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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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Zähringer und die Hohenzollern. Reicher als Hoesch, Bosch, Klöckner, Thyssen und Krupp von Bohlen und Halbach.
    Sie waren Selfmade Men. Und die heißen so, weil sie es selbst machen. Im Laufe der ganzen Unternehmensgeschichte. So wie Heinz Hankammer. Er hat nicht gewartet, bis die Wasserwerke in seiner Heimatgemeinde Taunusstein auf eine seiner zahlreichen Eingaben zur Verbesserung der Trinkwasserqualität reagierten.
    Er hat 1966 einfach seine eigene Firma Brita Wasserfilter gegründet. Produziert wurde unterm Birnbaum im heimischen Garten: ein Filter zur Entmineralisierung von Leitungswasser. 1970 folgte der erste Tisch-Wasserfilter für den Privathaushalt, kurz darauf der erste professionelle Wasserfilter für Gewerbe und Industrie.
    Marktforschungen, Absatzpläne, Worst Case, Normal Case, Best Case und all der Käse.
    Als 1980 der Eintritt auf dem amerikanischen Markt geplant war, ging man die Sache zuerst nach herkömmlichem Muster an. Marktforschungen, Absatzpläne, Worst Case, Normal Case, Best Case und all der Käse. Doch alle Eingeweideschau und Kaffeesatzleserei brachte keine Entscheidungsgrundlage. Also hat sich der Herr Hankammer eben persönlich mit einer Palette seiner Wasserfilter eine Woche in einen amerikanischen Supermarkt gestellt. Hinterher war er schlauer: Es funktioniert! Heute ist Brita internationaler Marktführer |111| und steht von Bangalore bis Baltimore für sauberes Trinkwasser.
    »Allem Anfang wohnt ein Zauber inne«, schrieb Herrmann Hesse. Wir hören am liebsten die Erfolgsgeschichten. Und werden dabei ein wenig wehmütig. »Ach hätte ich doch …« Unsere eigenen Chancen lassen wir links liegen. Heften sie ab unter »Bei Gelegenheit«, »Später ausarbeiten«, »Noch nicht so weit«.
    Dabei müssten uns doch gerade die Geschichten der Gründer inspirieren, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Doch wir fürchten immer nur das Scheitern. Und das nicht ohne Grund. Dass der Erfolg der Großen oft eine Aneinanderreihung von kapitalen Fehlschlägen ist, stimmt ja. Wir aber wollen den Stempel, das Siegel, die Erfolgsgarantie. Aber die gibt es nicht. Trotzdem muss einer eben einfach mal anfangen und die Verantwortung auf sich nehmen. Und vielleicht auch mal großen Mist bauen.
    Erfolgreiche Fehlschläge
    Als Dr. James D. Hardy im großen OP des Medical Center der Universität Mississippi den Brustkorb seines Patienten zunäht, hat er als erster Chirurg in der Medizingeschichte mit Erfolg das Herz eines Menschen gegen ein anderes ausgetauscht. Und das vier Jahre vor der berühmten Operation durch das Team um Professor Christiaan Barnard in Kapstadt. Hardys nur in Fachkreisen berühmte Operation unterscheidet sich vor allem durch den Spender – einen 87 Pfund schweren Schimpansen.
    Jahrelang hatte das Team tausende Ratten, Hunde und Kälber operiert und die Herzen von über 200 Tieren verpflanzt. Zuletzt die von Menschenaffen. In der Nacht des 23. Januar 1964 wurde ein 68-jähriger Mann mit Herzinfarkt in die Klinik eingewiesen – Überlebenschance gegen null. Da kein Spender verfügbar war, erklärten sich die Angehörigen mit der Verwendung eines Schimpansenherzens einverstanden. Dessen Gewicht war zwar deutlich geringer als das des Menschenherzens. Doch die Pumpleistung des Affenherzens lag bei 4,5 Liter pro Minute – besser als nichts.
    |112| Das Ärzteteam kam zusammen. Allen war klar: So weit war noch kein Mensch gegangen. Wer ist dafür? Vier Hände. Wer dagegen? Eine Enthaltung. Das Team ging an die Arbeit. Sechs Stunden später begann mit einem kurzen Stromstoß vom Defibrillator ein Affenherz im Brustkorb eines Menschen zu schlagen – regelmäßig und kräftig mit 80 Schlägen pro Minute.
    Alle am Tisch wussten: Diese Operation hatte keine Aussicht auf Heilung. Denn schnell zeigte sich, dass das kleine Affenherz dem starken Rückfluss des Venenbluts nicht standhalten konnte. Eine Stunde später pumpte das Affenherz nur noch mit Herzmassage. Dann musste das Team alle Bemühungen aufgeben.
    Hardys Operation wurde von Zeitgenossen als bedrückender Fehlschlag bewertet. Heute gilt sie als eine der Sternstunden der Medizin. Professor Christiaan Barnard, der vier Jahre später die erste erfolgreiche Transplantation von Mensch zu Mensch leiten sollte, bezeichnete Hardys Versuch als mutig. Er war der Anfang einer beeindruckenden Entwicklungsleistung. Seit damals haben Herztransplantationen Hunderttausenden ein zweites Leben geschenkt.
    Hardy, Barnard und all die anderen, die mit

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