Glueckskinder
Gefühlen ein allzu großes Gewicht zu verleihen. Das halten sie für eine typisch weibliche Angelegenheit, und es ist ein Gebiet, welches viele von ihnen meiden oder allenfalls über sich ergehen lassen.
Längst wusste ich aus anderen Seminaren, in denen ich eine Massagetechnik – die Fruchtbarkeitsmassage – lehre (ebenfalls ein Gebiet, das vielen Männern nicht geheuer ist), dass es ihnen leichter fällt, wenn ich andere Begriffe und Modelle wähle, als ich es in reinen Frauengruppen für angebracht halte. So gibt es Massagegriffe, die nenne ich »Pistenraupe«, »Schaufelbagger«, »Vakuumpumpe« oder »Schneefeger« – und schon finden auch die Männer Gefallen daran.
Nun, dieses Seminar in der Schweiz war aber kein Massageseminar, sondern ein psychosomatisches. Und ohne weiteren Vorsatz hatte ich am Flipchart das Funktionieren unserer Gefühle mit dem Bild eines gut entwickelten und klug ausgetüftelten Computer-Betriebssystems erklärt. Unser Gehirn stand für eine kleine Festplatte, die logisches Denken verwaltet, das Unterbewusstsein für eine andere Festplatte, die Gefühle speichert. Aus Neurotransmittern wurden kleine Schiffe und aus Nervenrezeptoren kleine Häfen.
Alles zusammen ergab das Betriebssystem unseres Lebens, Handelns und Fühlens, dessen Programmiersprache mit unserem Vorstellungsvermögen zu tun hat, denn es sind innere Bilder, mit denen tiefenpsychologische Therapien das Unterbewusstsein gezielt umprogrammieren, updaten oder vollkommen neue Programme ins System einspielen.
Binnen einer halben Stunde hatte ich nicht nur die vollkommene Aufmerksamkeit und Faszination aller Ehemänner gewonnen, ich hatte auch das Prinzip unserer Gefühlswelt erfolgreich vermitteln können. Die Ehemänner waren wach, interessiert und nickten hier und da zustimmend.
Wie gut konnte ich nun mit dieser Gruppe arbeiten! Die investierten Minuten waren schnell aufgeholt und ich hatte vom ersten Moment an alle im Team: Alles, was nun folgte, war ja mehr oder weniger das Einspielen innerer Bilder in das menschliche Computersystem. Diese Arbeit war nun Heilung, die umso wirkungsvoller war, weil alle definitiv verstanden, wozu die einzelnen Übungen, Prozesse oder Gedanken stattfanden.
Die Männer wie auch die Frauen behielten dieses Wissen, hatten das Modell dauerhaft in sich aufgenommen und berichteten mir in der Zeit nach dem Seminar per E-Mail von ihren weiteren Erlebnissen und Erfolgen mit der Arbeit an ihren Gefühlen.
Und auch ich behielt etwas: Ich behielt das Modell, welches ich damals so spontan am Flipchart entwickelt hatte. Immer wieder gab es in meinem Leben Situationen, in denen ich es zu Hilfe nahm. Und immer wieder brachte die Kenntnis dieses Systems der Gefühle meinen Patienten eine regelrechte Kompetenz für den Umgang mit den eigenen Gefühlen.
Mir wurde dadurch immer klarer: Der Nutzen dieses Systems der Gefühle und der damit zu gewinnenden Erkenntnisse ist keineswegs auf den Kinderwunsch begrenzt. Die hier erzielten Erfolge sind auf alle anderen Lebensbereiche übertragbar. Die Heilung der Gefühle ist nämlich allgemeingültig. Sie ist die Basis allen Heilens. Aus diesem Grund können wir sie bei allen Problemen in unserem Leben anwenden, auch bei der Glücksfindung. Daher stammen auch die Beispiele in diesem Buch aus allen möglichen Lebensbereichen und sind nicht auf den Kinderwunsch beschränkt.
Diese Heilung geschieht in Etappen. Es ist eine Selbstheilung, da wir selbst sie initiieren. Das ist möglich und es ist denkbar einfach: Durch die Programmiersprache der inneren Bilder können wir direkt auf die Festplatte des Unterbewusstseins zugreifen und hier etwas zum Guten verändern. Durch diesen Prozess erfährt ein Gefühl um das andere eine präzise Heilung, vollzieht einen Schritt nach dem anderen in eine neue Situation, die immer besser ist, als es die Situation davor noch gewesen war. Eine solche Heilung ist wahrhaftig und sie ist von Dauer. Und: Sie führt immer zum Glück!
Glücklichsein, wie die Kinder es sind, macht uns zu Glückskindern, für die das Leben wieder mehr Qualität bietet als alles andere vermeintliche Glück. Dieses Glücklichsein geschieht niemals von außen, etwa durch einen Lottogewinn oder einen üppigen Kontostand. Glücklichsein ist eine Gefühlshaltung, die uns allen innewohnt, ein Zustand, den aber viele von uns verlassen haben, warum auch immer. Aber wir können ihn wiederfinden.
Niemand sonst ist für unser Glück verantwortlich, außer wir selbst.
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