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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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über den halbnackten Körper schütten.
    Wir lieben Stars nicht weil sie positive Vorbilder sind, sondern weil sie das nicht sind.
    Wir lieben Stars nicht weil sie positive Vorbilder sind, sondern weil sie das nicht sind. Stars leben alles aus, was das Belohnungssystem hergibt. Heute kann jeder machen, was er will, solange er niemandem schadet; der Entfaltung sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt. Und doch haben Menschen Furcht vor den Gedanken der anderen, und deshalb wird ein Buch mit dem Titel
Ich weiß, was du denkst
zum Bestseller.
    Könnte es sein, dass hinter diesen merkwürdigen, konformistischen Ängsten die alttestamentarische Angst vor Gott verborgen ist? Die Angst, für unseren Übermut bestraft zu werden? Die Hybris? Daraus wird dann allgemeine Lebensangst im Land der Überversicherten, im Land der Weltmeister im Sparen. Und daraus wird dann auch eine Finanzkrise. Eigentlich waren wir ja dankbar für die Krise. |69| Denn sie hat es uns erlaubt, ein nicht ganz so schönes Leben zu leben, zumindest nach außen. Das hat unser Gewissen enorm erleichtert. Die Krise hat uns gestattet, nicht zu tun, was wir hätten tun müssen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Es war eine der schönsten Ausreden, um unseren Misserfolg zu rechtfertigen und so weiterzuleben wie zuvor. Wir können dann sagen: Die Umstände! Alle Verkäufer, die nicht verkaufen können, haben dann eine wunderbare Begründung. Es gibt ja nur fünf Ausreden für Misserfolg: Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter und eine Krise. So eine Krise ist ein Segen für die Menschen! Und wenn wir gerade keine haben, dann machen wir uns eine.
    Dabei glaube ich eher, dass das Leben uns bestraft, weil wir aus ihm nichts machen!
    In der Krise sind wir dann auch sicher, dass wir nicht für unseren Übermut bestraft werden. Dann trifft uns nicht der Blitz. Aber oh, oh, vielleicht trifft er uns ja doch noch. Schaut in die Zeitungen: Krebs, Armut, Terrorismus, Klimakatastrophe, Arbeitslosigkeit – Demut ist gefordert! Dabei glaube ich eher, dass das Leben uns bestraft, weil wir aus ihm nichts machen!
    Jetzt sind wir schon auf dieser Erde und haben keinen anderen Auftrag als unser Leben zu genießen. Es ist völlig egal, was wir machen, es ist irrelevant, ob wir den Teller brav aufgegessen haben. Nichts, was wir tun, ist letzten Endes wichtig. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Das einzige, was mir Rechenschaft vor mir selbst abnötigt: Habe ich alle Stunden meines kurzen Lebens voller Leidenschaft und Ernsthaftigkeit wirklich mein First Life gelebt? Habe ich mich weiterentwickelt? Habe ich was gelernt? Bin ich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistig gewachsen? Habe ich jeden Tag gelebt, als ob es der letzte wäre? Sonst war es sinnlos.
    Damit wir uns richtig verstehen: Ich versuche das tatsächlich tagtäglich. Und bleibe weit, sehr weit hinter diesem Anspruch zurück. Ich lebe sicherlich ein Leben, das viele toll finden. Wenn ich an meinen Rotary Club denke – manche Leute dort sagen: »Der Scherer, Mann, das ist eine Wildsau, der verrückteste Hund von allen!« Dabei tue ich aus meiner Warte genau das nicht, was alle von mir denken. |70| Mein Ideal ist, dass man sich in jeder Sekunde nichts Besseres vorstellen kann, als diesen einen Moment. Leider kann ich mir aber ständig und immer etwas Besseres vorstellen. Ja, natürlich habe ich diese seltenen Glücksmomente. Wenn ich in New York, der schönsten Stadt der Welt, lande und mir dabei das Wasser in die Augen schießt vor Freude. Oder wenn ich total verliebt bin. Aber das sind nur Momente. Diese Momente des Glücks erlebe ich wie ein Berserker. Nur weiß ich, dass es diese Momente nur deshalb gibt, weil fast alle anderen Momente nicht glücklich sind. Warum kann man einen schwarzen Strich sehen? Weil die Tafel weiß ist. Sie sehen diesen Strich, weil er einen Kontrast zum Blatt hat. Wäre der Strich schwarz und das Blatt auch, würden Sie einen Strich nicht sehen. Manche Momente sind sogar sehr, sehr unglücklich. Auch diese Momente erlebe ich wie ein Berserker. Ich heule dann so laut, dass ich denke, gleich kommen die Nachbarn rüber.
    Ein Eis hat man sich immer verdient.
    Ich weiß nicht, auf welchem Gebiet der Landkarte Ihres Lebens Sie diese emotionale Intensität haben. Jeder kann so eine Gegend haben, wo das möglich ist. Bei mir ist es das Reisen. Verrückte Reisen. Einmal, als ich noch 5 Millionen Euro Schulden hatte, hatte ich die schwarze Centurionkarte von American Express, das ist

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