Glückskekssommer: Roman (German Edition)
das Schlimmste verhindern können.
Fazit: Das kann ja heiter werden!
Hätte ich in diesem Moment schon gewusst, welches Drama sich heute noch ereignen würde, dann wäre ich sofort in Ohnmacht gefallen oder besser noch in einen hundertjährigen Schlaf – inklusive Dornenhecke um meine ganze verrückte Familie.
*
Ich sitze auf der Kellertreppe und verschnaufe ein wenig. Es ist schön ruhig hier, und ich kann einen Moment meine Gedanken sortieren. Im Garten ist der Festrummel in vollem Gange. Es sind weit über 80 Gäste gekommen. Wir haben gerade eine Menge köstlicher Torten und Kuchen verputzt. Oma ist mit Geschenken, Blumen und Glückwünschen überhäuft worden. In ihrer kleinen Rede hat sie sich bei allen sehr herzlich bedankt. Sie hatte vor Rührung ein paar Tränen in den Augen. Ich fange langsam an, mich zu entspannen, denn schon zwei der von mir vorausgesagten Katastrophen sind nicht eingetreten.
Als Oma ihr Geschenk von meinen Eltern, Susanne und Thorsten auspackte, war sie sprachlos. Und ich auch, denn die vier hatten ihr einen China-Reiseführer und einen Gutschein für den Jack-Wolfskin-Store in ansehnlicher Höhe geschenkt. Anscheinend waren sie übereingekommen, dass man Oma sowieso nicht bremsen kann und dass sie, wenn sie schon um den halben Globus reist, es wenigstens in Markenklamotten tun soll.
Einen Punkt konnte ich also von meiner inneren Liste des Schreckens streichen. Uff!
Nicht ganz so glatt, aber immerhin zufriedenstellend, verlief mein Wiedersehen mit Lila. Sie kam, sobald sie ihre Blumenkiste abgestellt hatte, zu mir und umarmte mich kurz.
»Danke«, wisperte sie.
»Wofür?« Für das Anschreien neulich?
»Rob hat mir erzählt, was du zu ihm gesagt hast.«
Verrückt! Ich hatte also tatsächlich geholfen, sie wieder zusammenzubringen.
Zwar lächelte Lila nicht und ballte ihre Hände zu Fäusten, während sie sprach. Aber ich glaube nicht, dass sie sauer war, sondern eher unsicher. Schließlich hatte ich sie beim letzten Treffen nicht gerade pfleglich behandelt.
Unsere Mütter, die uns vom Weiten beobachteten und sich lächelnd anstießen, schienen jedenfalls nichts von den Spannungen zu merken. Das war fürs Erste okay so.
Im allgemeinen Geschirrabräum-Wirrwarr hat niemand gemerkt, dass ich mich davongeschlichen habe.
Jetzt blieb fast nichts mehr zu tun.
Außer: Lila und Vicki zusammenbringen, damit sie sich mal die Hände schütteln und Lila endlich kapiert, was für eine wunderbare Frau Vicki ist. Lila erklären, dass Vicki meine Freundin ist. Rob verbieten, sich Vicki mehr als fünf Meter zu nähern. Meinen Eltern verklickern, dass Lila und ich nicht mehr zusammenwohnen und dass sie kein Drama daraus machen sollen. Und – nachdem die To-Do-Liste endlich abgehakt ist – entspannt mit meiner Familie Omas Geburtstag feiern.
Nachdem mir das klar ist, wird es Zeit, dass ich zu den Gästen zurückkehre. Ich habe mir einiges vorgenommen, was nicht einfach ist. Gern würde ich noch in Feierlaune kommen, bevor die Party zu Ende ist.
Ich kraxele gerade die Treppe hoch, als Pinkie und Purple wie die Verrückten um die Ecke gefegt kommen. Purple hat ein Bällchen im Maul. Pinkie will es ihm abjagen. Sie knurren, kläffen und balgen sich. Als Purple den Zankapfel endlich fallen lässt, kullert er die Kellertreppe herunter. Die beiden fegen wie blöde die Stufen hinab und kloppen sich unten weiter.
»Aus!«, rufe ich ärgerlich.
Aber die zwei Terrier in Rage sind immun gegen meine Erziehungsversuche.
Ich gucke mich um, ob nicht Mama oder Susanne ihre Babys zur Räson bringen wollen, aber sie sind nicht in Sicht. Ich muss also die beiden Biester aus dem Keller holen, bevor sie größeren Schaden anrichten. Da unten steht ein Haufen zerbrechliches Zeug. Der Gang ist, als ich mühsam hinuntergehumpelt bin, leer. Die Rasenden toben jetzt durch Omas Kellerraum. Sie hat vorhin die Tür offengelassen, weil sowieso aller paar Minuten jemand hinuntergeht, um Wein, Wasser oder Sekt herauszuholen. Es klirrt verdächtig. Ich verzichte lieber darauf, meinen Fuß zu schonen und humpele, so schnell ich kann, hinter den Hunden her. Ich muss die beiden aus dem Keller kriegen, bevor die ganzen teuren Weinflaschen zu Bruch gehen. Als ich die zwei endlich gestellt habe, sitzt Pinkie mit dem Ball im Maul auf einem Regalbrett zwischen lauter Pappkisten. Wow! Ich habe noch nie einen Hund klettern sehen. Purple springt wie ein Gummiball hoch, um ihre Spießgesellin zu kriegen. Das
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