technikaffine Nutzerin, hatte ich es geschafft: Mein Werk , also genauer gesagt, das erste Kapitel meines Romans, war bei „Youngestbuxx.com“ erschienen und nahm an einer Art Wettbewerb um einen Verlagsvertrag teil.
Das Leben war wieder schön.
Zufrieden guckte ich mehrmals am Tag nach, ob mein Ebook auch noch „da“ war. Schließlich barg das Internet Gefahren ohne Ende, schwarze Löcher und ähnliche Szenarien, die den Cyber-Tod verursachen konnten.
Obwohl, wenn ich es mir aus heutiger Sicht so überlege, es gab und gibt eigentlich keinen Grund, sich über verschwundene Dokumente, Veröffentlichungen, Homepages oder ganze Festplatten irgendwelche Sorgen zu machen. Schreiben Sie einfach an Onkel Sam – oder besser Mister Obama persönlich.
Im Falle eines Falles: die NSA hat einfach alles!
Man sollte es positiv sehen: Externe, überteuerte Festplatten, USB-Sticks oder CDs zur Datensicherung waren und sind im 21. Jahrhundert völlig überflüssig. Die Sicherung von Daten per se ist heute doch schon ein klarer Fall von OLD SCHOOL…
M ittlerweile weiß jedes Kind im Vorschulalter: Bei Datenverlust reicht eine kurze Mail an Barrack Dumbo-Obama vollkommen aus.
„Hello Mister President!
I have da a little problem, because my kitten named Ahmed, a Persian with very long hair (no Taliban!!! I promise…) has made his “Kleines Geschäft” (little business) directly auf my computer tastatur.
And now I am sitting in a public Internet-Café with many dark dressed men with long, long beards (Taliban???) because my computer at home is not working any longer for me. Could you please send the komplette Festplatte from Thea Sellinger, Groß-Nidda, Germany, to
[email protected] Thank you very much for your kind service from far oversea!
All the best for you and Michelle (nice haircut) and your daughters + dogs (nice haircuts too),
Yours sincerely
Thea Sellinger, West Germany
( Overhessen, Apple Wine County nearby the Bird Mountains)
Aber nach einigen Tagen hatte ich dann doch noch „Vertrauen“ zu der Seite gewonnen, auf der mein Werk erschienen war. Tatsächlich, meine Veröffentlichung war noch immer da und nicht im Cyberspace verschwunden.
Dann bekam ich auf einmal sogar Post von Youngestbuxx.com: „Sehr geehrte Thea Sellinger! Sie haben eine neue Bewertung erhalten! Klicken Sie gleich auf diesen Link…“
Mein Herz raste, ich kann mich noch genau erinnern. Jemand hatte mein Wettbewerbskapitel gelesen und etwas dazu geschrieben. Ich öffnete zitternd den virtuellen Umschlag und las – wahrscheinlich mit hochrotem Kopf.
Jemand namens „HannaH“ hatte Folgendes eingestellt:
Handlung: Es geht um die mehr oder weniger kaputte Beziehung zwischen Lena und Arne, die sich schon seit der Studienzeit kennen und nach fast zwanzig Jahren in einer Art Sackgasse gelandet sind. Der Leser erfährt nicht allzu viel in den ersten Seiten, außer den absolut hirnrissigen Kosenamen „Schinkenspeck und Sahneschnitte“, wobei Schinkenspeck(chen) wohl für die Protagonistin steht. Sehr einfallsreich! Selten so gequält gegrinst.
Ausdruck und Stil : Teilweise ganz charmant formuliert, im Grunde genommen jedoch langatmig und meist zähflüssig. Es fehlt an Tempo und Pep! Außerdem zu viele Wiederholungen, der Leser ist im Normalfall ja nicht demenzkrank. Außerdem nerven die Namen und Verfremdungen von bekannten Persönlichkeiten. Jeder weiß doch sowieso, um wen es sich handelt, wenn über Promis geschrieben wird. Also, mehr Mut!
Fazit: Die Autorin sollte dieses Werk tiefgreifend überarbeiten und sinnvollerweise in ein professionelles Lektorat investieren. Oder sich einfach ein neues Hobby suchen. Vielleicht Lesen?
Ich konnte es nicht fassen!
Was war denn das für eine Schnepfe, die so eine Rezension ins Internet gestellt hatte?
Die hieß bestimmt mit echtem Nachnamen „Arm-Ranicki“…
Frechheit, so eine bodenlose Frechheit! Hatte die gerade Wechseljahre in Reinform und vergessen, ihre Hormone einzufahren? Ich schnaubte innerlich. Dann auch äußerlich.
„Ahmeeed!“, rief ich ungeduldig, „komm‘ her und piesel auf die Scheiß-Tastatur!!! Aber DALLI!“
Zum Glück verstand er doch nicht alles…
Am Ende hätte ich tatsächlich noch an „Uncle Sam“, äh, ich meine natürlich an Mister Dumbo-OHR-Bama persönlich schreiben müssen.
Als ich mich – allerdings nur geringfügig – beruhigt hatte, schaute ich mir mal genauer an, wer das eigentlich