Glückskekse
soll’s, dann bleib ich halt alleine.“
„Es sei denn“, höre ich eine tiefe, männliche Stimme hinter mir, welche ich wohl unter tausenden erkennen würde, „du gehst mit mir dahin.“
Mit zitternden Händen setze ich Madita ab und starre mit großen ungläubigen Augen Gabriel an, der mir lächelnd entgegen kommt. Er sieht einfach umwerfend aus. Trägt einen ähnlichen Anzug wie ich, allerdings mit weißem Hemd und dunkelroter Krawatte. Seine blonden Haare leuchten mit seinen Augen um die Wette. In seiner Hand trägt er das Gegenstück zu meiner Botschaft vom Amor.
Mehr als ein gehauchtes „Gabriel“ bringe ich nicht über meine Lippen.
„Leo“, sagt er und kniet vor mir nieder, „ich möchte dich fragen, ob du heute Abend und auch für den Rest deines Lebens mit mir zusammen sein willst?“
Madita reicht ihm ein Kästchen, welches er öffnet und mir entgegen hält.
Bis eben habe ich mich noch gefreut, ihn zu sehen. Nach einem kurzen Blick auf meine Eltern, die sich anscheinend wie Bolle über diesen gelungenen Clou freuen, ist mir nur noch übel.
So eine Schmierenkomödie! Und ich bin der, über den sie nachher alle lachen werden. Doch was soll ich machen?
Ich könnte ihn einfach vor versammelter Mannschaft hier knien lassen und mit hoch erhobenem Kopf die Bühne verlassen.
Oder ich spiele mit.
Innerlich tendiere ich ja zu dem Ersteren.
Das wäre allerdings für meine Eltern der Supergau. Und hatte Pa nicht vorhin gesagt, ich soll schauspielern?
Also mache ich gute Miene zu diesem abgekarteten Spiel und schaue zu Gabriel, der aufgrund der Wartezeit langsam nervös wird.
Was hat er denn gedacht? Dass ich ihm gleich freudig um den Hals falle?
Erst jetzt merke ich, dass es im Saal mucksmäuschenstill ist. Man könnte eine Stecknadel fallen hören und alle Blicke sind gebannt auf mich gerichtet.
Eine kleine, warme Hand, die sich in meine schleicht, holt mich wieder in die Realität zurück.
„Du musst jetzt was sagen“, flüstert Madita mir zu. Kaum merklich nicke ich, drücke ihre Hand noch einmal und wende mich an Gabriel.
„Ja“, sage ich mit fester Stimme und lächele ihn glücklich an. Doch dieses Strahlen erreicht nicht meine Augen, „ja, will ich!“
Lächelnd steht Gabriel auf und steckt mir den silbernen Reif an den Ringfinger.
Ich habe das Gefühl, als wenn sich ein Tonnen schwerer Bleigürtel um meine Brust legt. Und auch als Gabriel mich in seine Arme zieht, wird es nicht besser. Nach einem kurzen Kuss bricht tosender Applaus aus und ein wahrhaftes Blitzlichtgewitter geht auf uns nieder.
Madita hüpft ausgelassen um uns herum. So fange ich sie ein und habe wenigstens etwas zwischen den Händen … brauche Gabriel somit nicht anfassen.
Dem scheint es nichts auszumachen. Er legt den Arm zärtlich um mich und schon haben wir den kleinen Rotfuchs in unserer Mitte.
Die Show scheint, auch durch das überraschende Ende, ein voller Erfolg zu sein.
Mit großen Schritten kommen meine Eltern nun nach vorne und auch unsere Kollegen folgen ihnen. Wir verbeugen uns noch einmal vor dem Publikum und gehen dann zusammen nach hinten, wo die Backstage-Crew ebenfalls für uns klatscht.
Ich sehe zu, dass ich das Weite suchen kann, als ich auf einmal Gabriel an mir vorbeirauschen sehe. Glücklich lächelnd fällt er einem nett aussehenden Mann in die Arme.
„Conny“, ruft er erfreut und haucht diesem einen Kuss auf die Lippen, was meinen Gürtel noch um einige Löcher enger werden lässt. Ich versuche, mich so schnell wie möglich an den beiden vorbeizuschleichen, doch leider hat mich Gabriel gesehen.
„Leo, komm doch mal her. Darf ich dir Conny vorstellen?“
Ich erinnere mich an meine gute Erziehung und halte ihm höflich die Hand entgegen.
„Hallo, Conny, freut mich, dich kennen zu lernen. Endlich sehe ich auch mal das Gesicht zu dem unbekannten Liebhaber. Ich bin Leonard und es tut mir unendlich leid, aber ich hab grad gar keine Zeit zu einem Small Talk. Machs gut und viel Spaß.“ Und schon bin ich wieder weg. Verkrieche mich in die äußerste Ecke und ziehe mich in Rekordgeschwindigkeit um.
Es dauert nicht einmal zwei Minuten und ich bin fertig. Fast unbemerkt erreiche ich den Ausgang. Allerdings nur fast.
„Leo, warte doch mal“, ruft mich meine Mutter und kommt zusammen mit Pa und Gabriel auf mich zu.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, was diese Schau für ein Erfolg war. Die Leute waren schlicht weg begeistert, besonders von euch beiden. Ich hab schon einige
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