Glücksgriff
zuckte Bev zusammen.
Miranda zögerte und nickte dann.
»So ähnlich.«
Fenn kehrte zurück, als Miranda ihr gerade ins wartende Taxi half.
»Die hier ist ein braves Mädchen. Passen Sie gut auf sie auf«, ermahnte die Frau Fenn.
Verwirrt fragte er: »Sind Sie sicher, dass Sie die Richtige meinen?«
Wieder im Salon, umarmte Bev Miranda.
»Diese verwöhnte, egoistische Zicke – du hättest ihr einen Wasserschlauch in die Kehle rammen und sie ersäufen sollen! Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, so ruhig zu bleiben.«
Miranda wusste es, doch es war schwer zu erklären. Bev würde nur denken, dass sie seltsam sei, wenn sie ihr sagte, dass sie es sich nicht leisten konnte, die Geduld zu verlieren, dass sie schon genug Kummer hatte, um sich weiter aufzuregen. Eine Hand voll Beleidigungen von einer Frau, die gerade einen kindischen Tobsuchtsanfall hatte, war nichts im Vergleich zu dem Elend, das sie bereits wie einen Mühlstein um ihren Hals trug.
Außerdem war es auf komische Weise fast ein Trost zu wissen, dass sich andere Menschen – aus welchem Grund auch immer – auch elend fühlten.
Selbst wenn es in diesem Fall weniger mit Trauer zu tun hatte und mehr mit vergilbten Zähnen und Zellulitis.
»Was hat sie gesagt?«, wollte Fenn wissen. »Etwas über dich und Miles?«
»Pscht.« Bev warf ihm einen Blick zu, der sagen sollte: Bist du verrückt?, und verdrehte die Augen betont in Richtung des Eindringlings, den sie immer noch nicht losgeworden war. »Er ist Reporter.«
»Bin ich nicht«, wiederholte der Eindringling müde. »Miranda, würdest du bitte dieser widerborstigen Frau sagen, dass ich kein Reporter bin?«
Miranda sah auf und bemerkte ihn zum ersten Mal. Oh, diese Erleichterung …
»Johnnie …«
Bevs Kopf fuhr von Miranda zu dem Mann. Johnnie? Wer war Johnnie? Und wie konnte er es wagen, einen erstklassigen Frisiersalon in Knightsbridge mit wirklich furchtbaren Kordhosen, einem Pullover mit Löchern an beiden Ellbogen und dreckigen Latschen zu betreten?
Miranda sah auf die Uhr und fragte: »Fenn, ist es okay, wenn ich jetzt meine Mittagspause mache?«
Fenn hatte Johnnie bereits als den Swimmingpool-Spaßvogel in Tabitha Lesters Haus erkannt. Er nickte und fügte dann, um einen Anschein von Normalität zu wahren, hinzu: »Sei um ein Uhr wieder da.«
»Wer ist er?«, fragte Bev, als die Tür hinter ihnen zuschlug. In ihren Augen war der Mann unhöflich, ungehobelt und ignorant, und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, woher Miranda ihn kannte.
»Miles Harpers bester Freund.« Fenn klang lakonisch. »Er schießt in seiner Freizeit mit Wassermelonen auf Leute.«
Naserümpfend gab Bev zurück: »Warum überrascht mich das wohl nicht?«
51
Mirandas Haltung brach in dem Moment zusammen, als sie den Salon verlassen hatten.
»O Johnnie.« Sie sah zu ihm auf, und Tränen liefen ihr die Wangen herunter; er legte die Arme um sie und umarmte sie so fest wie ein Bär. »Ich freue mich so, dich zu sehen. Ich habe mich so … so allein gefühlt.«
Als er nickte, erkannte Miranda, dass er das schon erraten hatte; deshalb war er zu ihr gekommen. Damit sie über Miles mit jemand anderem sprechen konnte, der ihn gekannt und geliebt hatte und dem es genauso elend ging wie ihr.
Wahrscheinlich noch elender, dachte sie mit einem Stich, denn sie hatte Miles nur ein paar Tage gekannt. Johnnie war seit Jahren sein engster Freund gewesen. Sie hatten sich alles erzählt, alles geteilt …
Piep-Piep! tutete ein vorbeifahrender Kleinbus, und durch das offene Beifahrerfenster ertönte eine Reihe ohrenbetäubender Pfiffe, gefolgt von einem gebrüllten: »Los, Kumpel, gib ihr auch einen von mir!«
Die Tränen verwandelten sich in ein schiefes Lachen, und Miranda wischte sich mit dem Handrücken übers nasse Gesicht. Sie standen offenbar im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wo sie auch hinguckte, beobachteten sie Leute, warteten wohl darauf, dass ihr einer gegeben wurde, wie die Männer in dem Bus so sensibel vorgeschlagen hatten.
»Wie heißt sie?«, fragte Johnnie und nickte in Richtung Salon.
Miranda spähte um seinen Arm herum. Bev, die ihnen nachgestarrt hatte, sah hastig weg.
»Das ist Bev, unsere Empfangsdame.«
»Ist sie immer so freundlich?«
»Sie hat versucht, mich zu schützen. Komm, lass uns anderswohin gehen.« Sie wurden immer noch beobachtet. »Jetzt weiß ich, wie sich ein Panda im Zoo fühlt.«
Johnnie führte sie eine enge Seitenstraße entlang, in eine ruhige, schwach
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