Glücksklee
ihre dummen Kommentare unter die Nase reiben und ihnen unmissverständlich klarmachen, mit wem sie es zu tun haben!»
«Was meinst du damit? Wem willst du was unter die Nase reiben?»
«Den Medien natürlich. Und den ganzen anderen eingebildeten Arschlöchern, die mich als talentloses Partyluder beschimpft haben!»
Entgeistert starrte Charlie sie an. «Das glaube ich jetzt nicht. Du willst wirklich wieder nach Hollywood? Für immer?»
«Natürlich. Wie könnte ich das ablehnen? Du hast doch gehört, was Erik gesagt hat.»
«Aber was ist mit uns? Was ist mit deinen ‹richtigen Entscheidungen›?»
«Charlie …»
«Nein, antworte mir. Was ist mit uns?»
Ruth biss sich auf die Unterlippe. «Schatz, ich weiß, dass dich das vielleicht durcheinanderbringt, aber ich glaube, du verstehst es nicht. So was kommt nicht so oft vor, so ein Anruf aus heiterem Himmel mit einem wirklich einmaligen Angebot. Genau dafür habe ich mein Leben lang gekämpft.»
«O doch, ich verstehe das ganz gut. Aber du bist hier diejenige, die durcheinander ist. Merkst du nicht, was du da tust? Hat Hollywood sich denn für dich interessiert, bevor klar wurde, dass es da eine Story zu verkaufen gibt? Bevor du mit einer Filmgröße geschlafen hast?» Seine Stimme klang höhnisch, und Ruth schaute fort. Das wollte sie jetzt nicht hören. Es war nicht fair von Charlie, diese neue Entwicklung so abzuwerten. Sie war eine gute Schauspielerin, eine engagierte Schauspielerin, die hart arbeitete, und sie hatte dieses Angebot nicht bekommen, weil sie mit dem richtigen Mann geschlafen hatte.
Oder doch?
«Siehst du», rief sie gekränkt. «Genau davor habe ich letztes Mal auch Angst gehabt – dass du mich zurückhältst!»
«Vor ein paar Stunden haben wir noch darüber gesprochen, wie wir dieses Baby großziehen wollen!», brüllte Charlie.
Ruth bekam Gewissensbisse. «Ich weiß.»
«Willst du mir das wirklich noch mal antun?» Die Enttäuschung in seinen Augen war fast unerträglich.
«Charlie …» Ruth nahm ihn in die Arme. «Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. So ein Angebot ist immer mein größter Wunsch gewesen.»
Er sah auf sie hinunter. «Und mein größter Wunsch bist immer du gewesen, Ruth.»
Ihr war, als hätte er ihr ein Messer ins Herz gestoßen. «Aber du hast doch gesagt, du hättest das alles mit mir zusammen gemacht, du wärst mit mir nach Hollywood gegangen, wenn ich dich darum gebeten hätte.»
Charlie schüttelte den Kopf. «Ich will nichts weiter als dich und das Baby –
unser
Baby. Allerdings weiß ich», er lachte kurz auf, «dass ich kein Anrecht auf euch habe, denn ich bin ja bloß irgendein irischer
Niemand
, stimmt’s?» Er machte sich von ihr los. «Ruth, ich weiß nicht, ob ich danebenstehen und zusehen kann, wie du aus deiner Schwangerschaft Profit schlägst.»
«Darum geht es gar nicht, und das will ich natürlich auch überhaupt nicht.»
«Ich weiß, dass du das eigentlich nicht willst, aber mir scheint, da bist du die Einzige.»
«Sieh mal, ich finde, ich sollte wenigstens hinfliegen und mit ihnen sprechen. Ich möchte mir anhören, was sie zu sagen haben. Es ist ja noch nicht unter Dach und Fach, und ich muss herausfinden, um was es eigentlich geht. Ich könnte morgen fliegen, dann wäre ich in ein paar Tagen wieder hier. Das ist gar keine große Sache.»
Charlie hob die Hände. «Ach, komm, Ruth.»
«Lass mich einfach mit ihnen sprechen», bat sie. «Zwischen uns wird sich nichts verändern, das verspreche ich dir. Aber wenn ich das jetzt nicht erledige, werde ich mein Leben lang darüber nachdenken müssen.»
Charlie nickte, aber sein Blick war traurig. Ruth litt mit ihm. Sie liebte Charlie, und bis vor kurzem hatte sie auch ihren Beruf geliebt. Sie wollte ihm beweisen, dass sie Beziehung und Karriere verbinden konnte. Es war doch albern, auch nur daran zu denken, dass sie sich jetzt in Lakeview niederlassen und lange, harte Jahre der Schinderei wegwerfen würde, bloß wegen eines dummen Fehlers.
So, wie es jetzt aussah, war es gut möglich, dass diese Dummheit ihr sogar zum Durchbruch verhalf.
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Kapitel 28
Am frühen Freitagabend saß Jess bei Emer im Wohnzimmer und spielte mit Amy. Ihre Freundin hatte sie zum Übernachten eingeladen, und Jess war froh, dass sie etwas zu tun hatte. Sie wusste zwar noch nicht, ob sie schon bereit war, sich Emer anzuvertrauen und ihr von den Problemen mit Brian zu erzählen, doch hier in Lakeview zu sein war besser, als zu
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