Glücksgriff
mir Leid, aber ich muss dir einen dicken, dicken Kuss geben.«
»Okay, Zeit für die Wahrheit«, murmelte Greg mehrere höchst befriedigende Minuten später. »Vielleicht änderst du ja dann deine Meinung über mich.«
Miranda, die sich fragte, ob sie jemals glücklicher im Leben gewesen war, küsste sein Ohrläppchen, bevor sie ihren Kopf tiefer an seine Schulter schmiegte.
»Warum?«
»Ich muss dir ein Geständnis machen.«
»Weshalb?«
»Wegen des Großzügigseins.«
»Warum?«
»Meine Kreditkarte. Ich habe vergessen, sie mitzunehmen.«
»Oh. Na ja, ich habe acht Pfund in meiner Geldbörse.«
»Ich habe ungefähr acht Pfund fünfzig.« Greg lächelte beschämt.
Miranda drehte seine Uhr zu sich und starrte in der dämmrigen Straßenbeleuchtung auf die Zeiger.
»Wir haben unseren Tisch sowieso nicht mehr. Es ist okay.«
»Warum ist es okay?«, fragte Greg.
Zwischen Küssen flüsterte Miranda: »Weil ich manchmal Pizza vorziehe.«
16
Samstag war immer am meisten los im Laden. Um fünf Uhr freute sich Chloe darauf, nach Hause zu kommen und ihre schmerzenden Füße hochzulegen. Oder hätte sich gefreut, hätte sie nicht befürchten müssen, dass ihre Mutter sich in Runde drei ihrer Tiraden gegen Greg stürzen würde.
»Verdammt«, sagte Bruce plötzlich, »ich habe noch kein Geschenk.«
»Was für ein Geschenk?«
»Für Mutter. Sie hat Geburtstag, deshalb treffen wir uns alle heute Abend.«
An der Art, wie er die Augen verdrehte, erriet Chloe, dass er von der Aussicht auf einen Pflichtbesuch bei Florence nicht gerade begeistert war.
»Was schenkst du ihr?«
»Keine Ahnung.« Schneller als eine Eidechsenzunge glitt Bruce’ Blick über die dargebotene Ware. »Etwas um die hundert Pfund. Vielleicht diese Obstschale. Nein, so eine hat sie zu Weihnachten bekommen. Ah, Kerzenständer, das wäre doch was. Die beiden dort drüben.« Während er in Richtung von zwei silbernen Kerzenständern wies, nahm er den Hörer ab und gab eine Nummer ein. »Wickel sie mir als Geschenk ein, ja, Chloe? Braves Mädchen. Und such eine Karte aus.« Mit der freien Hand deutete er auf den Drehständer.
»Ich weiß nicht, was für eine Karte deiner Mutter gefallen würde.« Chloe war empört und in Florence’ Namen verletzt.
»Sie ist zweiundsechzig.« Bruce straffte ungeduldig die Schultern. »Was musst du noch wissen? Nimm doch einfach was mit Blumen drauf.«
Während sie zuhörte, wie er sich für den nächsten Morgen für eine Golfpartie verabredete, fragte sich Chloe, ob er auch erwartete, dass sie die Karte unterschrieb, vielleicht mit pp in seinem Namen. Sie hatte Bruce’ Mutter nie kennen gelernt, doch sie hatten mehrmals kurz am Telefon geplaudert, wenn Florence im Laden angerufen hatte.
Sie hatte toll geklungen, dachte Chloe rebellisch. Viel netter als ihr knickriger Sohn.
»Nimm Goldpapier«, rief ihr Bruce zu.
»Du meinst den Kram für drei Pfund den Bogen?« Hinter seinem Rücken zog Chloe eine Grimasse.
»Zum Teufel auch.« Er wedelte nachsichtig mit seiner Patschhand. »Es ist ihr Geburtstag. Sie mag etwas Gold.«
»Tut mir Leid, aber wir schließen gleich«, informierte Bruce die Kundin, die um halb sechs die Tür aufstieß.
»Das weiß ich, ich bin Chloes Mutter.« Pamela Greening, die Bruce mehr als gewachsen war, schoss an ihm vorbei. »Er ist immer noch nicht zu Hause«, erzählte sie Chloe, die eine Schachtel Porzellandalmatiner aus dem Lager schleppte. »Viermal war ich heute da, und keiner ist zu Hause. Weg mit seiner Tussi, nehme ich an. Fürchtet, sich mir stellen zu müssen. Solltest du das heben?« Sie sah ihre Tochter missbilligend an.
Zu spät erkannte Chloe, dass es ein, zwei Dinge gab, vor denen sie ihre Mutter hätte warnen sollen, sie nicht vor Bruce zu erwähnen.
»Es ist mir egal, ob Greg mit seiner Tussi weg ist.« Das war eine Lüge, doch Bruce’ Aufmerksamkeit musste irgendwie abgelenkt werden. »Mir ist egal, wenn er einen ganzen Harem voller Tussis hat. Mum hat ihn gestern Abend besucht«, erklärte sie Bruce mit rotem Kopf, »und er war mit einem Mädchen zusammen.«
»Deshalb hat er dich also verlassen. Er hat jemand anderen gefunden.« Bruce nickte, das hatte er schon die ganze Zeit geargwöhnt. Dann runzelte er die Stirn. »Aber …«
»Okay, ich lass die hier bis Montag«, plapperte Chloe los, »jetzt, da Mum hier ist? Und du musst zu Florence’ Geburtstagsfeier … Oh, du darfst das Geschenk nicht vergessen …« Sie warf die in Geschenkpapier eingewickelte
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