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Glückskekse

Titel: Glückskekse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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bei mir an. Stockend drehe ich mich zu ihm um. „Wir sehen uns dann morgen zum Kaffee. Vielen Dank fürs Fahren. Schlaf nachher gut“, rattere ich runter und lasse ihm keine Gelegenheit, weitere besorgte Fragen zu stellen, weil ich nach einem schnellen Kuss auf die Wange sofort das Auto verlasse. Höre von ihm nur noch ein verblüfftes „Leo … du auch“, als ich schon in der Tür bin und winke ihm kurz noch zu, bevor ich im Haus verschwinde. Erschöpft lasse ich mich auf der Treppe nieder, ziehe meine Knie an und lege meinen Kopf darauf. Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur so dasitze, als sich auf einmal eine Hand leicht auf meine Schulter legt. Benommen sehe ich hoch, in das besorgte Gesicht meines Vaters.
    „Na mein Junge, habt ihr einen schönen Abend gehabt?“
    „Sehe ich so aus?“, antworte ich mit einer Gegenfrage, die er wiederum nur mit hochgezogenen Augenbrauen beantwortet.
    „Warum glaubt eigentlich jeder zu wissen, dass es mir schlecht geht?“, fahre ich jetzt langsam aus meiner Haut und bin dabei wohl auch etwas lauter geworden.
    „Weil, mit Verlaub, du Scheiße aussiehst, mein Großer. Außerdem gehst du hoch wie das berühmte HB-Männchen. Such dir endlich einen Kerl, der es dir ordentlich besorgt“, poltert Pa los und als er mein entsetztes Gesicht sieht, fügt er grinsend hinzu, „ich darf das sagen, ich bin dein Vater. Warum quälst du dich so, Leo?“
    „Weil ich keinen anderen Kerl haben will. Ich will nur den einen“, schniefe ich leise.
    „Und warum versuchst du nicht noch einmal, mit ihm zu reden?“
    „Weil ich es verbockt habe!“
    „Versteh ich nicht.“
    „Torben hat vor Michael meinen Freund gespielt und der hatte nichts Besseres zu tun, als es gleich seinem Bruder zu stecken. Jetzt denkt Gabriel, ich wäre vergeben und ich war nicht in der Lage, ihm zu sagen, dass das alles ein Missverständnis ist. Das ist alles so … Scheiße“, fluche ich und nun finden auch die Tränen, die ich krampfhaft versucht habe, zu unterdrücken, doch ihren Weg ans Tageslicht. Ich schäme mich ein wenig, weil ich so einfach vor Pa anfange zu heulen. Wann habe ich das zum letzten Mal gemacht? Ist schon Ewigkeiten her. Doch plötzlich werde ich in eine liebevolle Umarmung gezogen. Beruhigend streicht Pa immer wieder über mein Haar und meinen Rücken.
    „Wein ruhig, Leo, das reinigt Herz und Seele, hat meine Oma immer gesagt. Und weißt du, die Sache mit diesem Gabriel … gib nicht so schnell auf, okay?“
    „Wie … wie meinst du das, Pa?“, schluchze ich blinzelnd gegen meine Tränen an.
    „Ach, nur so“, antwortet er ausweichend und weckt damit natürlich mein Interesse.
    „Bitte, Pa!“
    „Als er dich letztens besucht hatte, ist er mir unten in die Arme gelaufen. Und da haben wir uns unterhalten. Scheint ein ziemlich netter junger Mann zu sein. Und sieht verdammt gut aus.“
    „Pf …“, schnaufe ich auf, „ein Teufel in Engelskostüm. Aber, warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich wusste ja nicht einmal, dass ihr beiden euch kennt.“
    „Na ja“, versucht Pa mich mit seiner ruhigen Stimme zu besänftigen, „kennen ist ein bisschen viel gesagt. Ich musste ihm versprechen, ihm nichts zu erzählen. Und wie du weißt, halte ich meine Versprechen.“
    „Na toll“, rege ich mich schon wieder auf, „dass dein Sohn leidet, scheint dich ja nicht wirklich zu berühren.“ Dass ich mich im Augenblick ziemlich ungerecht und kindisch benehme, fällt mir gar nicht auf. Aber meinem Vater. Und das tut er auch kund.
    „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Leonard. Natürlich bist du mir wichtiger. Und du und deine Mutter … ihr kommt immer an erster Stelle bei mir. Und das weißt du auch ganz genau. Aber lass dir eins gesagt sein … du bist nicht der Einzige, der leidet. Und jetzt kein Wort mehr. Ich möchte, dass du dein Gesicht wäscht, Zähne putzt, zu Bett gehst und dich gründlich ausschläfst. Und morgen sieht alles schon wieder besser aus.“
    Er drückt mich noch einmal fest an sich und lässt mir somit auch nicht den kleinsten Hauch einer Chance, unser Gespräch weiter zu führen. Dabei hätte ich schon die eine oder andere Frage an ihn. Fordernd schiebt Pa mich die Treppe hoch und hält mir die Zimmertür auf. „Gute Nacht, Leo, und schlaf gut.“
    „Du auch, Pa, gute Nacht.“ Und gehorsam wie ich nun mal bin, mache ich mich bettfertig und lege mich hin. Wider Erwarten falle ich tatsächlich in einen tiefen, festen Schlaf.
     
    Der Nachmittag mit Torben

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