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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Ella stand am Ende der Theke und sprach mit einem Gast, schaute aber auf, als Nina näher kam, und sah ihr direkt in die Augen. Sofort veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Offenbar verriet ihr etwas in Ninas Gesicht, dass sie die Wahrheit herausgefunden hatte.
    Ella sagte noch kurz etwas zu ihrem Gesprächspartner, dann ging sie zögernd auf Nina zu. Sie nickte resigniert. «Du weißt es also», sagte sie leise.
    Zorn stieg in Nina auf, ein so heftiger Zorn, dass sie am liebsten mit den Fäusten auf irgendetwas herumgetrommelt hätte. «Ja, ich weiß es, und du hast es schon die ganze Zeit gewusst. Die ganzen Jahre hast du gewusst, dass
ich
es gewesen bin, aber du hast nie etwas gesagt!» Jetzt liefen Nina die Tränen über die Wangen, und sie rang nach Luft.
    «Ach, mein Herzchen.» Ella nahm sie in die Arme. «Lass uns hinten rausgehen, dann können wir darüber sprechen.» Mit einem Nicken zu Alice hinüber übergab sie ihr das Café, dann führte sie Nina durch die Küche und nach draußen in den Hof zum Vorratsschuppen.
    «Meine … meine leiblichen Eltern wollten mich nicht haben», stammelte Nina. «Sie haben mich nicht lieb.» Nina konnte zwar kaum glauben, dass Cathy an der Sache beteiligt gewesen war, doch es war immerhin möglich. Nach allem, was sie gerade erfahren hatte, hielt sie nichts mehr für ausgeschlossen.
    «Deine Eltern haben dich sehr lieb, Nina Hughes, das musst du wissen.»
    «Aber warum haben sie dann versucht, mich … loszuwerden?»
    «O nein, Herzchen. So war das gar nicht.»
    «Doch! Mein Vater … ich meine, Patrick hat es mir selbst erzählt.»
    Ella holte tief Luft. «Zugegeben, du hast recht, er hat dich vor meine Cafétür gestellt, aber ich glaube, dafür gab es einen Grund.» Ella rieb Nina den Rücken, strich mit der Hand aufwärts und abwärts, um sie zu beruhigen.
    «Genau. Er hat das gemacht, weil er mich nicht haben wollte … Er hat mich nicht lieb … hat mich nie liebgehabt. Aber noch schlimmer ist, dass Mum ihm einfach freie Hand gelassen hat.» Dieser Gedanke war Nina gerade erst gekommen, und sie weinte herzzerreißend. Auf einmal spürte sie, wie das Baby in ihrem Bauch sich regte.
    «Nein, so war das nicht. Bitte, Nina, lass mich erklären. Vielleicht fange ich am besten ganz von vorn an und schildere dir genau, was an dem Morgen damals passiert ist.»
    Nina schluckte. Sie wusste nicht recht, ob sie die Geschichte hören wollte oder nicht. «Also gut.»
    Ella räusperte sich. «Ehrlich gesagt, mein erster Gedanke war, dass es meine Doughnuts sein müssten», begann sie, «oder irgendeine andere Lieferung – es ist ja nichts Ungewöhnliches, dass ich frühmorgens schon frische Ware vor der Tür des Cafés finde …»

    Nachdem Ella geendet hatte, blieb Nina noch einen Moment lang schweigend sitzen. Ella hatte ihr die Ereignisse jenes Morgens vor dreißig Jahren haarklein geschildert. Sie hatte erzählt, wie sie den Karton auf der Treppe gefunden und zuerst geglaubt hatte, jemand habe ihr wieder mal ein herrenloses Tier anvertraut, und schließlich von der Ankunft des Arztes und von Franks Ermittlungen berichtet. Nina kannte den älteren Polizisten aus dem Café, denn er kam ab und zu auf eine Tasse Kaffee und eine Wurstpastete herein. Sie hatte ihn mehrmals bedient, aber er hatte sich nie etwas anmerken lassen.
    Kopfschüttelnd sah sie Ella an. «Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich für deine Doughnut-Lieferung gehalten hast …»
    Wieder nahm Ella sie in die Arme. «Das verstehe ich – aber du hast mich ja bald eines Besseren belehrt.»
    «Wenn ich mir vorstelle, dass mein eigener Vater mich einfach so …
weggeworfen
hat», fuhr Nina fort, erneut mit Tränen in den Augen.
    «Wie gesagt», wiederholte Ella noch einmal, «wer hier ein Urteil fällt, ohne die Hintergründe zu kennen, macht es sich wohl zu leicht.» Sie seufzte. «Ich will es dir erklären. Patrick … dein Vater ist nicht so wie andere Menschen, verstehst du.»
    Nina prustete verächtlich. «Das ist noch sehr milde ausgedrückt.»
    «Nein, ich weiß, was du jetzt denkst, aber so ist es nicht. Wie soll ich es formulieren?» Ella schwieg einen Moment, dann sprach sie weiter. «Also, ein Beispiel: Überleg mal, was du im Moment durchmachst. Du bist verletzt und sehr traurig und fühlst dich ganz scheußlich. Aber dein Vater … macht solche Erfahrungen nicht.»
    «Ich weiß. Er hat kein Herz, er ist ein Unmensch.»
    «Nein, Nina, da irrst du dich. Dein Vater hat sehr wohl ein

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