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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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Junge davon, die Welt von Hunger und Armut zu befreien. Nun, das tun viele von uns. Eine der typischen Schwärmereien, ein Luftschloss eben. Oder mehr als das?
    Mit 14 Jahren trat er den französischen Jungkommunisten bei. Er protestierte gegen den Algerien-Krieg und schob vor dem Haus von Simone de Beauvoir »linke Wache«, um sie vor rechtsextremen Anschlägen |195| zu schützen. Parallel dazu betrieb er sein Medizinstudium mit Feuereifer. Denn unterernährte Kinder müssen schließlich medizinisch behandelt werden!
    Seine Doktorarbeit schrieb er über die gesundheitlichen Folgen der Mangelernährung bei Afrikanern. 1971 gründete Kouchner zusammen mit 14 Mitstreitern die »Medicins sans Frontières« – Ärzte ohne Grenzen. 1999 wurde die internationale Hilfsorganisation mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Kouchner war von 2007 bis 2010 französischer Außenminister. 2008 war er außerdem Präsident des Rats der Europäischen Union.
    Wir müssen Luftschlösser nicht nur unter Denkmalschutz stellen. Wir müssen eigentlich unsere Kinder zu Luftschlossarchitekten ausbilden.
    Kann ein kleiner Junge die Welt retten? Ja, zumindest ein bisschen, er muss nur an seinem Luftschloss festhalten, wenn er groß wird. Kouchner hat gezeigt, was möglich ist. Und viele andere Geschichten von großen Menschen, die in der Welt etwas bewegt haben, könnten hier erzählt werden. Wir müssen Luftschlösser nicht nur unter Denkmalschutz stellen. Wir müssen eigentlich unsere Kinder zu Luftschlossarchitekten ausbilden. Und das bedeutet dann, nicht nur ein konkretes Bild von der eigenen Zukunft zu haben, sondern sich auch akribisch darauf vorzubereiten und über Jahre hinweg die Realisierung zu planen und zu entwerfen.
    Dabei muss Ihre Vision überhaupt nichts mit der Rettung der Welt zu tun haben. Es kommt nur darauf an, überhaupt eine zu haben. Glückskinder haben Visionen. Richtig? Ja.
    Wir sind aber so visionslos, sowohl was unsere beruflichen Perspektiven als auch unser Leben angeht, dass wir gar nicht so genau wissen, was das überhaupt ist. Wir wissen es so wenig, dass selbst Menschen, denen man eigentlich eine Vision voll zutrauen würde, darüber lästern, das sei ja wohl etwas, mit dem man einen Arzt aufsuchen sollte. Was also ist eine Vision? Ein großes Ziel? Ziele kann man aus den Augen verlieren, Visionen nicht. Wie meinte Mark Twain: »Als wir das Ziel aus dem Auge verloren, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.«
    Eine Vision ist einfach ein Luftschloss mit Handlungsauftrag.
    |196| Nein, ein Ziel ist ein Ziel, aber keine Vision. Eine Vision ist einfach ein Luftschloss mit Handlungsauftrag. Eine Vision braucht die Realitätsausrichtung. Luftschlösser sind wenig durchdacht. Sie können auch locker mehrere Luftschlösser haben. Aber wenn eines davon Realität werden soll, dann müssen Sie es auswählen, konkretisieren, in Ziele verwandeln und in die Tat umsetzen. Und dieser Wille zur Realisierung macht aus einem Luftschloss eine Vision. Ansonsten besteht nicht der geringste Unterschied, vor allem nicht in Bezug auf die Größe und Radikalität. Visionen sind verrückt, anspruchsvoll, riesengroß und weit weg. Aber sie sollen um alles in der Welt Wirklichkeit werden! Im Versuch des Unmöglichen ist das Mögliche doch erst entstanden.
    Im Versuch des Unmöglichen ist das Mögliche doch erst entstanden.
    Die Vision liefert das Was, den Zweck im Leben. Ein Ziel beinhaltet das Wie. Man braucht viele Ziele als Teilschritte zur Realisierung einer Vision. Und es braucht ein ganzes Leben. Meistens sogar genügt eines nicht.
    Luftschlösser sind also die ersten Schritte zur Vision. Aber nur die ersten.
    Die Vision steckt im Bauch, in der Intuition. Die Ziele stecken im Kopf, in der Ratio. Beides muss miteinander verheiratet werden, damit ein produktives Leben dabei herauskommt. Luftschlösser sind also die ersten Schritte zur Vision. Aber nur die ersten.
    Michael Schuhmacher war ein Multitalent. Er muss als Kind den Kopf voller Luftschlösser gehabt haben. Unter anderem war er ein begabter Fußballspieler. Vielleicht hätte er es auch in diesem Sport in eine Profiliga geschafft. Vielleicht hätte er auch Regionalmeister im Badminton, Volleyball oder Basketball werden können. Vielleicht. Doch sein Vater hatte nun mal eine Kartbahn. Und Michael hatte alle anderen Visionen abgewählt. Er stattete sein Luftschloss »Formel-1-Weltmeister werden« mit all seiner Willenskraft aus und |197| fokussierte sich darauf, mit

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