Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer

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Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen. Vom Ist zum Soll. Die Schwierigkeit ist der Preis. Die Belohung dafür ist, dass das einmal gelöste Problem wirklich gelöst ist und nicht wiederkommt. Wir sind dann tatsächlich einen Schritt weiter.
    An Problemen wachsen wir – aber nur, wenn wir sie lösen.
    Mit einer anderen Metapher ausgedrückt: An Problemen wachsen wir – aber nur, wenn wir sie lösen. Also sind Probleme doch eine großartige Sache! Sie sind nicht allein mit Ihrem Problem und Sie allein sind nicht das Problem. Das größte Problem der Menschen ist es, kein Problem zu haben. Menschen, die keine Probleme haben, liegen auf dem Friedhof.
    Nein, ich bin leider kein positiver Mensch. Ganz im Gegenteil, nicht selten bin ich negativ, pessimistisch, grüblerisch, kritisch und skeptisch. Ich wäre oft froh, wenn ich eine positivere Haltung einnehmen könnte. Denn ich glaube, mit einer positiven Haltung kann man oftmals noch mehr erreichen. Dabei meine ich nicht das Tschakka-Geschwätz, das viele Erfolgs- und Motivationstrainer von sich geben und immer wieder predigen: »Du schaffst es«. Viele Menschen wurden mit solchen Parolen weit über die Grenzen der eigenen Potenziale getrieben, zur Selbstüberschätzung verführt, um sich einen Porsche zu kaufen, weil sie Oma eine Lebensversicherung reingedrückt haben.
    Problem folgt auf Problem. Meine Eltern erzählten mir zum Beispiel, dass sie in der Wirtschaftswunderzeit das Problem erkannten, dass das Warenangebot immer größer und unübersichtlicher wurde. Sowohl für ihre Kunden als auch für ihren eigenen Einkauf in ihrem Einzelhandelsgeschäft wurde es immer schwieriger, die richtige Auswahl zu treffen und die Kunden zufriedenstellend zu bedienen. Gar nicht einfach zu lösen. Aber sie hatten zu diesem Problem die richtige |85| Einstellung. Sie rannten nicht davor weg und wechselten die Branche. Sie blieben auch nicht vor dem Problem sitzen und gingen Pleite. Sie wählten die Möglichkeit Nummer drei: Sie lösten das Problem. Und eröffneten einen der ersten Selbstbedienungsmärkte in Süddeutschland. Sie machten die große Auswahl transparent, indem sie zu jeder Warengruppe immer mehrere Alternativen einkauften und anboten. Sie gaben außerdem ihren Kunden die Möglichkeit, die Waren in die Hand zu nehmen und selbst individuell zu entscheiden. Für uns heute nur ein Achselzucken wert, damals eine echte Revolution.
    Und schon tauchte das nächste Problem auf: Die Eröffnung des neuen Selbstbedienungsladens war für damalige Verhältnisse riesengroß, es hatte eine Alleinstellung, denn weit und breit gab es kein weiteres Geschäft dieser Art, das Angebot war gut, die Preise waren in Ordnung. Doch die erwarteten Umsätze blieben aus! Warum? Keiner konnte das beantworten.
    Aber meine Eltern hatten wieder den richtigen Blick: Sie fragten sich nicht, warum der Laden nicht lief, sondern, welches Problem ihre Kunden jetzt plötzlich hatten. Die Lösung war dann gar nicht schwer: Das Geschäft meiner Eltern war so angelegt, dass es große Schaufenster gab. Da die Bevölkerung so neugierig war, gab es auch viele Passanten, die ihre Nasen an den Scheiben platt drückten. Der Punkt war: Kein Mensch drinnen traute sich, Lebensmittel in sein Körbchen zu legen, weil das von draußen so aussehen könnte, als würde man die Waren stehlen, denn man nahm sie ja selbst in die Hand, noch bevor sie bezahlt waren, was für die damalige Zeit eine völlig neue Erfahrung war. Und da die Kunden nicht als scheinbare Diebe identifiziert werden wollten, traute sich keiner auch nur ein einziges Warenstück in das Körbchen zu legen. Daraufhin ging meine Mutter zum Raumausstatter zwei Häuser weiter, kaufte große Vorhänge, hängte das Schaufenster zu – und das Geschäft florierte.
    Eigentlich gibt es kein Unternehmen, das anders entstanden wäre als zum Zweck, Probleme zu lösen.
    Eigentlich gibt es kein Unternehmen, das anders entstanden wäre als zum Zweck, Probleme zu lösen. Je größer Ihre Problemlösekompetenz, desto größer Menge, |86| Marktanteil, Marge. Wer zentrale Marktprobleme sichtbar besser löst als andere, der regt einen Kreislauf an, mit dem er Erfolg nicht verhindern kann! Je größer die Probleme, desto größer ist die Wertschätzung ihrer Lösung. Je größer die Wertschätzung ihrer Lösung, desto größer ist die Wertschöpfung. Die Qualität unseres Lebens hängt davon ab, mit welcher Qualität von Problemen wir umgehen