Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen
Team.
Unternehmen mit derart desolater Orientierung schreien förmlich nach Führung. Kein Wunder, dass Leadership derzeit eines der größten Themen in Wirtschaft und Management überhaupt ist. Was aber ist da mit Leadership eigentlich gemeint?
Führer ohne Vision verfahren nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche. Wenn Sie Pech haben, wurde dieses Prinzip schon auf Sie angewendet. Wenn Sie noch mehr Pech haben, führen Sie nach dem gleichen Prinzip. Denn obwohl diese Praxis schlechte Ergebnisse liefert, ist sie sehr beliebt:
Gaius Parvus beispielsweise besuchte seine Rudermannschaft im Bauch der Galeere. »He, Jungs!« rief er. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: heute Abend gibt’s Wein. Die schlechte: Ich will Wasserski fahren!«
Niemand wird Führungskraft durch einen Titel auf der Visitenkarte.
Die visionsorientierte Führung geht den nachhaltigen Weg. Sie bringt anfangs einen kaum spürbaren Leistungsanstieg. Doch nach kurzer Zeit hängt ein inspiriertes Unternehmen jede Galeere ab. Ob mit Wasserski fahrenden Chefs oder ohne. Denn Menschen, die einem übergeordneten Gedanken folgen, in den sie freiwillig einwilligen, geht die Luft nicht aus. Und für Chefs gilt: Niemand wird Führungskraft durch einen Titel auf der Visitenkarte. Wer aber das Bild einer besseren Welt in sich trägt, führt (fast) von selbst.
Führungskraft oder nicht: Um die Vision für das eigene Leben in sich zu finden und vom Bauch in den Kopf zu befördern, braucht es einen guten, offenen Zustand. Ich stelle den manchmal für Führungskräfte her. Manchmal halte ich nämlich auch einmal keine Reden. Dann schäme ich mich zwar ein bisschen, weil ich mich fühle wie ein doofer Professor, aber wenn ich es wirklich einmal schaffe, den Mund zu halten, dann lasse ich Führungskräfte Collagen kleben.
|200| Die Manager bekommen dann Schere, Kleber und tonnenweise Zeitschriften und Illustrierte aller Sorten und die Aufgabe, ihre Wunschträume auszusuchen, auszuschneiden, auf einer Collage zusammenzukleben. Die Frage, die im Raume steht, lautet: Wo will ich hin?
Da ich damit einige Erfahrung habe, kann ich mit gutem Grund behaupten, dass dabei wirklich unbewusste Wünsche ans Tageslicht kommen und gestandene Manager Tränen in die Augen bekommen, wenn sie sehen, was sie eigentlich im Leben vorhaben, und sie das mit der Realität vergleichen. Das Delta, also der Abstand zwischen Vision und Realität, ist bei scheinbar erfolgreichen Menschen manchmal tatsächlich zum Weinen.
Es gibt dabei aber auch immer wieder Tränen des Glücks, denn es ist eine wunderschöne Erfahrung, endlich zu wissen, was man eigentlich will. Die Ergebnisse sind dabei immer recht simpel und bewegen sich zwischen den Koordinaten beruflicher Erfolg, glückliche Partnerschaft, Familie, Gesundheit, Harmonie, Kommunikation, Soziales.
Der Trick Nummer eins bei dieser Übung ist der Zwang zur Konkretion: Die Leute sind gezwungen, zu selektieren. Da blättert einer in einer Illustrierten und findet drei Boote, die gefallen ihm aber alle nicht. Also muss er sich damit auseinander setzen. Will ich ein Motorboot oder ein Segelboot? Wie groß? Muss ich weitersuchen oder kann ich das Boot selbst zeichnen oder ein Foto verändern und ergänzen? Hinterher weiß er definitiv genauer Bescheid über seinen Wunsch und was er ihm bedeutet.
Der Trick Nummer zwei ist das Bild. Das Wort »Partnerschaft« auf ein Papier zu schreiben, ist einfach und bleibt abstrakt. Aber ein Bild davon zu finden und auszuwählen, ist schwierig. Soll das Paar alt oder jung sein? Soll es lachend oder ernst gezeigt werden? In Aktion oder träumerisch? Konkrete Bilder sind viel wirkungsvoller.
Natürlich habe ich die Übung auch selbst ab und zu gemacht. Ich gebe zu, ich bin dabei sehr ungeduldig. Wenn ich etwas an die Wand hänge, dann muss ich sofort etwas davon realisieren, damit ich es schnell wieder von der Wand reißen kann. Einmal habe ich einen Zettel irgendwo vergessen und nach Jahren wiedergefunden. Und dann merkt man: Hey, davon hat sich ja ganz schön viel erfüllt! |201| Beispielsweise wollte ich mal Erdbeerpflücken in Madagaskar. Zwar habe ich bis heute nur in Freising Erdbeeren gepflückt. Aber was in dem Bild eigentlich drinsteckte: ein nicht klassischer Urlaub mit aktiver Betätigung in einem landwirtschaftlichen Umfeld. Das habe ich tatsächlich gemacht, ohne noch an den Zettel zu denken, nur waren es keine Erdbeerfelder, sondern Weinberge.
Wer sollen Sie in Ihrem
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