um neun und zehn Uhr, also wird er nicht …«
»Also«, unterbrach Fenn sie in ihrer Schadenfreude, »ich habe es selbst eingetragen. Und es ist kein Hausbesuch.« Er streifte seine braune Lederjacke ab. »Von nun an kommt Tabitha her.«
Miranda stutzte.
»Himmel, wie hast du denn das geschafft?«
Fenn rollte die Ärmel seines Hemdes hoch und machte sich zur Arbeit bereit.
»Sie hat einmal zu oft versucht, mich anzugrapschen. Als ich ihr gesagt habe, sie solle aufhören, hat sie mir fünf Riesen angeboten, falls ich mit ihr ins Bett steige.« Seine Stimme klang sachlich. »Also habe ich gesagt, das war’s, ich habe genug. Keine Hausbesuche mehr. Von nun an solle sie entweder in den Salon kommen oder sich einen anderen Friseur suchen.«
»Wow.« Miranda war beeindruckt. »Meisterhaft. Natürlich weißt du, was das heißt?«
Müde gab Fenn zurück: »Was?«
»Das wird Tabitha schärfer denn je machen. Tatsächlich lassen wir besser sofort einen Panikknopf in den VIP -Raum einbauen.« Miranda ahmte Tabithas lüsternes, anzügliches Grinsen eines Sexkätzchens nach. »Jetzt wird sie nicht mehr aufzuhalten sein.«
Um Punkt halb zehn hatte Tabitha Lester ihren Hollywoodauftritt in einem bodenlangen falschen Pelzmantel, dunkler Brille, einem silbernen Anzug und rosafarbenen Manolo-Blahnik-Pumps. Bev stellte instinktiv die Haare auf, als sie Tabithas Begleiter erkannte.
Als sie Johnnie entdeckte, eilte Miranda herbei, um ihn fest zu umarmen.
»Ich habe die peinlichste Patentante der Welt«, gestand der ihr. »Ihr persönlicher Trainer, ihre Maniküre und jetzt auch noch ihr Friseur weigern sich, ins Haus zu kommen. Sie ist eine lauernde Gottesanbeterin in fünfzehn Zentimeter hohen Stilettos.«
»Und du musst dafür zahlen«, sagte Miranda mitfühlend.
»Musst sie von einem Termin zum nächsten karren.«
Johnnie nickte traurig. »Ist das fair?«
»Egal«, meinte Miranda besänftigend, »wir kümmern uns jetzt um Tabitha. Du setzt dich einfach hin, legst die Füße hoch, und Bev wird dir eine Tasse Kaffee bringen.«
Johnnie sah hinüber zu Bev, die mit steinerner Miene die Termine durchblätterte und jedes Wort hörte.
»Nur wenn sie verspricht, nicht hineinzuspucken.«
Bev, die es normalerweise genoss, mit den Leuten zu plaudern, die auf dem violetten Sofa neben ihrer Theke warteten, schwor sich, mit dem hier kein Wort zu wechseln. Für wen, zum Teufel, hielt sich Tabithas Patensohn?
In seinen Kaffee spucken? Ha, er konnte sich glücklich schätzen, wenn sie nicht hineinpinkelte.
Eine halbe Stunde, hatte Tabitha versprochen; Waschen und Föhnen dauere nicht lange. Johnnie machte es sich auf dem Sofa bequem, verschloss absichtlich die Ohren vor den lauten und unverschämten Bemerkungen seiner Patin, während sie ihren einseitigen Flirt mit Fenn Lomax fortsetzte, und blickte zu Bev, der Empfangsdame, die so tat, als ob es ihn gar nicht gäbe.
Gut. Er nahm eine der Hochglanzzeitschriften für Frauen von dem niedrigen Tisch und überflog einen Artikel mit dem Titel »Die schrecklichen Fehler, die Männer im Bett machen!«.
Guter Gott, die Details, in denen sich der Artikel erging, waren ungeheuerlich, die Frauenzeitschriften heutzutage waren reiner Porno. Und was den Kram anging, von denen sie annahmen, er brächte die Kerle dazu, ihn hochzukriegen – nun, das war wirklich nahezu unverschämt.
Sein Blick wanderte von der Seite nach oben, und er fing Bevs Blick auf. Sie wandte sich sofort ab, nahm den Hörer ab und sagte: »Ja, hallo?«, mit hoher Stimme, obwohl es gar nicht geklingelt hatte.
Johnnie lächelte und blätterte um. Ah, das war besser, er liebte Umfragen. Diese hieß »Bekommen Sie immer, was Sie wollen?« und war mehr nach seinem Geschmack.
Wenn Sie einen Typen sehen, in den Sie verknallt sind:
a) Laden Sie ihn ein?
b) Bitten Sie Ihre Sekretärin, es zu arrangieren?
c) Lächeln Sie viel
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