Glücksklee
war bewusst geworden, dass ihre Eltern sich nach dem Medienrummel bei ihrer Ankunft große Sorgen um sie gemacht hatten.
«Und schön, dass du ein paar Pfund zulegst», hatte ihr Vater gesagt. Das beunruhigte Ruth ein wenig, denn es bedeutete, dass ihre Schwangerschaft wohl nicht mehr lange unbemerkt bleiben würde. «Als du angekommen bist, warst du ja bloß noch Haut und Knochen. Ein Hungerhaken, hätten wir früher gesagt. In den Illustrierten schreiben sie heute was von Magerkeitswahn, oder?», hatte er sich an Breda gewandt. Bei der Vorstellung, dass Ollie Frauenzeitschriften las, hatte Ruth lachen müssen.
Aber ihre Eltern hatten sich stets bemüht, ein Auge auf sie zu haben, selbst wenn das nur über das Studium von Illustrierten möglich war. In den letzten Jahren hatte sie ihnen ja wirklich keine andere Möglichkeit dazu gegeben. Doch jetzt genoss es Ruth, in Ruhe mit den beiden zusammen zu sein, still im Garten mit ihrem Vater zu lesen oder mit ihrer Mutter zu shoppen und fernzusehen. Es war ein friedliches Dasein, genau das Gegenteil von dem Leben, das sie in Hollywood geführt hatte.
Dieses andere Leben hatte Ruth bisher von sich ferngehalten. Die brutalen Nachstellungen der Paparazzi nach ihrer Rückkehr hatten aufgehört, als die Reporter feststellten, dass die Schauspielerin nun ein stilles, bürgerliches Leben in einer Kleinstadt führte. Die Medien hatten das Interesse an ihr verloren und sich wieder Paris Hiltons Eskapaden am Mittelmeer zugewandt. Ruth staunte darüber, dass sie dankbar für die Ruhe und den Frieden war, denn anfangs hatte sie befürchtet, dass sie sich über das mangelnde Interesse ärgern würde. Erik hatte sich in ein paar höflichen E-Mails nach ihrem Befinden erkundigt, und Chloe hatte ebenfalls einige kurze, unwichtige Nachrichten geschickt, aber abgesehen davon war nichts gekommen. Genauer gesagt: kein Lebenszeichen von Troy.
Bisher war Charlie der einzige Mensch, mit dem sie über das Baby gesprochen hatte. Bei den Treffen mit Nina war sie ein paarmal kurz davor gewesen, hatte sich aber immer gerade noch rechtzeitig bremsen können.
Und was Charlie anging … sie hatte ihn ein paarmal in der Stadt gesehen, doch obwohl sich etwas in seinem Blick veränderte, wenn er sie anschaute, hielt er sich auf Distanz. Offenbar hatte er über die Situation nachgedacht und sich entschieden, ihr nicht nahezukommen. Ruth wusste nicht so recht, ob sie deswegen beleidigt sein sollte oder aber erleichtert, weil Charlie ihr Leben nicht noch weiter verkomplizierte.
Über den Vater ihres Kindes konnte sie nur abfällig lachen. Kaum eine Woche, nachdem sie Troy von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, erschien ein Foto, auf dem er in aller Öffentlichkeit ein neues Starlet abknutschte, das als die zukünftige Scarlett Johansson bezeichnet wurde. Ruth hatte über die Absurdität des Ganzen nur den Kopf geschüttelt und war wieder einmal überrascht gewesen, wie fern Hollywood und ihr alter, verrückter Lebensstil ihr jetzt erschienen.
Mittlerweile hatte sie einen Arzt aufgesucht und erfahren, dass sie vollkommen gesund war und dass ihre Schwangerschaft ganz normal verlief. Der Doktor, Jim Kelly, praktizierte zwar hier in Lakeview, aber er war ein Arzt alter Schule, und Ruth vertraute darauf, dass er sich an die Schweigepflicht hielt und ihre Privatsphäre respektierte.
Doch, das hoffte sie sehr.
Heute Abend wollte sie sich mit Nina und Trish zum Essen treffen. Sie freute sich darauf, auszugehen und etwas Nettes zu machen. Natürlich durfte sie nichts trinken, aber vielleicht würden die anderen Frauen das nicht bemerken, und für alle Fälle hatte sie sich auch schon eine Ausrede zurechtgelegt – eine neue Diät, die sie gerade ausprobierte.
Sie wollten sich im Restaurant treffen, und da Ruth immer noch ein wenig befangen war, wenn sie allein in der Stadt unterwegs war, hatte ihr Vater sich bereit erklärt, sie mit dem Auto bis zur Main Street zu bringen. Ruth warf noch einmal einen Blick in den Spiegel. Doch, sie sah wirklich gut aus. Sie hatte sich das Haar hochgesteckt und trug ein Tulpenkleid aus der Kollektion von Gwen Stefani. Es war irre schick, und gleichzeitig versteckte der Schnitt klug ihre sich rundende Taille. Sie war so zierlich, dass sie schon jetzt, nach gerade einem Drittel der Schwangerschaft, einen kleinen Bauch erkennen konnte.
Nina und Trish saßen schon an einem Tisch, als sie das Restaurant betrat, und winkten ihr zu. Ruth hatte Trish einige Bemerkungen in ihrem
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