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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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schlauer sein.
    Omas Idee mit dem Kaffee war gut. Ich kann eine Tasse vertragen. Herumsitzen und anderen beim Arbeiten zuschauen macht müde. Eigentlich könnte ich gleich den Kaffee für die ganze Gästeschar aufbrühen und in die großen Thermokannen füllen. Das ist nun wirklich nicht anstrengend. Kaum setze ich zum Aufstehen an, ist Oma da und protestiert.
    »Du bleibst sitzen«, ordnet sie an. »Hast du nicht gehört, was Sebastian gesagt hat?«
    Ich habe so die Nase voll vom Ausruhen. Seit ich mir den Fuß verknackst habe, tue ich nichts anderes. Basti, der neuerdings nicht nur mein Freund, sondern auch gleich mein Leibarzt ist, hat vorhin einen langen Vortrag darüber gehalten, was passiert, wenn ich meinen verletzten Fuß nicht schone. Seitdem behandeln mich alle wie ein rohes Ei.
    Der Pavillon schwankt nicht mehr ganz so bedrohlich. Aber Basti atmet erst auf, als Daniel im Garten auftaucht und ihm zur Hand geht. Vicki holt sich von Oma Anweisungen, was als Nächstes zu tun ist. Vorher hat sie allerdings ausgiebig und sehr zärtlich ihren Verlobten begrüßt. Sie sind ein schönes Paar. Ich finde es wunderbar und geradezu märchenhaft, dass die beiden sich nach all den Jahren wiedergefunden haben.
    Mal gucken, was Lila sagt, wenn sie Vicki und Daniel nachher hier trifft. Sie hat ja noch keine Ahnung, dass sie heute Omas Geburtstag mit einer waschechten, von ihr nach Kräften verachteten ›Porno-Schinken‹-Autorin feiern muss. Außerdem bin ich sehr gespannt, ob sie Rob mitbringt. Mein Ex-Freund als ihr neuer Freund – komisch, wie das Leben manchmal so spielt. Unsere Mütter können sich jedenfalls freuen. Sie wollen doch immer, dass Lila und ich alles teilen.
    Wie wird unsere Begegnung wohl dieses Mal verlaufen?
    Ich werde Lila jedenfalls nicht wieder anschreien. Schlimmstenfalls gehen wir uns einfach aus dem Weg. Wie gerufen ertönt jetzt vor dem Gartengrundstück ein gewaltiges Hupkonzert. Wobei Hupen nicht das richtige Wort ist. Es trötet nicht, wie bei normalen Autos, sondern muht . Langanhaltend und brüllend laut. Das ist kein Viehtransporter. Das sind Simone und Thomas, Susanne und Thorsten Redlich, unsere Eltern. Sie werden wieder einmal von Pinkie und Purple Redlich begleitet – ihren Jack-Russell-Terrier-Zwillingen –, zwei niedliche Biester, die leider nervig und verzogen sind. Die sechs Redlichs sind in ihrem Lieblingsauto – einem offenen, zitronengelben BMW-Cabrio – angereist, ein Wagen, der schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat als ich. Thomas und Thorsten lieben ihn abgöttisch. Ich finde das Auto scheußlich. Sie nennen es ein Kultobjekt. Seit ich denken kann, basteln die beiden Männer in jeder freien Minute an ihrem spritschluckenden Monstrum herum. Im Zuge dessen haben sie auch die unsägliche Kuh-Hupe eingebaut. Und wenn es das letzte Gefährt der Welt wäre … Ich würde da nicht einsteigen. Vielleicht hat Oma doch recht, und unsere Eltern sind ein ganz klein wenig verrückt.
    Da sind sie nun. Mein Vater und Onkel Thorsten sitzen vorn, meine Mutter und Tante Susanne hinten. Die Frauen tragen breitkrempige Hüte und Sonnenbrillen. Sie haken sich unter, als sie aussteigen, um zu uns in den Garten zu kommen. Die beiden sind wie siamesische Zwillinge. Sie hängen aneinander wie zusammengewachsen, allerdings freiwillig. Ich seufze leise bei ihrem Anblick.
    Nachdem die vier Oma umhalst und abgeküsst haben, die Blumen und Geschenke überreicht sind und der Lärmpegel um ein paar Dezibel angestiegen ist, stürzen sich Mama und Susanne auf mich.
    »Das sieht ja schlimm aus«, ruft meine Mutter.
    Tante Susanne nickt. Beide hocken sich hin und betasten fachfraulich meinen Verband, während Pinkie (wie passend!) auf meinen Schoß springt und mich ableckt.
    »Da kannst du gar nicht auf dem Tisch tanzen heute Abend.«
    Wenn es nur das wäre! Ich kann auch nicht flüchten, wenn mir alles zu blöd wird. Das finde ich weitaus schlimmer.
    »Wo ist denn unsere Lila?«
    »Die müsste gleich kommen«, antworte ich. »Sie wollte noch die Tischblumen besorgen.« Das hat mir Oma erzählt.
    »Warum ist sie nicht bei dir?«, fragt meine Mutter. »Sie muss dich doch stützen, wenn du mal aufstehen musst.«
    Ich zeige auf meine Krücken. »Mama, ich schaffe das schon allein.«
    »Trotzdem«, sagt Tante Susanne. »Wenn es dir nicht gut geht, muss sie dir zur Seite stehen. Weißt du noch, als du dein gebrochenes Bein hattest, Mone?«
    Meine Mutter nickt gerührt und drückt Susannes Hand. Ich

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