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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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bedeuten, dass sie allmählich den Kontakt zu diesen Freunden verlieren würden, denn bald würden sie praktisch nichts mehr mit ihnen gemeinsam haben. Die Jahre würden vergehen, und Brian und sie würden weiter arbeiten, in Urlaub fahren, in teuren Restaurants essen und sich nach der neuesten Mode kleiden. Aber wie lange konnte man immer wieder das Gleiche tun, ohne sich angeödet zu fühlen, nicht nur vom Leben, sondern auch vom Partner?
    Jess schauderte es, als sie sich ihre Zukunft vorstellte. Aus diesem Blickwinkel erschien sie ihr sehr, sehr einsam.

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    Kapitel 20
    Der Bus hielt vor dem Kaufhaus Clery an der O’Connell Street, und Nina stieg aus. Misstrauisch betrachtete sie die anderen Fahrgäste. Sie hoffte, dass niemand sie erkannte oder, noch schlimmer, wissen wollte, was sie hier in Dublin vorhatte.
    Nein, niemand aus Lakeview sollte wissen, dass sie heute nach Dublin gefahren war, um Umstandskleidung einzukaufen.
    Im Laufe der letzten Wochen hatte Nina immer weniger in ihre alten Klamotten hineingepasst und ihren Bauch schließlich gar nicht mehr darin verbergen können. Ihr blieb keine andere Wahl, als sich passende neue Sachen zu besorgen.
    In Lakeview konnte sie das natürlich nicht. Es gab dort zwar hübsche Boutiquen, aber irgendjemand würde ihr bestimmt Fragen stellen, und Nina war noch nicht bereit, ihr Geheimnis vor aller Welt preiszugeben.
    Seit dem Streit mit ihrem Vater hatte sie sich zurückgezogen. Sie vermied es, mit ihm zusammenzutreffen. Ja, sie war ein Feigling, aber sie hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn so beschimpft hatte.
    Sie hatte sehr viel Zeit mit Trish in der Bibliothek verbracht, hatte das Archiv durchstöbert und gelegentlich ältere Bewohner von Lakeview nach interessanten Anekdoten befragt, die vielleicht in ihr Projekt passten. Zum Glück hatte Patrick ihre Schwangerschaft seit dem Streit nicht mehr erwähnt. Allerdings hatte er ohnehin kaum mit Nina gesprochen. Es war, als hätten sie stillschweigend einen Waffenstillstand geschlossen. Ihm schien es recht zu sein, dass sie bis zu Cathys Rückkehr Anfang September weiter bei ihm wohnte – aber bis dahin war sie ganz auf sich gestellt. Das kam ihr entgegen, denn auf keinen Fall wollte sie ihrem Vater Rede und Antwort stehen. Sie war dankbar, dass er nicht weiter in sie gedrungen war.
    Als sie jetzt über die O’Connell-Brücke zur Grafton Street ging, schüttelte sie den Kopf. Sie hätte niemals gedacht, dass sie einmal auf diese Weise nach Umstandskleidung suchen würde – so klammheimlich und übervorsichtig.
    Sie stöberte ein bisschen bei Mothercare und bestaunte die hübschen Babysachen und das Spielzeug, bevor sie zu Marks & Spencer weiterspazierte, wo sie etwas Schönes für sich selbst zu finden hoffte. Komisch, aber wenn sie die winzigen Kleidungsstücke und das ganze Drum und Dran in den Läden betrachtete, wurde das Baby real für sie. Sie hatte zwar die Veränderungen in ihrem Körper und die gefürchtete Morgenübelkeit durchgemacht, aber erst der Anblick dieser kleinen Dinge ließ sie auch an das Ende ihrer Schwangerschaft denken. Wie würde es sein, das winzige Menschlein in den Armen zu halten?
    Natürlich war das ein erschreckender Gedanke, aber Nina musste sich eingestehen, dass diese Vorstellung auch einfach unglaublich schön war. Oder jedenfalls wäre sie das gewesen, wenn alles so gelaufen wäre, wie sie anfangs gehofft oder sogar erwartet hatte. Bald musste sie wieder zum Ultraschall, und sie sollte auch darüber nachdenken, in welche Klinik in Dublin sie gehen wollte, wenn es so weit war. Das schob sie vor sich her, zufrieden, dass bei dem Ultraschall in der zwölften Woche alles in Ordnung gewesen war. Und wenn sie ganz ehrlich war – sie hatte gehofft, dass Steve sich melden würde, sie vielleicht bitten würde, wieder nach Galway zu kommen … aber das war natürlich einfach eine alberne Wunschvorstellung. Warum sollte Steve sie bitten, zurückzukommen? Und falls er das tat, welchen Sinn sollte ihre Rückkehr haben?
    Während Nina einen Ständer mit Umstandsblusen durchsah, biss sie sich auf die Lippe, doch sie konnte trotzdem nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Verdammt, sie durfte nicht an Steve denken und schon gar nicht sentimental werden!
    «Nina? Bist du das?», hörte sie ganz in der Nähe eine Stimme. Als sie aufschaute, blickte sie in ein bekanntes Gesicht, das sie aber nicht gleich unterbringen konnte. Ihre Verwirrung musste so

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