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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Vater hat es nicht so gesehen. Er hat nur mitgekriegt, dass deine Mutter viel geweint hat und traurig war, und das alles seit deiner Geburt. Da hat er ganz analytisch gedacht und beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und das Problem zu lösen. Dabei muss er sich überlegt haben, dass Cathy offenbar nicht wusste, wie man mit einem Baby umgeht. Also hat er sich entschieden, dich zu einer Frau zu bringen, die das konnte.»
    «Deswegen hat er mich also hier ausgesetzt – vor deinem Café.»
    Ella lächelte traurig. «Jeder weiß ja, dass ich Kinder und Tiere pflege, also muss dein Vater gedacht haben, dass ich dafür genau die Richtige war. Wenn du dir das überlegst und vielleicht mal versuchst, es mit seinen Augen zu sehen, dann hat er sich wirklich bemüht, in dieser Situation das Beste zu tun – das Beste für dich und für Cathy.»
    Immer noch unsicher, wie sie mit diesen Neuigkeiten umgehen sollte, schaute Nina in die Ferne. Ja, wenn sie es durch Patricks Brille betrachtete, schmerzte es wirklich nicht mehr so sehr, aber trotzdem …
    «Es waren auch keine großen Ermittlungen nötig – das Städtchen war ja klein, und Frank hatte ganz fix raus, wo du herkamst. Außerdem war deine Mutter völlig außer sich vor Sorge.»
    «Aber warum hat Frank meinen Vater nicht verhaftet?»
    «Die meisten von uns wussten, dass Patrick ein bisschen anders war.» Ella lächelte. «Und Frank hatte das noch eher begriffen als wir anderen. Er ist zu deinem Vater gegangen und hat in aller Ruhe mit ihm gesprochen. Frank war gut mit deinem Großvater befreundet, als der noch lebte, daher wusste er, dass Patrick … die Dinge anders sah. Damals hatte die Sache natürlich noch keinen Namen, trotzdem wussten wir, dass Patrick keine bösen Hintergedanken gehabt hatte. Deswegen hat niemand daran gedacht, ihn einzusperren. Er hatte ja nur getan, was er für sinnvoll und richtig hielt. Und deine Mutter wollte auch nichts davon hören.»
    «Sie hat ihn auch noch verteidigt?», fragte Nina, aufs Neue entsetzt. «Warum?»
    «Na, das musst du sie wohl selbst fragen.»
    Nina schwieg einen Moment. «Also weiß die ganze Stadt, dass er diese Asperger-Sache hat?», fragte sie dann.
    «Nein, natürlich nicht – die Störung ist selbst heute noch gar nicht so einfach zu diagnostizieren. Wenn Carly nicht mit mir darüber gesprochen hätte, wüsste ich vielleicht immer noch nichts davon.»
    Nina nickte. Während sie an das Verhalten ihres Vaters dachte, sortierten sich die Dinge in ihrem Kopf ein wenig: seine zwanghafte Pünktlichkeit, seine starren Gewohnheiten und natürlich sein vollkommen fehlendes Einfühlungsvermögen. Es war schwer nachzuvollziehen, aber es passte.
    «Nina, du musst dir klarmachen, dass dein Vater sich aufrichtig bemüht, aber es fällt ihm eben schwer. Ab und zu begegnen wir uns auf der Straße, und dann spüre ich, wie er sich den Kopf zerbricht, um die richtigen Fragen zu stellen – einfühlsame Fragen. Das ist nicht leicht für ihn.»
    «Seltsam, bei mir hat er das noch nie versucht.»
    «Vielleicht hat er dir gegenüber ein schlechtes Gewissen. Deswegen wird er ganz nervös, wenn er dich sieht, und kann einfach nicht mit der Situation umgehen.»
    «Dann ist er deshalb auch so ausgerastet, als er erfahren hat, dass ich schwanger bin?»
    «Ist er ausgerastet?» Ella fuhr sich übers Kinn. «Wenn Patrick kleine Babys wittert, sieht er vermutlich rot.»
    Nina stieß ein kurzes Lachen aus. «Und wahrscheinlich hat er damit sogar recht.» Dann schüttelte sie den Kopf. «O Mann, ich habe keine Ahnung, wie ich ihm jetzt gegenübertreten soll. Wie soll ich denn mit … mit dieser Geschichte umgehen?»
    «Nina, du musst versuchen, deinen Vater so zu akzeptieren, wie er ist. Sei freundlich zu ihm und zeige ihm, dass du ihn verstehst – das ist das Wichtigste. Sieh es doch mal folgendermaßen: Man sagt, Autisten leben in ihrer eigenen Welt, richtig?» Nina nickte. «Also, Menschen mit Asperger-Syndrom leben zwar in unserer Welt, aber auf ihre eigene Weise.»
    Nina überlegte einen Moment. «Ich glaube, ich muss jetzt erst mal über alles nachdenken und es irgendwie verdauen, und dann muss ich mit meiner Mutter sprechen.»
    «Du wirst das Richtige tun, Nina, davon bin ich überzeugt. Deine Mutter kann dir das alles natürlich noch viel besser erklären und –»
    Ella konnte ihren Satz nicht beenden, denn Nina griff plötzlich nach ihrem Arm und stöhnte. Erschrocken betrachteten die beiden Frauen die Feuchtigkeit

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