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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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ja jetzt nicht mehr zu. Und daran seid ihr schuld! – Die Opferrolle hat etwas seltsam Angenehmes, sie bietet ein Stück Geborgenheit, wie die Erinnerung an die Unmündigkeit des Kindes, dessen Eltern die ganze Schuld auf sich nehmen müssen, weil man Kinder nicht für ihre Taten verantwortlich machen darf. Was für eine Entlastung in der Opferrolle steckt!
    Als mir dann eines Tages vor dem Abflug in die USA die Euroscheckkarte am Geldausgabeautomaten eingezogen wurde, war das wie ein Schock. Es war ein Tick zu viel. Ich schüttelte mich und warf die Opferrolle ab. Das fühlte sich an, wie schlagartig nüchtern, wie von null auf hundert erwachsen. Ich machte mich in New York auf den Weg in den Central Park, um nachzudenken.
    Die Schulden hatte ich ohne Not freiwillig übernommen. Wer hat den Vertrag unterschrieben? Ich selbst. Hat jemand meine Hand geführt? Mich hypnotisiert, mich erpresst, mich gezwungen? Natürlich nicht, ich tat es aus freien Stücken. Ich bin selbst zum Notar gegangen. Mit den Schulden hatte ich die Schuld übernommen. |93| Vielleicht war ich dumm.
    Vielleicht war ich dumm. Vielleicht war ich naiv. Aber ich war definitiv selbst schuld.
    Vielleicht war ich naiv. Aber ich war definitiv selbst schuld. Ich hatte mir die Schuld auferlegt, die 5 Millionen abzutragen. Das Problem, also die Aufgabe, habe ich mir selbst gestellt. Wozu? Um sie zu lösen.
    Die Enttäuschung über meine Eltern war weg. Die haben es gut gemacht. Jetzt war ich über mich selbst enttäuscht. Ich fand mich einfach nur dumm. Was für ein Bockmist! Scherer, wo hast du dich da nur reingeritten!
    Ich holte mir eine Packung Sushi und zwei Flaschen Bier und lud mich zum Essen auf der großen Wiese im Central Park ein. Da begann ich, mir selbst zu verzeihen. Ich führte einen Dialog mit mir selbst, auch wenn das ein bisschen plemplem klingt.
    Scherer, jetzt ist es, so wie es ist. Komm, lass uns das gemeinsam packen. Egal wie. Wir kommen da schon wieder raus. Prost! Wer weiß, wozu es gut war. Im Schlechten liegt doch immer das Gute, so wie im Guten das Schlechte. Es kommt doch nur auf die richtige Perspektive an. Schau, vielleicht darfst du gerade eine der wichtigsten Lektionen deines Lebens lernen: Armut. Ja, spür doch wie das ist, wenn du kein Geld mehr bekommst. Wenn dich jeder finanziell aufgegeben hat. Das hast du doch insgeheim gewollt! Du willst es doch jetzt einfach nur allen zeigen! Komm, das war doch ein guter Plan. Schuldenfrei werden – jetzt erst ist das ein so richtig großes Ziel. Du hast dir die passende Prüfung rausgesucht. Wenn das einer packt, dann du!
    Ein paar Millionen Schulden lösen sich nicht durch ein Selbstgespräch in Luft auf.
    Darauf habe ich mit mir angestoßen, ich wurde immer froher. Ein paar Millionen Schulden lösen sich nicht durch ein Selbstgespräch in Luft auf. Da muss man schon ein wenig dafür tun. Aber mit Schuld geht das! Wir sind in der Lage, zu vergeben. Anderen zu vergeben und uns selbst. Und das müssen wir auch tun. Wie wunderbar. Und dann schlief ich auf dem Gras ein. – Solche Partys tun gut. Ich glaube, ich mach wieder mal eine.
    |94| Wo es lang geht? Überall!
    Wir lassen uns also vom Weg abbringen, weil wir den Sonderangeboten des Lebens auf den Leim gehen. Weil wir Situationen falsch bewerten. Weil wir uns selbst täuschen. Weil wir den Preis nicht bezahlen wollen. Weil wir keine Fehler machen wollen. Weil wir Probleme und Enttäuschungen falsch einschätzen. Weil die Opferrolle so angenehm ist. Es bleibt aber die Frage, wie ich denn erkennen kann, ob eine Wegabweichung eine schlechte oder eine gute ist, also ob es ein Sonderangebot oder eine echte Chance ist.
    Die Antwort lieferte Flavius Claudius Iulianus, der römische Kaiser, der nur etwas mehr als 30 Jahre alt wurde und als Julian der Abtrünnige bewundert und verhasst war: »Denn auch wenn einer nach Athen reisen wolle, so könne er dahin segeln oder gehen und zwar könne er als Wanderer die Heerstraßen benutzen oder die Fußsteige und Richtwege und als Schiffer könne er die Küsten entlang fahren oder wie Nestor das Meer durchschneiden.«
    Was ist also der richtige Weg? Die erste Antwort ist: Es ist völlig egal. Du musst ihn nur zu Ende gehen. Die zweite Antwort lautet: Geh, wohin dein Herz dich trägt. Und die dritte Antwort: Entscheide dich! – Alle drei Antworten bedeuten dasselbe.
    Wer jeden Tag sein Bestes gibt, braucht sich um die Zukunft keine Sorgen machen.
    Woran es uns mangelt, ist demnach die

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