Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
das kompliziert werden. Gartenfragen regelt das sogenannte Hessische Nachbarrechtsgesetz. Wie hoch ist denn die Hecke ungefähr?“
„Die ist hoch. Bestimmt zwei Meter fuffzich…“
„Oje, das könnte ein Problem sein. Ich schaue gerade mal nach. Einen Moment bitte…“
Dann hörte man das Blättern des Gesetzesblätter und kurz d arauf: „Hier wird ein Abstand von mindestens 75 Zentimetern vorgeschrieben. Kommt das denn hin mit dem Abstand von der Grenze?“
Meine Mutter und ich schauten uns an. Das konnten wir ohne größere Messgeräte verneinen. Hier war fast bis überhaupt kein Abstand festzustellen…
„Verjährt so etwas nicht?“
„Nein, das spielt in dem Fall keine Rolle. Die Familie Neumeier bringt nämlich den Begriff der „Schikane“ mit ins Spiel. Sie würden bewusst Schatten provozieren, der auf das Salat- und Gemüsebeet der Neumeiers fällt – hervorgerufen durch die zu hohe und zu nah an der Grenze sitzende Thujahecke. Der langjährige Gärtner, ein gewisser Herr Heribert Rotheck, könnte dies bestätigen. Wenn nötig, auch unter Eid…“
Das klang nicht gut. Die Zeit des Triumphierens schien nur von geringer Halbwertzeit gewesen zu sein.
Zumindest für die Mandantschaft Sellinger.
Aber der liebe Anwalt Scherer versprach, sich um die Sache zu kümmern. Er klang dabei jedoch wenig hoffnungsvoll.
Und richtig: Wir wurden tatsächlich wenig später dazu aufgefordert, die gesamte schöne Hecke von beachtlicher Höhe, die niemals jemanden ernsthaft bedroht oder gar schikaniert hatte, mit einer Frist von acht Wochen zu entfernen.
Was auch geschah …
An diesem traurigen Tag musste das Hörgerät meiner Mutter eine Zwangsauszeit nehmen und die Brille ebenso. Was zuviel war, war zuviel.
Anwalt Scherer hatte von weiteren Schritten abgeraten und empfohlen, in rechtlich zulässigem Abstand eine neue Begrenzung zu errichten, vielleicht sogar eine, die man nicht so aufwendig pflegen müsste.
Na prima!
Als die Hecke dann wirklich weg war und den Blick aufs übe raus gepflegte Grundstück der Neumeiers frei gab - mit Rasenkanten, die wahrscheinlich mit der Nagelschere in Schach gehalten wurden – konnte ich es kaum fassen. Was hatten sie nun davon?
Waren sie auf ihre alten Tage etwa exhibitionistisch geworden?
Oder dachten sie, wenn die Hecke weg ist, kommt die Katze gar nicht mehr aufs Grundstück?
An diesem Abend knuddelte ich Ahmed besonders heftig, das mochte er. So glaubte ich zumindest…
Auf jeden Fall schnurrte er dabei lauter und lauter und tröstete mich sogleich mit seinen beruhigenden Tönen.
Aus Dank dafür setzte ich ihm auch gleich einen neuen Floh ins Ohr: „Hörst du, mein Dickerchen, ab jetzt wird nicht mehr nur in den Garten gepieselt, jetzt darfst du sogar ins Schlafzimmer bei den Neumeiers und dein großes Geschäft machen…“
Er guckte mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, die mir unverblümt versprachen: „Wird gemacht, Frauchen!“
Choupette…
„Theeeeeaaaaaa! Wir sind’s“, rief es an einem Freitagabend wi eder einmal schon von der Aufgangstreppe her. Ich hatte meine Fenster geöffnet, es wehte noch ein laues Lüftchen und Ahmed wollte auch noch mal auf spätabendliche Tour gehen.
Schließlich hatte er ja Aufträge abzuarbeiten…
Detlef und Claude kamen in bester und frischondulierter Laune daher, zwei Flaschen Rotwein unter den glattrasierten Armen und die Zähne in derartiger Blendform, dass man glatt die Beleuchtung hätte einsparen können. Hier hatte die ästhetische Zahnmedizin wirkliche Meisterwerke erschaffen, was sicherlich absolutes Neuland für meinen Heckenkiller von nebenan sein dürfte.
Wenn ich dagegen mein eher naturbelassenes Schwarztee-Rotwein-Tabak-Gebiss betrachte...
Oje.
Einen Moment später kam Ahmed um die Ecke, er hatte wohl gehört, dass bei Frauchen irgendetwas zugange war. So ein bisschen Party lockte immer, er mochte es, wenn „was los war“.
Es gab die übliche Bussi-Bussi-Begrüßung und dabei wurde mir ganz blümerant von den vielen Duftnuancen an der überaus gepflegten Herrenhaut. Wahrscheinlich hatte Claude von seiner letzten Reise mal wieder die neuesten Parfumangebote der LaBelle Air , so hieß die Luftfahrtgesellschaft, bei der er angestellt war, mitgebracht.
Püh! Das Ehepaar Douglas persönlich…
„Ich habe eine Überraschung!“, Claude war aus dem Häu schen, also noch mehr als schon normal. „Morgen hole ich meine Katze ab, eine ganz süße Maus. Choupette heißt
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