Glücksgriff
die vernünftigen.«
»Hattest du eine?«, fragte Miranda interessiert.
»Als ich ein Kind war? O ja. Die verrückte Tante Pearl. Sie hat mich auf Katzenverfolgungsjagden mitgenommen.«
»Wo …«
»Eine Katze finden und ihr folgen. Wo immer sie hinging. Auf Bäume, an Wänden entlang, durch Gärten …«
»Und durch Katzenklappen«, ergänzte Miranda.
»Die verrückte Tante Pearl war gebaut wie ein Panzer. Sie hätte nicht durch eine Katzenklappe gepasst.« Danny lächelte, er hatte eindeutig liebevolle Erinnerungen an diese exzentrische, panzerähnliche Verwandte. »Oh, aber sie war toll. Sie zog sich immer als Piratin an. Die Nachbarn haben sie für verrückt gehalten.«
Die exzentrische, unverschämte, sicher nicht gewöhnliche Tante Pearl begann Miranda an jemanden zu erinnern, den sie kannte. Sie dachte, deshalb also kommt er so fabelhaft mit Florence aus.
»Okay, ich mache es. Wenn Chloes Baby ein bisschen älter ist, werde ich es auf Abenteuer mitnehmen und mit meinem Hintern in Katzenklappen stecken bleiben.« Miranda amüsierte sich allmählich. »Und wir werden zusammen in den Zirkus gehen und zur Pantomime und, oh, zum Eislaufen … und ich werde ihm all die Geschichten vorlesen können, die ich geliebt habe, als ich klein war.«
»Welche Geschichten hast du geliebt, als du klein warst?«
»Gott, da gab es viele.
Der verzauberte Wald
«, erinnerte sich Miranda. »Und die ganzen Bücher von Laura Ingalls Wilder. Und
Flambards
, als ich etwas älter war. Oh, oh, und mein absolutes Lieblingsbuch hieß
Spuren im Schnee.
«
Danny runzelte die Stirn. »Nie gehört.«
»Meine Großmutter hat es mir geschenkt, als ich sechs war. Es war das Exemplar, das sie bekommen hatte, als sie ein Mädchen war, also muss es alt gewesen sein. Aber ich habe dieses Buch immer wieder gelesen.« Miranda stellte sich den altmodischen Umschlag mit dem zusammengeklebten Rücken vor und rezitierte verträumt: »
Spuren im Schnee
von Racey Helps. Am Ende ist es natürlich auseinander gefallen. Ich erinnere mich, dass ich geweint habe, als meine Mum sagte, wir müssten es wegschmeißen.«
Ihre Tassen waren leer. Danny lächelte über ihre Erinnerungen. Miranda erwiderte sein Lächeln; das hier machte Spaß, sie konnte den ganzen Abend hier sitzen und Kindheitserinnerungen …
»Verdammt, wie spät ist es?«
Er sah auf seine Uhr.
»Zwanzig vor sieben.«
»Ich soll um sieben im Krankenhaus sein!«
Danny stand auf.
»Mein Auto steht unten in der Straße. Ich fahr dich hin.«
»Typisch«, sagte Miranda trocken, als sie durch die staubigen Straßen zum Chelsea and Westminster rasten. »Ich bin so damit beschäftigt, dir zu erzählen, was für eine tolle Tante ich abgeben werde, dass ich zu spät zu meiner ersten Geburtsvorbereitungsstunde komme.«
»Wir schaffen es.«
»Ich werde nicht mal Zeit haben, unsere Schilder zu machen.«
Danny schoss durch einige gelbe Ampeln durch.
»Was für Schilder?«
»Chloe hat erzählt, dass alle anderen Frauen mit ihren Männern da sein werden«, erklärte Miranda. »Ich wollte ein paar Schilder machen, auf denen steht
Wir sind nicht lesbisch.
«
Danny hob seine dunklen Augenbrauen und tadelte: »Wenn du die verrückte Tante Miranda werden willst, muss es dir egal sein, was die anderen Leute von dir denken. Es ist deine Mission im Leben, sie dazu zu bringen, hinter deinem Rücken zu klatschen.«
Hält er mich für prüde und engstirnig? Neckt er mich, fragte sich Miranda, oder soll das ein Seitenhieb sein?
Gut.
»Das ist alles gut und schön«, gab sie schlau zurück, »aber ein Mädchen muss sich alle Optionen offen halten. Was, wenn es dort von schicken Ärzten nur so wimmelt? Ich möchte sie doch nicht gleich abschrecken.«
Als Miranda am Samstagabend von der Arbeit nach Hause kam, stieß sie die Tür auf und ließ ein kleines, gut eingewickeltes Päckchen über den gebohnerten Parkettboden schlittern. Sie bückte sich, um es aufzuheben, und erkannte, dass auf dem Päckchen nur ihr Name und nicht ihre Adresse stand.
Florence und Chloe waren beide nicht da. In der Küche zog Miranda ihre Jacke aus und stellte den Wasserkessel an. Dann begann sie verwirrt das Päckchen zu öffnen.
Als sie die letzte Schicht Papier wegriss, stieg ihr ein Kloß in die Kehle.
Sie war wieder sechs Jahre alt.
Spuren im Schnee
von Racey Helps.
Es war der Umschlag, den sie so gut kannte, auf dem Millicent Littlemouse und Nubby Tope einen schneebedeckten Hügel in einem Korb
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