Glücksklee
überhören. «Aber es wird dich freuen, wenn ich dir jetzt sage, dass ich Schluss machen will.»
«Oh.» Nina war überrascht. Irgendwie hatte sie gedacht, Trish würde sich trotzdem weiter mit Dave treffen.
«Ich bin ihm zwar auf den Leim gegangen, aber ganz so blöd bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem hast du recht – es ist nicht schön, wenn alle denken, man würde eine Familie kaputt machen.»
Damit war die Sache geklärt, und sie verabredeten ein Treffen in der Bibliothek, um weiter zu recherchieren. Anschließend wollten sie dann zu Ella zum Essen gehen.
Trish war leise hinter Nina getreten, und Nina wandte sich vom Bildschirm ab und sah ihre Freundin an. «Ach, nichts. Ich wollte bloß mal eine schnelle Internetverbindung ausprobieren. Der Rechner bei meinem Vater ist so langsam wie eine Schildkröte.»
Trish lächelte. «Das kann ich mir vorstellen. Bist du so weit?»
«Klar.» Nina war erleichtert, dass Trish nicht weiter nachfragte. Als sie hereingekommen war, hatte Nina nämlich gerade eine Seite für Schwangerschaftsberatung in Krisensituationen aufgerufen.
Wenn sie ernsthaft darüber nachdachte, was sie da in Erwägung zog, bekam sie Schuldgefühle, aber sie konnte es nicht ändern. Nach allem, was in der letzten Zeit geschehen war, nach der Trennung von Steve, nach dem Streit mit ihrem Vater und der Ankündigung ihrer Mutter, dass sie ihre Reise verlängern wollte, wusste sie einfach nicht mehr weiter.
Zum Teil lag das auch an einem Gespräch, das sie neulich mit Ruth geführt hatte. Sie war fast neidisch auf diese andere werdende Mutter, die sich im Gegensatz zu ihr keine Sorgen zu machen brauchte. Ruth besaß Selbstvertrauen, war tüchtig und würde hervorragend zurechtkommen, ob nun mit oder ohne Charlie, Troy oder wie ihre Männer auch heißen mochten. Ruth hatte liebevolle Eltern, die sie unterstützten, und in Hollywood wartete nicht nur eine Horde von Assistenten, sondern auch eine Menge Geld auf sie. In ihrer Welt würde es einem Baby an nichts fehlen.
Nina dagegen konnte sich zur Zeit kaum selbst durchbringen, und der Gedanke, für ein weiteres Leben verantwortlich zu sein, erschreckte sie maßlos.
Ja, ihre Mutter war toll und würde ihr bestimmt helfen, wo sie konnte, aber hatte Nina sie nicht schon genug in Anspruch genommen? Cathy hatte sie praktisch allein großgezogen, auch wenn sie beteuerte, dass Patrick es nie an irgendetwas hatte fehlen lassen. Nina wusste, dass es ein Kraftakt gewesen war und dass ihre Mutter meistens allein dagestanden hatte.
Wie konnte sie also von ihrer Mutter gerade jetzt Unterstützung erwarten, wo sie ihr Leben mit Tony in vollen Zügen genoss und sich ihre Freiheit zurückeroberte?
Nein, je mehr Nina darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie diese Last selbst schultern musste und sie niemand anderem aufbürden konnte und durfte.
Aber was sollte sie machen?
Schon ein paar Mal war ihr der Gedanke an Adoption gekommen, aber sie wusste nicht genau, was dieser Vorgang beinhaltete und was sie dafür tun musste. Da der Staat junge Mütter jetzt stärker unterstützte, schienen nur noch wenige Frauen ihre Kinder zur Adoption freizugeben. Aber die Möglichkeit bestand doch noch, oder?
Eins wusste Nina mit Sicherheit: Sie war nicht die Richtige, um dieses Baby aufzuziehen. Und da sie sich selbst in diese prekäre Situation gebracht hatte, blieb ihr nun nichts anderes übrig, als auch selbst eine Lösung zu finden – und das bald.
«Was ist los?», erkundigte Charlie sich, als Ruth das Gespräch mit Chloe beendet hatte.
Ihr Puls ging rasend schnell. «Ich muss mit meinem Agenten sprechen», sagte sie. Plötzlich war ihr Tonfall geschäftsmäßig. Sie fand Eriks Nummer in ihrem Kurzwahlspeicher und hielt sich das Handy ans Ohr.
Er ging gleich beim ersten Klingeln dran. «Ah, endlich! Die gefragteste Frau des Tages!»
«Was ist da los, Erik?», fragte Ruth ohne Einleitung. «Ich habe gerade mit Chloe gesprochen.»
«Dann stimmt es also? Bei dir ist was Kleines unterwegs?»
«Und wenn? Was macht das schon?» Inzwischen war es ihr ziemlich egal, ob sie unhöflich klang. Erik war hart im Nehmen und konnte es durchaus verkraften, wenn sie mal austeilte.
«Na ja, anscheinend liebt das Publikum heutzutage werdende Mütter …», tönte Erik jetzt in seiner großmäuligen Art. «Aber als Erstes bestätige mir bitte, dass das Kind von Troy Valentine ist und nicht von irgendeinem irischen Nobody.»
Ruth ging sogleich in die Defensive.
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