Glücksklee
über alle Jungs ausgefragt, mit denen sie unterwegs gewesen war. Na, über fast alle, dachte sie traurig.
Als ihr dann, noch als Teenager, die Rolle in der Fernseh-Soap angeboten wurde, hatte er persönlich dafür gesorgt, dass die Fernsehaufnahmen ihr schulisches Lernen nicht beeinträchtigten und dass sie nicht mit älteren Schauspielern auf Partys ging.
Ollie war stets überzeugt gewesen, vielleicht noch mehr als Ruth selbst, dass es ihre Bestimmung war, eine berühmte Schauspielerin zu werden. Er hatte nicht zugelassen, dass irgendetwas ihre eben beginnende Karriere zerstörte.
Es war Ironie des Schicksals, dachte Ruth, dass sie, nachdem sie so viele Jahre gebraucht hatte, um ihren Traum zu verwirklichen, diese Karriere nun selbst zerstört hatte.
«Unseren nächsten Gast kennen wir, seit sie zum ersten Mal als liebeskranker Teenager in
The Local
aufgetreten ist. Und jetzt, nach langer, harter Schufterei, hat auch Hollywood endlich ihr Talent erkannt. Zur Zeit wirkt sie in einem der größten Fernseh-Hits in den USA mit. Heute Abend ist sie zurück in Dublin, um über ihre neue Supershow zu sprechen, die Fernsehserie
Glamazons
. Wir begrüßen die hochbegabte Ms. Ruth Seymour!»
Ruth winkte dem Publikum zu, während sie sich zum Set von
Late Tonight
begab. Ihr Lächeln war betörend, und dank der professionellen Visagistin, die der Sender ihr ins Hotel geschickt hatte, wusste sie, dass sie in jeder Hinsicht wie ein Hollywood-Star aussah.
Mit anmutigen Schritten ging sie zum Set hinüber und streckte dem Vertreter des Moderators, dem früheren DJ Eamonn Kennedy, die Hand entgegen. Sehr zu ihrer Enttäuschung hatte John Monroe, der übliche Moderator der Sendung, sich zu Beginn der Woche ein Bein gebrochen. Monroe war für seine sanften Fragen und sein einschmeichelndes Verhalten bekannt. Von Kennedy dagegen konnte man das nicht gerade behaupten. Nach den wenigen Informationen zu schließen, die Ruth über ihn besaß, hatte er sich eher durch Provokationen und Kreuzverhöre einen Namen gemacht. Heute Abend jedoch wirkte er herzlich und freundschaftlich offen. Er nahm Ruths Hand, dann küsste er sie auf beide Wangen und bot ihr einen Sessel an.
Ruth strich ihr jadegrünes Satinkleid von Catherine Malandrino glatt, das ihre üppigen blonden Locken so gut zur Geltung brachte, und schlug die Beine so übereinander, dass die blutroten Sohlen ihrer eleganten – und selbstgekauften – Christian Louboutins zu sehen waren.
«Also, Ruth, willkommen daheim. Es ist großartig, dich hier zu Hause zu haben. Aber sag mal – betrachtest du nach dieser langen Zeit in Los Angeles deine alte Heimat überhaupt noch als Zuhause?»
«Doch, selbstverständlich, Eamonn.» Ruth lächelte. «Irland wird immer mein Zuhause bleiben. Ich freue mich sehr, dass ich zurück bin, und bin überglücklich, dass ich heute Abend hier sein darf.»
«Erzähle uns doch mal von den
Glamazons
. Du weißt ja, dass die Serie noch nicht über die irischen Bildschirme flimmert, aber drüben in den Staaten wird sie in den höchsten Tönen gelobt.»
Ruth strahlte. Ja, genau so sollte es sein: viel Lob und Gespräche über die Serie, über ihre großartigen Leistungen, über die triumphale Rückkehr einer erfolgreichen Tochter Irlands.
«Ja, ich habe ganz großes Glück, dass ich an diesem Projekt beteiligt bin.
Glamazons
ist eine tolle Serie, die Einschaltquoten in den USA sind einfach phantastisch, und wir freuen uns alle darauf, die zweite Staffel zu drehen.»
«Ja, und die Besetzung ist auch so hervorragend.»
Okay, jetzt wollte Eomann sie vielleicht aufs Glatteis führen, dachte Ruth, aber sie tat ihr Möglichstes, um professionell zu bleiben, und behielt ihr gewinnendes Lächeln bei. «Ganz genau. Wir haben hochtalentierte Darsteller, und es ist ein Vergnügen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.»
Eamonns Augen blitzten. Zu spät erkannte Ruth, dass sie ihm in die Falle gegangen war. «Hmm, ich stelle mir vor, dass die Arbeit mit bestimmten Kollegen noch deutlich vergnüglicher ist als mit anderen», witzelte er, und das Publikum lachte.
Aus dem Augenwinkel sah Ruth auf dem Bildschirm, dass die Kameras eine Nahaufnahme von ihrem Gesicht machten, und sie tat ihr Bestes, um sich ihre Reaktion nicht anmerken zu lassen.
«Also, natürlich hat jeder Einzelne von uns seine ganz persönlichen Stärken, aber wir sind ein Team, und jeder hat den gleichen Anteil an unserem Erfolg.»
Eamonn schmunzelte. «Ja, das ist alles wichtig, aber ich wollte
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