Glücksklee
würde.
«Ruth, das sollte bloß ein Witz sein!», warf Nina mit einem Seitenblick auf Trish ein. «Du bist immer noch superschlank.»
«Nein, nein, Trish hat schon recht. Seit ich hier bin, werden meine Klamotten mir zu eng. Meine Mutter stopft mich mit Kohlehydraten voll – und sie vergisst dauernd, dass ich keine Laktose vertrage!», flötete sie. Sie fühlte sich fast wie in einer Rolle. Nina und Trish wechselten einen amüsierten Blick.
«Und wie geht’s dir sonst so, Ruth?», fragte Nina, als die Getränke kamen. «Vermisst du das Leben in Los Angeles?»
«Eigentlich nicht», antwortete Ruth automatisch, dachte aber gerade noch rechtzeitig daran, dass es wohl besser war, den Schein zu wahren, insbesondere Trish gegenüber. «Ich vermisse natürlich meine Assistentin und die Partys und die Premieren, aber sonst? Ich bin ja hergekommen, weil ich mit meiner Familie zusammen sein wollte, und das koste ich voll aus.»
«Hm … ich habe läuten hören, dass du auch manchmal mit Charlie Mellon zusammen bist», sagte Trish mit gespielter Zurückhaltung. Ruth sah sie an.
«Was? Wo hast du das denn her?»
Trish lächelte. «Ach, irgendwo gehört, wie gesagt.»
«Also, das ist Unsinn. Ich habe Charlie vor einer ganzen Weile mal gesehen, da hat er bei uns etwas für Dad abgegeben, aber danach nicht mehr.»
«Na gut, von mir aus», erwiderte Trish in einem Tonfall, der klarmachte, dass sie Ruth kein Wort glaubte. Bei solchen Gelegenheiten vermisste Ruth Los Angeles tatsächlich – Hollywood war zwar sehr überschaubar, und die Gerüchteküche arbeitete schnell, aber doch längst nicht im gleichen Tempo wie hier in Lakeview!
Wieder hoffte sie inständig, dass ihr Arzt nicht mit Trish Brogan unter einer Decke steckte, denn dann wüsste bald die ganze Welt um ihr Geheimnis. Man brauchte ja nur die Wochen zu zählen, um herauszufinden, wann es passiert war und, noch schlimmer, wer der Vater war. Ruth beschloss, das Thema zu wechseln. «Sagt mal, glaubt ihr, dass sie den Loup de Mer hier auch ohne Soße servieren? Ich vertrage nämlich einfach keine Speisestärke.»
Am nächsten Tag arbeitete Nina bei Ella in der Nachmittagsschicht – zu ihrer Erleichterung, denn nach dem Essen am Vorabend hatte sie heftige Magenbeschwerden gehabt, die sie fast die ganze Nacht wach gehalten hatten. Zum Glück war es nicht aufgefallen, dass sie an ihrem Wein nur genippt hatte. Trish hatte der Flasche tüchtig zugesprochen und nicht bemerkt, dass Nina kaum etwas trank.
Trotzdem hatte sie den Abend richtig genossen. Ruth war sehr unterhaltsam, und sie konnte urkomisch sein, wenn sie einmal ihre professionelle Maske ablegte. Es war lustig, dass sie trotz gegenteiliger Beteuerungen ihre Gewohnheiten aus Los Angeles noch längst nicht abgelegt hatte. Der Koch musste sich manchmal den Kopf gekratzt haben bei ihren diversen Sonderwünschen.
Doch, sie hatten gestern Abend viel Spaß gehabt, vor allem, als Ruth ihnen von den Hollywood-Größen erzählte: welcher Herzensbrecher insgeheim schwul war und welches lange verheiratete Power-Paar sich nicht mehr riechen konnte. Es waren unbezahlbare Storys, und Nina spürte, wie sehr Trish sich wünschte, sie würde für eine Zeitung arbeiten, die Interesse an solchen Klatschgeschichten hatte.
Erst weit nach Mitternacht waren sie aufgebrochen, und Nina hatte vom Lachen Seitenstiche gehabt.
Irgendwann am Nachmittag tauchten Emer, Deirdre und ihre Sprösslinge im Café auf, mit Jess im Schlepptau.
Ninas Magen zog sich zusammen. Sie hoffte, dass Jess ihre Begegnung in Dublin nicht erwähnen würde.
Sie ging sofort zu ihrem Tisch hinüber. «Wie geht’s euch allen?», fragte sie zur Begrüßung. Jess schaute sie an. Offenbar merkte sie, was Nina befürchtete, denn sie zwinkerte ihr verstohlen zu.
«Hallo … Nina, stimmt’s?» Jess tat so, als kenne sie Nina kaum. Nina war erleichtert.
Als ihre Gäste saßen und auch die Kinder ihre Plätze gefunden hatten, nahm Nina die Bestellungen auf und brachte sie in die Küche. Bei ihrer Rückkehr ins Café hörte sie das Gespräch der Frauen mit an.
«Bist du sicher, dass Brian nichts dagegen hat, wenn die Kiddies auf euren tollen Walnuss-Böden Amok laufen?», wandte Deirdre sich gerade an Jess.
«Na ja … also, das ist bestimmt kein Problem, denn es ist ja ein Gartenfest, da werden wir meistens draußen sein», erwiderte Jess zögernd.
«Dann wollen wir mal für gutes Wetter beten!» Emer lachte, und Deirdre warf ihr einen warnenden Blick
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