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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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rannten zu dem ersten Lastwagen und hüpften wie Lemminge hinten drauf.
    Im nächsten Augenblick tauchte der Mann mit der Pfeife neben der Beifahrertür von Johnnies Auto auf. Ein ein Meter neunzig großer, Angst einflößender Hauptfeldwebel funkelte Bev vernichtend an. Die Tür wurde aufgerissen.
    »Sag es nicht«, spottete er, »eine Jungfrau!«
    »Es ist das erste Mal für sie«, stimmte Johnnie zu.
    »Das ist es verdammt nochmal nicht«, gab Bev zurück, »weil ich es nicht tun werde.«
    Sie lehnte sich zurück und klammerte sich an die Seiten des Ledersitzes, als der Mann sich ins Auto hereinbeugte. Ohne Vorwarnung schoss seine Hand an ihr vorbei und fischte die Schlüssel mit atemberaubender Geschwindigkeit aus der Zündung heraus. Während Bev einen entsetzten Schrei losließ, zog er am Gummiband seiner Tarnhose und ließ die Schlüssel mit einem fröhlichen Klirren außer Sichtweite fallen.
    Sie blinzelte. Mist, was für ein Irrsinn!
    »Das können Sie nicht machen!«
    »Ich kann alles tun, was ich will.« Der schreckliche Hauptfeldwebel grinste sie grimmig an. »Ich habe hier das Sagen. Nun, da Sie sehen, dass Sie nirgendwo anders hingehen können, möchten Sie sich vielleicht hinüber zum Zelt begeben und sich umziehen.«
    Bev sah ihn störrisch an.
    »Oder möchten Sie lieber, dass ich Sie trage?«
    Ihre Augen glitten hinüber zu Johnnie.
    »Das werde ich dir nie verzeihen. Das weißt du doch, oder?«
    »Es tut mir Leid.« Er zuckte die Achseln. »Es war Miranda. Sie hat gesagt, du würdest es toll finden.«
    »Und mit der verdammten Miranda werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr sprechen.«
     
    Ich habe einen Albtraum, dachte Bev, während sie in dem Lastwagen herumschaukelte, der sich immer tiefer in den Wald hineinbewegte. Sich Armeeklamotten hinter einer Trennwand im gemeinsamen Zelt anziehen zu müssen, war nur der Anfang gewesen. Es gab keine Spiegel. Der Schlamm, den sich alle so energisch ins Gesicht geklatscht hatten, hatte nichts Kosmetisches, er war echt und aus echten Pfützen geholt worden. Mehr noch: Die Helme waren wenig schmeichelhaft, die Schnürstiefel teuflisch, und als sie versucht hatte, auf den Lastwagen zu klettern, war sie ausgerutscht und mit dem Hintern in den aufgewühlten Dreck gefallen.
    Bev konnte sich einfach nicht vorstellen, warum alle so verdammt fröhlich schienen. Es war seltsam – sie schienen sich tatsächlich richtig gut zu amüsieren, plauderten lautstark miteinander, teilten sich den letzten Klatsch mit und diskutierten begeistert den vor ihnen liegenden Tag.
    »Du bist neu hier?«
    Erschreckt bemerkte Bev, dass das Mädchen zu ihrer Linken mit ihr redete.
    »Nur ein bisschen.«
    »Du wirst es lieben.«
    »Das«, gab Bev zurück, »glaube ich nicht. All das hier …« Sie zeigte in die Runde. »… passt gar nicht zu mir.«
    Das Mädchen, dem eindeutig das Wesentliche entging, rief aus: »Ich weiß, zu mir auch nicht! Ist das nicht toll?«
    Noch Schlimmeres sollte kommen. Als der Laster schließlich schlingernd zum Stehen kam und alle hinaussprangen, verteilte der Organisator an zwei stämmige Wesen Anweisungen und verkündete: »Okay, das hier sind eure Anführer. Jetzt stellt euch auf und geht auf die Seite, sobald ihr ausgewählt wurdet.«
    Bev schauderte. Jahre unterdrückter Demütigung kamen in einem Schwall zurück, als sie sich an die Turnstunden in der Schule erinnerte, wenn sie für eine Mannschaft ausgewählt wurde – oder vielmehr wie ein völliges Mauerblümchen übrig blieb, während alle anderen vor ihr ausgewählt wurden.
    Und nun, zehn Jahre später, passierte das alles wieder. O nein, es war zu viel.
    »Du!«, brüllte der Anführer der roten Mannschaft. Und erst als jemand sie heftig anschubste, erkannte Bev, dass er auf sie gezeigt hatte. Der Grund, weshalb sie es nicht bemerkt hatte, war, dass in ihren Augen Tränen standen, doch nun musste sie nicht weinen, weil – danke, Gott, o danke – sie ausgewählt worden war. Sie war nicht der Trostpreis, der bis zum Ende blieb. Sie war sogar von manchen Männern ausgewählt worden.
    »Du!«, brüllte der Führer der gelben Mannschaft Johnnie zu. Er grinste Bev an und ging auf die andere Seite.
    Perfekt, dachte Bev, und Adrenalin begann durch ihre eisigen Adern zu fließen. Jetzt kann ich dich umbringen.
     
    »Aaah! Hilf mir – sie kommen über den Hügel!«
    Als sie die Stimme hörte, schoss Bev durch die Bäume darauf zu. Sie warf sich auf den Bauch, während zwei Mitglieder der

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