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Glueckskinder

Glueckskinder

Titel: Glueckskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Zart
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vielleicht längst in unserem schnuckeligen Häuschen mit unserer lang ersehnten Kinderschar, doch die lange Strecke innerlicher Unzufriedenheit hat ihre Spuren in uns hinterlassen und wir haben womöglich verlernt, dieses Glück auch mit jeder Faser unseres Seins zu empfinden. Oder unser Jahresurlaub kann das Maß an Erwartungen gar nicht mehr erfüllen und wir bemängeln die Pension, das Essen und das Wetter.
    Um Glück wieder in unser Leben zurückzuholen, müssen wir es in die Gegenwart integrieren. In unseren Alltag, denn der ist alles, was wir haben. Er ist es, der unser Leben überhaupt ausmacht und damit auch all unser Glück.
    Dafür gibt es nur eine Möglichkeit: An uns selbst zu arbeiten. Das mag nach einer Binsenweisheit klingen, die wir nicht mehr hören können. Und es scheint ein vergebliches Unterfangen zu sein, ausgerechnet die Dinge in unserem Leben, die uns schon lange unglücklich machen, endlich ändern zu wollen. Die Welt der Bücher und Ratgeber ist voll von Patentrezepten, die uns Glück versprechen sollen. Sie empfehlen Lebensweisheiten, die uns wie Litaneien vorgebetet werden à la »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus«, bis hin zu angeblich glücksfördernden Lebensgewohnheiten wie täglich eine Stunde joggen oder zwei Stunden Zen-Meditation. Ja, wir sind so verrückt und suchen Glück und Unglück auch in Kontoständen und Diäten. Manche von uns essen jeden Abend zwei Kartoffeln, um Körper und Seele zu entsäuern, andere verzichten auf Fleisch, weil es aggressiv machen soll. Und so mancher von uns möchte gern daran glauben, dass ein kleiner Edelstein im Portmonee unsere Finanzen verbessern wird. Solange es uns nicht schadet, können wir es ja ausprobieren.
    Aber schadet uns das wirklich nicht? Auf den ersten Blick ganz sicher nicht . Was soll denn schon passieren, wenn ich allabendlich eine Kartoffel esse ? Nichts, würde man denken. Doch ganz so ist es nicht. Denn solange ich hoffe, dass die Kartoffel dafür sorgt, dass ich nicht mehr sauer auf irgendjemanden oder irgendetwas bin, kümmere ich mich selbst nicht mehr darum, dass das so ist. Das Problem ist also nicht die Kartoffel. Das Problem liegt in der Unterlassung. Um genauer zu sein: Es liegt darin, dass ich die Verantwortung für mein Glück delegiere. An meinen Chef, an meinen Mann, an mein Wunschkind, an einen kleinen Glücksstein – oder an eine Kartoffel.
    Das Tragische daran ist, dass wir dadurch die Chance verlieren, endlich wieder zu lernen, wie wir glücklich sein können. Auf diese Weise werden wir niemals Schöpfer unseres eigenen Glücks. Halten wir an dieser Stelle fest: Glück ist ein Geschenk, das wir uns selbst machen können.

Sehnsucht nach Glück
     
    Vermutlich wird niemand der Behauptung widersprechen, dass jeder Mensch nach dem absoluten Glück strebt. Doch entspricht das der Wahrheit? Suchen wir tatsächlich fortwährend den emotionalen Zustand eines Glücksempfindens? Oder könnte es sein, dass die scheinbar verworrenen Wege zum Glück bisweilen in die Irre führen?
    An dieser Stelle ist es sinnvoll, die von uns gewohnten Wege einmal genauer anzuschauen und unsere Glücksziele zu überprüfen. Und wie immer beginnen die tief liegenden Grundlagen in uns in der Vergangenheit und zu Beginn unseres Lebens:
    Als wir Kinder waren, wollten wir zunächst einmal groß werden, um die scheinbaren Freiheiten und Privilegien zu genießen, die uns das Erwachsensein verhieß. Auch unsere Eltern schienen dies als Ziel vor Augen gehabt zu haben, denn sie verstärkten unser Streben mit Lob und Anerkennung, wenn wir Fortschritte machten: »Ach, bist du aber groß geworden.« An dieses vermeintliche Kompliment kann sich vermutlich jeder von uns erinnern.
    Mit den Jahren wünschten wir uns das allerneueste Spielzeug, möglichst lange Ferien, hitzefrei und eine ordentliche Taschengelderhöhung. Das ist eine Liste unerfüllter Wünsche, deren mögliche Erfüllung stets in der Zukunft lag. Das Dumme daran war nur, dass sie uns vom Glück und der Zufriedenheit des Augenblicks weglockten.
    Später waren wir bemüht, unsere Eltern mit guten Noten in der Schule erfreuen zu können. Wer von uns erinnert sich nicht an das erhebende Gefühl, mit dem wir zuhause verkünden konnten: »Ich habe in der Klassenarbeit eine Eins bekommen!«? Der elterliche Stolz war uns so manche Mühe wert. Ihre Anerkennung gab uns das Gefühl, wertvoll und besonders zu sein.
    Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Weichen ins vermeintliche Glück

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