Glücksgriff
so kräftig, wie du kannst.«
»Ich pr-presse ja.« Wie sieht das hier denn aus, du dumme alte Hexe? Wie Strümpfe stricken?
»Los, Chloe, du schaffst es«, rief Fenn, als die Hebamme sich am Fuß des Bettes aufrichtete.
»Autsch.« Chloe fuhr zusammen, als ihre Finger taub wurden. »Fenn … ich soll
deine
Hand drücken.«
»Gott, tut mir Leid! Sag nichts! Press, Chloe, PRESS einfach, PRESS !«
Gehorsam presste sie. Das Baby rutschte heraus, Chloe keuchte: »Oh!«, und brach dann in Tränen aus.
»Es ist ein Mädchen.« Fenns Stimme brach, als er das sagte. Er hatte immer noch einen Arm um Chloe gelegt und stützte ihre Schultern. Sie drehte sich um und blickte zu ihm auf, fand keine Worte.
»Lasst mich nur diese Kleine ein bisschen abwischen, dann können Sie sie wieder haben.« Die Hebamme, die geschickt die Nabelschnur durchtrennte, hob das Baby auf einen bereitstehenden Wagen.
Fenn drückte Chloes zitternde Hand. Als er endlich sprach, sagte er heiser: »Ich liebe dich.«
Und Chloe, rot vor Erschöpfung und Freude, lächelte ihn an und sagte: »Ich weiß.«
Zu ihrer großen Überraschung war sie gar nicht überrascht. Es war, als ob sie es tief drinnen die ganze Zeit gewusst hätte.
Fenn beugte den Kopf und küsste sie, Monate aufgestauter Gefühle vereinigten sich in einem zwei Sekunden langen Kuss.
Chloe schmeckte Salz auf seiner Oberlippe, und sie flüsterte: »Ich liebe dich auch.«
Dann war die Hebamme wieder da und schwenkte das eingewickelte Baby wie einen Tombolapreis.
»Hier haben wir sie, eine schöne Tochter, sieben Pfund, dreihundertvierzig Gramm«, verkündete sie stolz. »Wer will sie zuerst halten?«
Chloe nahm das Baby in die Arme, und zusammen sahen sie sie an.
»Sie ist phantastisch«, sagte Fenn. »Das Ganze ist phantastisch. Vor einer Minute war sie ein Klumpen da drin.« Er zeigte auf Chloes Bauch. »Und in der nächsten ist sie ein Mensch hier draußen.«
»Ähem.« Chloe sah auf die Uhr. »Es hat ein bisschen länger als eine Minute gedauert.«
»Ich will dich heiraten«, platzte Fenn plötzlich heraus. »Ich weiß, es ist zu früh, um das zu sagen, aber ich meine es so. Es ist mir Ernst, ich will, dass wir eine richtige Familie sind. Und das heißt Heirat.«
Hinter der weltmännischen und berühmten Friseurfassade, so erkannte Chloe in einem Ansturm von Liebe, schlug das Herz eines altmodischen Traditionellen. Erstaunlich, aber wahr.
Und wunderbar zu entdecken.
»Nur ein kleiner Pikser«, kündigte die Hebamme an und senkte eine Nadel in Chloes Schenkel.
»In dem Fall will ich dich heiraten.« Chloe suchte in seinem Gesicht. »Wenn du es wirklich so meinst.«
»Ich bin mir noch keiner Sache in meinem Leben sicherer gewesen.«
Konnte man glücklicher sein? Chloe lehnte sich an Fenn, ihre Tochter in den Armen, und ihre Augen füllten sich mit neuen Tränen der Freude.
Ehe, ausgezeichnet. Die strenge Hebamme, die Paare, die in Sünde lebten, aufs Tiefste missbilligte, wurde weich und tätschelte Chloes gerade mit einer Spritze voll gepumpten Schenkel.
»Sehr vernünftig, meine Liebe. Freut mich, das zu hören. Möge der liebe Gott eure Verbindung segnen, und ihr werdet noch glücklicher sein.« Sie lächelte nachsichtig. »Ich muss sagen, es macht mich unendlich froh, zu hören, wie ein Mann seine früheren Sünden bereut.«
»Mich auch.« Chloe legte den Kopf zurück und blickte Fenn liebevoll an. »Und er ist nicht mal der Vater.«
Die Augenbrauen der Hebamme schossen in die Höhe.
»Sie meinen …«
»Ich bin nicht der Vater«, sagte Fenn höflich.
»Aber Sie haben sie doch gerade um ihre Hand gebeten!«
Fenn sah hinab auf das kleine Mädchen, das er unbedingt als sein eigenes aufziehen wollte. Er war schon hoffnungslos vernarrt und streckte seinen Zeigefinger aus, und vier winzige, fast durchsichtige Finger griffen sofort danach. Fenn staunte über ihre Kraft. Er begriff nicht, wie er sofort Liebe zu einem Baby empfinden konnte, aber er tat es.
Er achtete kein bisschen mehr auf die Hebamme. Verblüfft wandte sie sich wieder an Chloe.
»Er hat Sie gerade um Ihre Hand gebeten!«
»Ich weiß, ist das nicht unglaublich?« Chloe warf ihr ein bezauberndes Lächeln zu. »Ich weiß nicht, was mein Mann sagen wird, wenn er das erfährt.«
Das Schneiden war vorbei, das Föhnen war vorbei. Als Miranda sich ans Haarspray machte, begann irgendwo ein Telefon zu klingeln.
»Nicht meines«, stellte Magdalena fest und klopfte auf ihre stumme Handtasche.
»Es ist
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