Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
Vom Netzwerk:
unkomplizierter als du.
    »Halt’s Maul«, sage ich wütend zu der kleinen fiesen Stimme in meinem Kopf.
    »Rosa?« Sebastian guckt mich erschrocken an.
    Habe ich das etwa laut gesagt?
    »Sorry, ich … Äh… Ich habe nicht dich gemeint«, stottere ich und werde knallrot vor Scham.
    »Ist sonst noch jemand hier?«, fragt er und schaut sich suchend um.
    »Entschuldige«, sage ich hastig und gebe ihm die Blumen zurück. Ich will jetzt ganz schnell zurück zu meinen Zwiebeln. Ein bisschen weiterheulen, könnte ganz guttun.
    »Vicki ist noch nicht da. Ich … Ich bin in der Küche«, stottere ich. »Du … Du kannst im Wohnzimmer auf sie warten.« Jetzt komme ich mir vor wie ein Hausmädchen. ›Die gnädige Frau ist noch nicht zu Hause. Bitte warten Sie im Salon auf sie.‹
    Ich lasse ihn absichtlich vorgehen, um zu gucken, ob er weiß, wo das Wohnzimmer ist. Er weiß es. Schöne Pleite! Er kennt sich aus, er schenkt ihr Blumen … Sind Basti und Vicki jetzt ein Paar?
    Na und, wen stört es? Mich? Niemals.
    Ohne ein weiteres Wort gehe ich zurück in die Küche und beschäftige mich mit den wichtigen Dingen des Lebens. Sebastian Andrees kann warten, bis er schwarz wird. Ich werde ihm bestimmt keine Gesellschaft leisten.
    Die Zwiebeln brutzeln in der Pfanne. Zum Linsenmus habe ich jetzt den Bulgur getan. Ich warte darauf, dass alles weich wird. Unterdessen hacke ich Petersilie und eine weitere Zwiebel (heul), anschließend presse ich eine Zitrone aus. Kochen macht Spaß.
    Die Zwiebeln und Gewürze rühre ich in den Linsenbrei und gebe noch ein paar Löffel Ajvar dazu, auch so ein Zeug, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe. Die Masse ist schön rot und sieht genauso aus wie im Restaurant. Wenn alles kalt ist, werde ich kleine Röllchen daraus formen und sie in Salatblätter wickeln. Vicki wird staunen, wenn sie nach Hause kommt. Noch weiß sie nicht, was sie sich für eine Haushaltsperle angelacht hat. Aber nachher wird sie es wissen und sehr froh darüber sein. Ich beginne wieder zu singen, während ich den Salat wasche und schleudere.
    »Mmh, das riecht lecker!« Sebastian steht in der Tür und lächelt mich an.
    »Ja.« Ich gebe mich einsilbig, damit ich nicht wieder irgendetwas Falsches sage.
    Irgendwie bin ich total unsicher und wünschte, ich hätte vorhin einfach die Tür nicht aufgemacht. Erst jetzt wird mir klar, dass ich mit Pferdeschwanz und meinem Riesenkleid aussehe wie ein Osterei mit Schleife dran. Ganz zu schweigen von den unsäglichen Latschen.
    Na und? Sebastian ist mir doch vollkommen gleichgültig.
    Bevor es noch peinlicher wird, dreht sich der Schlüssel im Schloss und Vicki kommt heim.
    Basti eilt, um sie zu begrüßen und plötzlich ist ein lautes Stimmengewirr im Flur. Vicki ist nicht allein gekommen. Jetzt muss ich mich aber wirklich umziehen. Dalli! Doch es ist zu spät. Bevor ich in mein Zimmer flüchten kann, stehen auf einmal vier Leute in der Küche.
    »Hey, Rosa!«, sagt Vicki strahlend und drückt mich. »Ich habe ein bisschen Besuch mitgebracht.«
    Ich lächle unsicher, denn ich hätte die Gäste lieber anders empfangen – in irgendeinem schicken Kleidchen aus meiner Rosa-Werkstatt, mit gestylten Haaren und frischen Rouge auf den Wangen.
    »Darf ich vorstellen«, sagt Vicki. »Das ist meine Freundin und Mitbewohnerin Rosa.«
    Ich lächle so ungezwungen, wie es einem nach Zwiebeln riechenden Osterei mit Schleife möglich ist.
    »Rosa, das ist Anne, meine Agentin, und Daniel, den kennst du ja!«
    Zögernd reiche ich Anne, einer schlanken Dunkelhaarigen mit dramatischem, tiefschwarzem Augen-Make-up, die einschüchternd intellektuell aussieht, meine Zwiebelhand. Dann wende ich mich Daniel zu. Vicki hatte ja gesagt, dass sie ihn gelegentlich trifft. Ich freue mich aufrichtig, ihn wohlbehalten und gesund wiederzusehen. Er hat noch immer seine blonden Locken. Aber die Pickel sind weg und auch er ist kein Moppelchen mehr.
    Vier Leute stehen jetzt um mich herum, lächeln und gucken auf mich herab. Ich weiß auch nicht, warum ich mir blöde vorkomme. Eigentlich stört es mich nicht, dass ich so klein bin. Aber gerade jetzt fühle ich mich wie ein Kalb zwischen lauter Bullen, die im Leben nichts als Wachstumshormone gefressen haben. Ich will meine High Heels. Sofort!
    »Ich… Ähm… Ich habe schon Essen gemacht«, sage ich.
    Das macht es irgendwie auch nicht besser. Gleich werden sie sich alle auf den Boden werfen und sich über mich totlachen.
    »Das passt gut, Rosa«, sagt Anne

Weitere Kostenlose Bücher