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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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brennt.«
    Er greift nach seinem Glas und stürzt den edlen Champagner herunter wie Wasser.
    »Rosa, das ist aber wirklich mal was anderes«, zischelt Vicki mit schwimmenden Augen und zieht die Nase hoch.
    Anne wischt sich mit dem Jackenärmel die Tränen aus dem Gesicht.
    »Was ist das für ein Rezept?«, fragt Basti. Er holt hektisch ein Päckchen Taschentücher aus seiner Hosentasche.
    »Türkische Linsenröllchen«, hauche ich mit ersterbender Stimme. »Will irgendwer Wasser?«
    Alle nicken. Ich stürze, gefolgt von Vicki, in die Küche.
    »Brot«, ruft Daniel uns hinterher. »Wasser nützt nichts. Ihr müsst Weißbrot bringen.«
    Es klingt wie ein SOS.
    »Was hast du denn da dran gemacht?«, fragt Vicki und hält ihren Mund direkt unter den Wasserhahn. »Einen Acker voller Chilischoten?«
    »Ich habe keine Ahnung, warum das so scharf ist«, sage ich ratlos, gieße mir ein großes Glas Sprudelwasser ein und trinke es in einem Zug aus. »Der Teig war am Anfang sogar ziemlich fade.«
    »Aber irgendwie musst du ihn scharf gemacht haben«, beharrt Vicki.
    Muss ich wohl. Aber wann?
    »Ich habe kurz vor dem Servieren noch was drübergestreut«, denke ich laut. »Aber das kann es doch nicht gewesen sein.«
    »Aha?«, sagt Vicki und runzelt die Stirn. »Was denn?«
    »Ach, nur das hier.« Ich halte ihr eine altertümliche Gewürzdose aus Metall vor die Nase. »Rosenpaprika.«
    Vicki fängt an zu lachen.
    »Warum, meinst du, war es das nicht?«, fragt sie und antwortet gleich selbst. »Weil es so lieblich Rosenpaprika heißt, stimmt’s?«
    »Ähm … ja?« Welcher Spaßvogel hat sich so einen schönen Namen für dieses Killergewürz ausgedacht? Es war ein Sadist, ganz klar.
    »Du bist süß«, lacht Vicki.
    »Ich wollte nur ein bisschen kreativ sein«, antworte ich zerknirscht.
    Das war mein erster und letzter Ausflug in die Kochkunst. Ich schwöre, außer Tiefkühlpizza und Rahmspinat werde ich nie wieder etwas zubereiten!
    Als wir mit Wasser und Brot zurückkommen, sitzen Daniel und Basti auf der Couch und lachen. Sebastian hat jetzt auch Tränen in den Augen.
    »Das ist köstlich«, ruft er und schlägt sich auf die Schenkel. »Los … Wer am meisten von den Feuerklumpen schafft!«
    »Ich bin dabei«, schreit Daniel begeistert. »Das ist echt ein abgefahrenes Essen.«
    »Wenn die morgen hinten wieder rauskommen …«, sagt Vicki trocken und löst damit eine riesige Lachsalve bei den beiden Männern aus.
    Anne sitzt so kerzengerade da, als hätte sie einen Stock verschluckt, und wischt sich schon wieder die Augen. Ihr Make-up ist verschmiert. Sie sieht überhaupt nicht mehr wie eine Furcht einflößende Intellektuelle aus, sondern ähnelt – mit ihren schwarzen Schminkresten um die Augen – eher einem Pandabären.
    »Ich mache mit«, haucht sie und kichert plötzlich albern.
    Ich bin noch unsicher, ob ich lachen, heulen oder sterben soll. »Ich führe die Strichliste«, rutscht mir heraus.
    »Das ist gut«, ruft Daniel. »Schreib auf. Ich habe schon drei.«
    »Aber du musst mitessen«, fordert Anne.
    Ich nicke lachend. Strafe muss sein.
    Nach dem dritten Röllchen gebe ich auf. Es fühlt sich an, als ob Feuer durch meine Adern fließt. Meine Augen tränen und meine Haut brennt.
    »Das Zeug regt den Stoffwechsel an«, doziert Basti und schiebt das achte Teilchen ein.
    Anne ist nach dem fünften ausgestiegen und öffnet lechzend die nächste Champagnerflasche. Vicki hält noch mit.
    »Wir haben ja einen Arzt hier«, sagt sie lachend und legt Basti die Hand aufs Knie. »Nur für den Fall …«
     
    Komisch, als ich später in mein Zimmer ging, war mir das missglückte Essen überhaupt nicht peinlich. Im Gegenteil, ich habe selten so viel Spaß gehabt wie an diesem Abend.
    Als Anne gehen musste, drückte sie mich zum Abschied. »Das war göttlich«, sagte sie lachend und schaute mich mit ihren Pandabärenaugen fröhlich an. »Kochen kannst du nicht, aber über dein Top sprechen wir noch.«
    Ich räumte die Teller ab und verabschiedete mich dann in mein Zimmer. Basti, Daniel und Vicki beschlossen, noch die letzte Flasche zu leeren.
    »Gute Nacht, Rosa«, sagte Basti.
    Das war sicher Quatsch, aber ich hatte das Gefühl, er wollte, dass ich noch länger bleibe.
    Sollte ich ihn fragen, ob er noch mit zu mir kommen würde? Die scharfen Röllchen hatten mein Blut ganz schön in Wallung gebracht. Aber dann beantwortete ich meine Frage mit einem entschiedenen Nein. Zwar hatte sich mein Verdacht nicht erhärtet. Vicki und

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