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Glückskind (German Edition)

Glückskind (German Edition)

Titel: Glückskind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Uhly
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Verdammt! Verdammt! Verdammt! Er bleibt stehen, weil ihm plötzlich aufgeht, warum er so stur gewesen ist. »Weil du nicht die Anerkennung bekommen hast, die du gerne gehabt hättest, nicht wahr?« Ja, das ist es, jetzt versteht er sich. Er ignoriert den Impuls, sich dafür zu rügen. Er denkt: Es ist ja ganz klar, dass du Anerkennung haben wolltest. Aber du hast dich geirrt. Eine Mutter, die ihr Kind wegwirft, kann dir das nicht geben. Du machst ihr Vergehen ja umso deutlicher. Du, ein Fremder, rettest das Kind, das sie, die Mutter, nicht vor sich selbst beschützen konnte. Hans geht weiter. Damit konnte er nicht rechnen. Das ist einfach so passiert. Jetzt musst du das Beste daraus machen, Hans, denkt er. Aber was ist das Beste?
    Der Bahnhof kommt in Sicht. An der Uhr, die dort hängt, sieht Hans, dass er noch eine Viertelstunde lang Zeit hat. Er begibt sich in den Wartesaal und lässt sich erschöpft auf die Ledercouch fallen. Ach nein, denkt er und lässt seinen Blick lustlos durch den kleinen Saal gleiten. Es geht gar nicht um Anerkennung, die kann ihm gestohlen bleiben. Es geht um etwas anderes. Er wollte diese Frau retten, er wollte diese Beziehung zwischen Mutter und Tochter retten. Man kann ein Baby aus dem Müll retten. Aber man kann keine erwachsene Frau vor sich selbst retten, das muss sie selbst tun. Hans schließt die Augen, er kneift sie beinahe zusammen, als ihm klar wird, dass er aufhören muss damit. »Schluss mit Retten!«, ruft er wütend in den Raum hinein. Er muss sich endlich um sich selbst kümmern. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Anstatt andere Menschen zu benutzen, um die Augen vor dem Einzigen zu verschließen, das zählt: seine eigene Familie. Felizia ist nicht mein Kind, denkt er. Veronika Kelber hat es sehr deutlich gemacht, und er, Hans, hat kein Recht mehr, jetzt, da die Mutter ihr Machtwort gesprochen hat. Er muss es ihr sagen, er muss ihr zu verstehen geben, dass er verstanden hat. Hans öffnet die Augen. »Ich muss noch mal zurück«, sagt er und wuchtet sich aus der tiefen Couch hoch. In fünf Minuten wird die Regiobahn kommen, aber das spielt jetzt keine Rolle. Hans verlässt den Wartesaal und begibt sich erneut auf den Weg, der ihn über die drei Brücken führt, hinter dem Kloster vorbei, zur Hauptstraße, Kreisverkehr, Justizvollzugsanstalt. Da ist es, das Pförtnerhaus, diesmal ist Hans schneller als der Pförtner, er drückt den Klingelknopf, und dann erst ertönt der Piepton, wird die Tür entriegelt, drückt Hans kräftig, schwingt die Tür auf. Hans ist abgehetzt, fast ist er gelaufen, so schnell musste er wieder hierherkommen. Er atmet mehrmals tief durch, während der Pförtner ihn fragend anschaut.
    Dann sagt Hans: »Ich muss noch einmal mit Veronika Kelber sprechen. Es ist wichtig.« Das Gesicht des Pförtners verschließt sich, er schüttelt bedächtig den Kopf und sagt: »Tut mir leid, das ist nicht möglich. Ihre Besuchszeit ist vorbei, Sie waren schon drinnen.« Hans starrt den Pförtner an und überlegt. Er sagt: »Gut. Ich muss ihr eine Nachricht zukommen lassen. Das müsste doch gehen.« Der Pförtner nickt langsam. Er sagt: »Das geht sicher. Schreiben Sie es auf und stecken Sie es in einen Umschlag mit Frau Kelbers Namen darauf. Dann geben Sie es mir.«
    »Ich habe weder Papier noch Umschlag. Und einen Stift habe ich auch nicht. Können Sie mir das nicht geben, es ist wirklich sehr wichtig.«
    Der Beamte schaut Hans an, als werde er Nein sagen. Aber dann sagt er: »Also gut.«
    Er greift zum Telefon, sagt etwas, was Hans nicht hören kann, und legt wieder auf. Während sie warten, schaut der Pförtner Hans nicht an, er tut so, als sei Hans gar nicht da. Nach einer Weile öffnet sich die Tür im Rücken des Pförtners und ein Beamter reicht ihm einen Kugelschreiber, ein Blatt Papier und einen Umschlag. Der Pförtner legt alles in die Mulde und schiebt Hans die Lade zu. Hans entnimmt die Sachen, er sagt: »Vielen Dank.« Er macht sich nicht die Mühe, sich woanders niederzulassen. Unter den Augen des Pförtners schreibt er auf das Papier:
    ›Liebe Frau Kelber,
    es tut mir leid, dass ich Sie missverstanden habe. Natürlich werde ich Ihren Wunsch respektieren. Dafür aber benötige ich eine Anschrift. Am besten, ich gebe Ihnen meine eigene Adresse, und Sie schicken sie mir dorthin.‹
    Er schreibt alles auf. Anschließend faltet er das Blatt zusammen, steckt es in den Umschlag und schreibt ›Veronika Kelber‹ auf die Rückseite. Als er fertig ist, legt er den

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