Glücksklee
Allmählich bereute sie, dass sie den Freundinnen überhaupt von ihrem Kinderwunsch erzählt hatte.
Sie legte auf und schaute auf die Uhr. Halb sieben am Freitagabend. Sie würde sich ein Glas Wein genehmigen, während sie darauf wartete, dass Brian von der Arbeit kam. In letzter Zeit vertrugen sie sich recht gut, aber die Kluft zwischen ihnen existierte weiterhin. Das Thema Kinder hatten sie seit ihrer letzten Diskussion nicht wieder angeschnitten.
Wenn Brian doch nur kapieren würde, dass diese «plötzliche Obsession», wie er es nannte, nichts mit ihren Freundinnen zu tun hatte. Nein, Jess hielt ihrem eigenen Leben, ihrem gemeinsamen Leben, einen Spiegel vor und stellte fest, dass etwas fehlte. Wenn Brian nur sehen könnte, wie viel Spaß das Familienleben machte, wie wunderbar es sein konnte, dann würde er verstehen, was sie meinte.
Jess schenkte sich ein Glas Merlot ein und ging nach draußen auf die Terrasse. Sie dachte an ihre Begegnung mit Nina in der letzten Woche. Das Gespräch beim Kaffeetrinken hatte ihr gefallen. Nina war eine nette Frau, sehr aufgeschlossen, und als Jess sie bei Marks & Spencer entdeckte, war bei ihr gleich der Groschen gefallen. Natürlich war es verräterisch gewesen, dass Nina ausgerechnet bei den Umstandsmoden stöberte, aber auch ihr Bäuchlein und das etwas aufgedunsene Gesicht, ganz zu schweigen von ihrer Verlegenheit, als Jess sie erkannte, waren deutliche Anzeichen gewesen. Und als Nina dann erwähnte, dass sie nichts trinken dürfe, hatte Jess gefolgert, dass ihre Schwangerschaft kein Geheimnis mehr war. Vielleicht hätte sie nicht so direkt fragen sollen, aber sie hatte einfach herausfinden wollen, ob ihre Vermutung richtig war.
Und tatsächlich: Eine Frau ohne Partner und ohne Kinderwunsch erwartete ein Baby, während sie mit ihrem liebenden Ehemann und den idealen Lebensumständen für ein Kind nicht schwanger war. Dass ihr Ehemann sie liebte, war allerdings in letzter Zeit vielleicht ein bisschen übertrieben.
Jess schaute sich um. In Brians schön gepflegtem Garten war genug Platz, auch für spielende Kinder. Im Moment wurde er kaum genutzt, außer wenn, so wie heute, mal die Sonne schien. Doch auch dann saßen sie meistens nur auf der Terrasse und tranken etwas oder grillten, oder Brian mixte seine «weltberühmten» Piña Coladas.
Da kam Jess plötzlich ein Gedanke: Warum sollten sie nicht mal einen Grillabend oder ein Gartenfest veranstalten? Und alle ihre Freunde dazu einladen, auch diejenigen oder vielleicht gerade diejenigen, die Kinder hatten?
Zum Beispiel Deirdre und Kevin und Emer und Dave mit ihren Kleinen … Dann würde Brian selbst sehen, wie viel Vergnügen und Freude Kinder in das Leben der Eltern brachten. Er würde erkennen, wie stolz Kevin auf seine Jungs war und wie viel Spaß sie zusammen hatten. Und man brauchte ja bloß einen Blick auf Dave und Amy zu werfen, um zu erkennen, dass die Kleine durch und durch Papas Töchterchen war.
Ja, das war ein hervorragender Plan. Jess war fast schwindlig, so beflügelt fühlte sie sich von dieser Idee. Mit neuer Energie stand sie auf und ging in die Küche zurück, wo ihr BlackBerry lag. Sie schaute ihren Kalender nach einem geeigneten Datum durch. Natürlich würde sie mit Brian und den anderen sprechen müssen, aber ein Samstag in einer der nächsten Wochen passte bestimmt. Still vor sich hin lächelnd ging sie ihr Adressbuch durch. Die einzige Voraussetzung für eine Einladung zu diesem Fest war, dass man ein Kind mitbringen konnte, entschied Jess.
Jetzt konnte sie es gar nicht mehr erwarten, dass Brian nach Hause kam. Sie schenkte sich Wein nach und holte ein Glas für ihren Mann aus dem Schrank, bereit für seine Rückkehr.
Es war höchste Zeit, dass sie ihr Sozialleben in die Hand nahmen und sich mehr um ihre Freundschaften kümmerten, da würde Brian ihr sicherlich zustimmen.
Ein Gartenfest war dafür einfach perfekt. Jess brannte darauf, ihren Mann in die Einzelheiten einzuweihen.
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Kapitel 22
Für Ruth vergingen die Wochen wie im Flug, und sie lebte sich in Lakeview ein. Nachdem sie festgestellt hatte, dass sie schwanger war, war es ihr schließlich gelungen, aus der selbstgewählten Isolation im Haus ihrer Eltern auszubrechen. Allmählich traute sie sich wieder nach draußen, traf sich zu einem Plauderstündchen mit Nina im Café oder ging mit ihrer Mutter einkaufen.
«Es ist schön zu sehen, dass du ein bisschen aus dir herausgehst», hatte Breda bemerkt, und Ruth
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