Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Schreibmaschine geschnurrt haben dürfte, während sein Herrchen mit roher Gewalt auf die Buchstaben einhauen musste, um etwas möglichst fehlerfrei und beim ersten Wurf aufs Papier zu bringen.
Hach, wenn er doch nur erzählen könnte, dachte ich so ma nches Mal, wenn er mich wieder mit diesem unbeschreiblichen Blick angesehen hatte.
Was denkt so ein Ahmed eigentlich im Allgemeinen, fragte ich mich oft, sehr oft. Doch dieses Geheimnis würde voraussichtlich eines bleiben, war meine vage Vermutung…
Mittlerweile stand das Weihnachtsfest erneut vor der Tür und es war ein großes Glück, dass meine beiden Brüder samt ihrer nervtötenden Schwägerinnen (die Nichten und Neffen mal ausgeklammert) in diesem Jahr einen gemeinsamen Skiurlaub im Bregenzer Wald geplant und - Gott sei Dank - auch gebucht hatten.
So konnte meine Mutter weiterhin die Vorzüge ihres Hörger ätes genießen und ich ein hoffentlich friedliches Fest ohne jeglichen Stress, ganz gleich von wem verursacht.
Stille Nacht, heilige Nacht…
Ich würde mir natürlich alle drei Sissi-Filme gönnen, das war obligatorisch, es mir mit Ahmed auf dem alten Sofa gemütlich machen, viel, viel essen und noch mehr trinken, nur ans Telefon gehen, wenn der Gesprächspartner auch wirklich erwünscht war und nebenbei einfach mal mein Buch durchlesen.
Also lag ich eines schönen Weihnachtstages mit vollgemampfter Wampe auf der Couch und begann zu lesen. Mein eigenes Buch. Aber, oh je…
Selbst nach der ersten Überarbeitung fiel mir auf, dass man da so manches nicht so stehen lassen konnte. Mit einigem Abstand sah ich die Sache nun schon wieder ganz anders. Plötzlich fielen mir Dinge auf, die ich vorher noch nie beachtet hatte.
Bei einigen Charakteren entdeckte ich Unregelmäßigkeiten. Das ging gar nicht. Also holte ich erneut zur Überarbeitung aus. Klappe, die Zweite…
Mit den ruhigen Feiertagen war es nun gehalten. Stattdessen saß ich am Laptop, korrigierte und feilte, be- und entlastete die Goldwaage, auf die ich fast alles gelegt hatte und grämte mich darüber, dass ich das nicht schon vorher erkannte hatte. Hier und da entdeckte ich Wiederholungen, die mussten raus. Und dann bemerkte ich, dass ich mit den Satzzeichen auch noch einmal ein Wörtchen reden musste. Alles gar nicht mal so leicht…
Ehe ich mich versah, war das neue Jahr angebrochen und ich entschied mich dazu, das nun hoffentlich bald fertige Werk noch einmal auszudrucken. Diesmal nahm ich die Sache aber wieder selber in die Hand und produzierte damit weitere Einkaufszettel oder Schmierpapier für die nächsten 150 Jahre.
Obwohl ich mir sicher war, dass in absehbarer Zukunft der Einkaufszettel wahrscheinlich der Vergangenheit angehören w ürde, und zwar für immer!
In Zukunft würde wohl niemand mehr Zeit und Energie aufwenden, um irgendwo einzukaufen, wenn er dazu vorher das Haus verlassen musste. Paketzusteller und LKW-Fahrer würden mit die einzigen sein, die noch auf der Straße unterwegs wären. Der Rest würde vor der Glotze sitzen, Fernsehen und Internet in einem Gerät, wohlgemerkt, und BESTELLEN.
Und zwar alles…
Wäre ich wohl noch am Leben, wenn es soweit sein würde?
Und wollte ich das eigentlich? Wieder einmal hatte ich keinerlei Plan von alledem…
Aber das waren auch nicht die Fragen, die mich vorrangig beschäftigten. Ich musste nämlich fleißig drucken, drucken, drucken – und war schon bald wieder gezwungen, das Haus tatsächlich zu verlassen, um eine neue Patrone zu kaufen. Erschrocken stellte ich fest, dass diese mehr kostete als ein erneuter Buchdruck übers Internet.
Irgendwer wollte anscheinend, dass wir zuhause bleiben.
Aber WER??? Und WARUM???
Egal, das Ding musste fertig werden. War ja hoffentlich die letzte Maßnahme…
Irgendwann musste mein Buch doch ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.
Kaum hatte ich die zweite Überarbeitung also zu Ende gebracht, fiel mir ein, dass ich ganz vergessen hatte, die in Frage kommenden Verlage anzuschreiben. Ein sogenanntes Exposé musste also schleunigst her – eine Art Zusammenfassung meines Romans, auf maximal ein oder zwei DIN-A-4-Seiten, je nachdem wie der Verlag das wünschte. Sollten sich doch deren hochdotierte Lektoren mit den weiteren Feinheiten meines Buches beschäftigen.
Ich war zweifellos für höhere Aufgaben geboren und wollte mich auch nicht endlos mit diesen „Kleinigkeiten“ aufhalten, ständig den Stil und die Form überarbeiten, das artete wirklich schon in Mühsal
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