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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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herunterschlitterten, der mit Stöcken beladen war.
    Genau derselbe Umschlag, in genau demselben verblichenen Grün und Beige. Nur dass der Buchrücken diesmal mit gelben Klebestreifen zusammengehalten wurde.
    Miranda öffnete es mit zitternden Händen und sah das Datum darin: 1946 . Dann las sie die kurze Nachricht, die Danny zwischen die ersten Seiten gesteckt hatte. Darin stand nur:
    Ist das das Richtige? Ich hoffe es. Schöne Lektüre. D.
    Miranda blinzelte mehrmals. Was hatte er da Schönes, wirklich Schönes für sie getan. Wie es ihm gelungen war, ein Exemplar eines Buches zu ergattern, das wahrscheinlich seit fünfzig Jahren nicht mehr lieferbar war, konnte sie nur ahnen.
    Miranda lächelte versonnen vor sich hin, machte sich eine Tasse Tee und trug das Buch ins Wohnzimmer. Sie hatte in den letzten Tagen viel an Danny gedacht. Es war schön gewesen, wieder auf ihn zu treffen. Sie hatten sich nicht gekabbelt – nun ja, kaum. Danny hatte das Thema Miles nicht angesprochen, und sie hatte auch nicht Dannys mit dem Finger wedelnde Blondine erwähnt. Sie waren ganz entspannt miteinander umgegangen, hatten sich auf eine Weise wohl gefühlt, die sie sich zuvor nie hatte vorstellen können.
    Erstaunlich, dachte Miranda.
    Erstaunlich, aber schön.
    Sie nahm den Hörer ab und wählte Dannys Nummer. Er nahm beim vierten Klingeln ab.
    Miranda lächelte wieder. Es war sogar schön, nur seine Stimme zu hören.
    »Wie?«, fragte sie. »Wie? Wie? Wie?«
    »Bist du beeindruckt?«
    »Höchst beeindruckt. Aber du musst mir sagen, wie du es geschafft hast.«
    »Nicht der Rede wert.« Danny klang bescheiden. »Nur, dass ich jeden Laden für antiquarische Bücher im Land durchforstet habe. Habe dieses hier schließlich in einer kleinen Seitenstraße in Newcastle gefunden …«
    »Nein!«, rief Miranda.
    Danny brach in Lachen aus.
    »Nein, natürlich nicht.« Liebevoll sagte er: »Siehst du? Ich kann dich immer noch reinlegen.«
    »Oh, ha, ha.« Miranda, die errötet war, war nur froh, dass er sie nicht sehen konnte.
    »Falls du es wirklich wissen willst, es gibt einen Laden in der Charing Cross Road, der sich darauf spezialisiert hat, nicht mehr lieferbare Bücher aufzuspüren.«
    »Nun, es war trotzdem wirklich nett von dir«, lobte Miranda.
    »Es war mir ein Vergnügen. Du wirst es Chloes Baby vorlesen können, wenn es älter ist. Wie war übrigens der Geburtsvorbereitungskurs?«
    »Ach, du weißt schon. Nicht so schlecht. Sie haben eindeutig gedacht, wir seien Lesben.« Impulsiv fügte sie hinzu: »Ich möchte dir richtig für das Buch danken. Warum kommst du morgen nicht zum Mittagessen her? Ich koche.«
    Danny zögerte. Dann sagte er: »Ich wäre gerne gekommen, aber ich muss morgen früh nach Berlin fliegen.«
    Miranda wusste, dass sie nicht toll kochte, aber war es denn wirklich
so
schlecht?
    »Wann bist du wieder da?«
    »Noch nicht sicher. Vielleicht in ein paar Wochen. Nun ja, zwei oder drei.«
    O Gott. Sie hörte die Veränderung in seiner Stimme. Wenn das nicht einen Rückzieher bedeutete, dann wusste sie auch nicht …
    Mirandas Blut wurde zu Eis, als ihr klar wurde, warum. Danny ging es gut. Er hatte schon eine Freundin, mit der er völlig glücklich war.
    Und nun kam sie und drängte sich rein … Er ist nett zu mir, das ist alles, ermahnte sich Miranda. Das Letzte, was er jetzt braucht, bin ich, die ihm auf die Nerven fällt und sich wie ein verzweifelter herrenloser Welpe an ihn hängt.
    »Oh, toll! Zwei oder drei Wochen Berlin? Das ist phantastisch!« Sie zwang sich, munter und völlig unabhängig zu klingen. »Du wirst dich wunderbar amüsieren! Nun, dann höre ich besser auf, ich wollte mich nur für das Buch bedanken. Eine tolle Reise wünsche ich dir, ja? Tschüs!«
    Das Tschüs kam wie ein hoher, wahnsinniger Schrei heraus.
    Beschämt legte Miranda auf und betrachtete sich in dem vergoldeten Spiegel über dem Kamin.
    Oh, gut gemacht, Miranda. Scheuklappen angehabt, oder?
    Du weißt doch, dass du völlig verrückt geklungen hast.
    Der Himmel allein weiß, was Danny jetzt von dir denkt.

54
    Ich muss verrückt sein, dachte Bev drei Tage später. Völlig verrückt. Nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte Johnnie fröhlich.
    »Oh, fabelhaft. Hier sind wir, rasen um sieben Uhr an einem Sonntagmorgen die M4 runter, und du willst mir nicht mal sagen, wohin wir fahren.« Bev spreizte verzweifelt ihre manikürten Hände. »Ich meine, warum muss das so ein Geheimnis sein? Essen wir zu

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